Wilhelm Eckard Brückner
Geb. am: |
11. März 1920 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Wilhelm BRÜCKNER, geb. 11. März 1920 in Wien (zuständig nach Wien/Österreich, Staatsbürgerschaft: Österreich) als Sohn von Wilhelm Anton Brückner (1885-1964, Reichsbahnoberinspektor) und Angela, geb. Bittner (1880-1951) und wohnte in Wien 13., Opitzgasse 21. Wilhelm Brückner maturierte am der Privat-Realschule des Realgymnasiums "Rainer" in Mauer am 1. Juni 1938 und leistete dann seine Reichsarbeitsdienstpflicht ab.
Er begann im Wintersemester 1938/39 an der Tierärztlichen Hochschule Wien ein Veterinärmedizinisches Studium.
Er galt im Nationalsozialismus als "Mischling 2. Grades" und konnte sein Studium - bei jederzeitigem Widerruf - vorläufig bedingt fortsetzen. Im Wintersemester 1939/40 wurde er aber aus rassistischen Gründen an der Tierärztlichen Hochschule nicht mehr zu Prüfungen und zur weiteren Inskription zugelassen (Abgangszeugnis vom 26. September 1939).
Er inskribierte daraufhin im gleichen Wintersemester 1939/40 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien ein (Human-)Medizinstudium, da dies nach den damaligen Regelungen noch möglich war, und meldete sich gleichzeitig als Kriegsfreiwilliger. Er rückte mit Oktober 1939 ein, kämpfte in der Deutschen Wehrmacht an der Westfront und wurde im August 1940 zum Unteroffizier befördert. Nach einem Trommelfellriss durch Fliegerbomben wurde er ab November 1940 an der Kanalküste eingesetzt, dann setzen starke Folgewirkungen der Verletzung ein und er wurde 1941 vom Obersten Heereskommando zum Weiterstudium abkommandiert mit Vorbehalt der Entscheidung/Zustimmung des Berliner Reichserziehungsministeriums
Dekan Pernkopf wird zur üblichen Begutachtung der "rassischen Einordnung" aufgefordert und schreibt im Mai 1941: "Herr Brückner hat sich seinerzeit als Kriegsfreiwilliger gemeldet und ist derzeit Unteroffizier. Dem Aeusseren entnimmt man keine jüdischen Merkmale." Bereits am 23. Juni 1941 wurde er vom Reichserziehungsministerium (Erl. WF 2952/41) im Einvernehmen mit Reichsinnenministerium zum Weiterstudium und zu den ärztlichen Prüfungen zugelassen. Das Sommersemester 1944 war aufgrund der zahlreichen Unterbrechungen und durch den Militärdienst erst sein 6. anrechenbares Fachsemester. Eine spätere "Bestallung" (Berufszulassung) wurd in Aussicht gestellt, sofern die kurz davor vorzunehmenden Feststellungen ergeben, dass gegen seine politische und sittliche Zuverlässigkeit und die seiner Familie im Sinne des Nationalsozialismus keine Einwendungen zu erheben sind und soferne er tatsächlich nur von einem einzigen jüdischen Großelternteil abstamme.
Er konnte sein Studium erst nach dem Ende des Nationalsozialismus beenden, wo diese Auflagen keine Rolle mehr spielten, und promovierte am 23. Oktober 1946 und erwarb den akademischen Grad eines "Dr.med.univ.".
Er lebte und arbeitete als Arzt in Wien.
Dr. Wilhelm Brückner starb im Oktober 1988 im 68. Lebensjahr in Wien und wurde am Friedhof Wien-Baumgarten bestattet.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1939-1942, MED GZ 1115 ex 1939/40, ONr. 247, 248 Rektorat GZ 944 ex 1939/40/41, Rektorat GZ 97/I ex 1942/43, RA GZ 97/I ex 1944/45, MED S 51.1, MED Promotionsprotokoll M 33.14, Nr. 1484; Historisches Archiv der Veterinärmedizinischen Universität in Wien/Fotoalbum Tierärztliche Hochschule in Wien, Matr. Nr. 5141 - 5742, Band 10; ÖStA/AdR/02-Unterricht/Kurator d. wiss. Hochsch. Wien (K. 13)/GZ 5201 ex 1940-1943; Verstorbenensuche Friedhöfe Wien; Lisa RETTL, Jüdische Studierende und Absolventen der Wiener Tierärztlichen Hochschule 1930 -1947: Wege - Spuren - Schicksale, Göttingen 2018, 182-186; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2022.
Herbert Posch