| Geb. am: | 22. Dezember 1911 |
| Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
| Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Edith BROCH (verh. BROCH-WEISZ), geb. am 22. Dezember 1911 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter des bekannten Geschäftsmanns Philipp Broch (Präsident der Privaten Allgemeinen Verkehrsbank, 1871–1936) und dessen Frau Laura geb. Krämer (1879–1945), wohnte gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem älteren Bruder Erich (1904–1957) in Wien 3, Reisnerstraße 28.
Sie erhielt eine gute Schulausbildung an Internaten in Lausanne/Schweiz und in England. Im Herbst 1930 wurde sie zum Lehramt für Französisch an Volksschulen zugelassen. Nach der Reifeprüfung am Realgymnasium in Wien 2 zog Edith Broch in eine eigene Wohnung in Wien 3, Garelligasse 3 und begann im Wintersemester 1933/34 ein Medizinstudium an der Universität Wien. Nach einem Semester übersiedelte sie nach Wien 9, Rummelhardtgasse 3/46.
Während ihres Studiums lernte sie ihren späteren Ehemann Arthur Weisz (1904–2000) kennen. Sie war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 10. Studiensemester inskribiert, schrieb aber auf ihre Nationale (Inskriptionsschein) seit Wintersemester 1935/36, dass sie sich erst im 5. Semester befand.
Nachdem Arthur Weisz Anfang März sein Medizinstudium abschließen konnte und am 4. März 1938 zum "Dr.med." promovierte und sich bei der Wiener Ärztekammer anmeldete, beschloss das Paar aufgrund der politischen Situation umgehend noch vor dem "Anschluss" 1938, Österreich zu verlassen und in die USA zu emigrieren. Sie reisten mit dem Zug am 11. März 1938 über Feldkirch zunächst nach Zürich/Schweiz und von dort mit dem Zug und einem Transitvium durch Frankreich um am 16. März mit der Fähre nach Dover/England zu gelangen, von wo sie am 23. Juni 1938 mit der SS Normandie und einem kurzfristigen Touristenvisum weiter in die USA fuhren, wo sie am 29. März 1939 in New York, NY, ankamen. Vor Ort bemühten sich Edith Broch und Arthur Weisz um ein dauerhaftes Einreisevisum für die USA, dass am 6. April in Washington ausgestellt wurde, woraufhin sie am 13. April 1938 in New York, NY, heirateten bevor sie nochmals aus- und wieder einreisten, damit das Visum Gültigkeit erlangte. Sie reisten also aus den USA aus nach Havanna/Kuba und am 13. Mai 1938 von dort offiziell, nicht mehr als Touristn sondern als Immigrnten, in Miami in die USA ein. Sie kehrten aber im Sommer 1938 sowie 1939 noch einige Male nach Europa zurück, um aus der Schweiz heraus die Ausreise weiterer Familienmitglieder zu organisieren, darunter ihre Mutter Laura Broch und ihr Bruder Erich Broch, die beide zwischenzeitlich im Landgericht Wien inhaftiert waren.
In New York absolvierte Edith Broch-Weisz einen Ausbildungskurs für medizinische Assistenz und Unternehmensführung, den sie am 31. Dezember 1939 mit einem Zertifikat als Medical Assistant abschloss, ihr Medizinstudium konnte sie in der Emigration jedoch nicht mehr fortsetzen.
Während ihr Ehemann sein medizinisches Praktikum 1939/40 am St. Francis Hospital & Sanatorium in Colorado Springs, Colorado absolvierte und nach erfolgreichen Prüfungen am 3. September 1941 vom Medical State Board in New York als Arzt und Chirurg zugelassen wurde, betätigte sich Edith Broch-Weisz in den 1940er Jahren als Freiwillige für die Organisation "Self Help", die jüdischen EmigrantInnen half. Sie besuchte 1943/44 einen Englischkurs an der Columbia University und erhielt 1943 die US-Staatsbürgerschaft.
Arthur Weisz wurde schließlich ein angesehener Arzt in New York City, während Edith Broch-Weisz ihre Berufstätigkeit beendete und Hausfrau wurde.
Das Paar pflegte persönlichen Kontakt zu Kurt Waldheim und Bruno Kreisky.
Arthur Weisz starb am 25. September 2000 in New York, Edith Broch-Weisz wenige Monate später am 25. Januar 2001.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1933–1938; Leo Baeck Institute, New York: Edith Broch-Weisz Collection (AR 10678); POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 370; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2023.
Katharina Kniefacz
