Rudolf Zifferer
Geb. am: |
07. September 1908 |
Fakultät: |
Philosophische Fakultät |
Kategorie: |
Doktorgradaberkennung |
Rudolf ZIFFERER, geb. am 7. September 1908 in Wien, hatte am 18. Juni 1931 an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Mag. Dr. phil. in Chemie/Pharmazie erworben (Dissertation: 'Über die Oxydationsvorgänge an der organischen Schwefelstickstoffbindung'). Seit Mai 1932 war er Besitzer der Apotheke "Zur Mutter Gottes", in Wien 10, Gudrunstraße 150, im Februar 1936 erhielt er die Konzession zum Betrieb der Apotheke.
Nach dem "Anschluss" 1938 wurde die Apotheke von Rudolf Zifferer zwangsweise "arisiert" - er wurde gezwungen, seine Apotheke zu einem geringen Preis an den SA-Obersturmbannführer und Mitglied des Reichstages Walter Rentmeister zu verkaufen, der sie in "Saarland-Apotheke" umbenannte und in dem bisher geschäftstüchtigen Betrieb bis Kriegsende 1945 einen Schuldenstand von 200.000 Reichsmark aufbaute.
Zifferer konnte noch 1938 nach Kanada flüchten, wo er später in Vancouver als Rudolf
John Stanford einen pharmazeutischen Großhandelsbetrieb aufbaute.
Am 14. Juli 1942 wurde ihm der an der Universität Wien erworbene Doktorgrad aus rassistischen Gründen aberkannt, da er im Nationalsozialismus 'als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig' galt.
Am 11. Juli 1948 wurde die Apotheke an Rudolf J. Stanford zurückgegeben, der sie wieder in "Zur Mutter Gottes" umbenannte und 1949 mit gemeinsam mit Erwin Stögermayer eine Kommanditgesellschaft zum Betrieb der Apotheke gründete.
Erst 13 Jahre nach der Aberkennung und lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm der Doktorgrad am 15. Mai 1955 wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für 'von Anfang an nichtig' erklärt.
Lit.: Alfred FEHRINGER/Leopold KÖGLER, Die Pharmazeutische Gehaltskasse für Österreich von 1908 bis 1948 unter besonderer Berücksichtigung der ‚Arisierung‘ und Rückstellung österreichischer Apotheken, Wien 2008 [pdf], 152f.; LEIMKUGEL1999, 225.
Katharina Kniefacz