Egon Brunswick (Brunswik)
Geb. am: |
18. März 1903 |
Fakultät: |
Philosophische Fakultät |
Kategorie: |
Vertriebene WissenschafterInnen |
Egon BRUNSWICK (BRUNSWIK), geb. am 18. März 1903 in Budapest, gest. am 7. Juli 1955 in Berkeley (USA), war 1938 Privatdozent für Psychologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien.
Er wurde im Nationalsozialismus aus politischen Gründen verfolgt und 1938 seines Amtes enthoben und von der Universität Wien vertrieben.
Brunswick studierte an der Theresianische Akademie und von 1921 bis 1923 Ingenieurwissenschaften an der Technischen Hochschule Wien (Absolvierung der 1. Staatsprüfung der Technik 1923), um daraufhin zum Psychologiestudium an die Universität Wien zu wechseln. 1926 legte er das Staatsexamen ab, das ihm die Lehrtätigkeit in Mathematik und Physik an Gymnasien ermöglichte. Nachdem er für ein Jahr an einem Realgymnasium tätig war, promovierte er 1927 an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien zum Dr. phil. (Referent: Karl Bühler). Daraufhin sollte er bis 1931 als Assistent am Psychologischen Institut unter Karl Bühler fungieren, während er ebenso am Pädagogischen Institut und der Volkshochschule in Wien unterrichtete. 1931/32 ging er als Gastprofessor an die Universität Ankara, wo er das erste Psychologische Laboratorium gründete. Zwei Jahre nach seiner Rückkehr wurde er 1934 an der Universität Wien habilitiert und zum Privatdozenten ernannt. Er war 1935/36 Rockefeller fellow, Visiting lecturer und Research fellow an der University of California, Berkeley. 1936 erfolgte die endgültige Emigration in die USA, wobei er im Jahr darauf zum Assistent Professor avancierte.
[1] An der Universität Wien war er während dieses Zeitraums in seiner Funktion als Assistent beurlaubt.
[2] Er heiratete Else Frenkel, eine psychoanalytisch orientierte Psychologin, die ebenfalls früher Assistentin an Bühlers Institut gewesen war und wurde später amerikanischer Staatsbürger.
Nach dem "Anschluss", per 22. April 1938, hatte seine Lehrbefugnis "bis auf weiteres zu ruhen".
[3] Ein möglicher Grund hierfür könnte seine Nähe zum Wiener Kreis gewesen sein,
[4] ebenso aber sein vergleichsweise früher Beitritt zur "Vaterländischen Front" – noch vor der verpflichtenden Mitgliedschaft – im Dezember 1933.
[5] Brunswick verblieb in den USA und konnte ab 1939 als Associate Professor lehren. Eine Rückkehr nach Österreich bzw. an die Universität Wien kam auch nach Kriegsende nicht mehr zustande, während er 1947 zum Professor in Berkeley aufstieg.
Brunswick war maßgeblich an der Entwicklung der Theorie des probabilistischen Funktionalismus beteiligt, womit er wesentlichen Einfluss auf die Psychologie ausübte.
[6]
Lit.: Archiv der Universität Wien/PHIL PA 1142, PHIL GZ 659 ex 1937/38; MÜHLBERGER 1993, 38; GEUTER 1986, 257; RÖDER Bd. 2 1983; Leonard ZUSNE, Names in the history of psychology. A biographical sourcebook, New York 1975; The Brunswik Society.
[2] Vgl. UA, PA, fol. 5, BMU an PHIL Dekanat, 29. 1. 1938.
[3] Vgl. UA, PHIL GZ 659-1937/38, O.-Nr. 91, PHIL Dekanat an Brunswick, 23. 4. 1938.
[4] Vgl. Leonard ZUSNE, Names in the history of psychology. A biographical sourcebook, New York 1975, 374.
[5] UA, PA, fol. 68, Kommissionsbericht zur Sitzung am 20. 2. 1937.