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Paul Zerner

Geb. am: 30. Juli 1890
Fakultät: Juridische Fakultät
Kategorie: Doktorgradaberkennung

Paul ZERNER, geb. am 30. Juli 1890 in Eibenschütz, Mähren/Österreich-Ungarn [Ivančice/Tschechische Republik], hatte am 20. Juli 1916 an der Juridischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Dr. iur. erworben.

Er hatte im Ersten Weltkrieg in der k.u.k. Armee gedient und war Oberleutnant-Auditor i.R. und war Besitzer der Wäscherei Zerner & Co. in Wien 6., Stumpergasse 42 und der Bischko & Co. Decken-, Teppich- und Rosshaarwäscherei in Schwechat/NÖ, Schulplatz 8. Er war im Dezember 1916 aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten und heiratete am 6.  April 1918 in Wien Risa Fuchs (1890–1963), die im Dezember 1917 aus der IKG ausgetreten war. Sie wohnten in Wien 18., Starkfriedgasse 9 und 1921 (Leonore) und 1925 (Maria) bekamen sie zwei Töchter.

Im Nationalsozialismus wurden sie als Juden/Jüdinnen verfolgt und mussten aus Wien fliehen und konnten noch rechtzeitig gemeinsam nach England emigrieren. Sie wohnten in Uxbridge, Middlesex, England, wo er auch wieder als Geschäftsführer einer Wäscherei (Fray's Mill Laundry, Uxbridge) arbeiten konnte. Er wurde am 18. Oktober 1939 vorerst von einer Internierung als enemy alien ausgenommen, später aber doch interniert und erst am 16. September 1940 wieder entlassen. Am 24. Oktober 1940 reiste er mit der SS Eastern Prince von Liverpool/England mit seiner Familie in die USA aus, wo sie am 5. November 1940 in New York City, NY ankamen. Er beantragte im April 1941 die U.S.-Staatsbürgerschaft – er lebte damals in Port Chester, NY, und arbeitete wieder in einer Textilreinigung – woraufhin ihm, seiner Frau und seinen Töchtern vom Dritten Reich die Deutsche Staatsangehörigkeit per 22. Mai 1941 aberkannt und das gesamte Vermögen enteignet wurde.

Als eine der Rechtsfolgen wurde ihm am 17. Juli 1942 auch der akademische Grad von der Universität Wien aus rassistischen Gründen aberkannt, da er im Nationalsozialismus "als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig" galt.

Er starb im August 1949 in Port Chester, Westchester, NY/USA und ist am Ferncliff Cemetery and Mausoleum in Hartsdale, Westchester, NY, bestattet.

Erst 13 Jahre nach der Aberkennung und lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm der Doktorgrad am 15. Mai 1955 posthum wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für "von Anfang an nichtig" erklärt.

Lit.: Archiv der Universität Wien/Promotionsprotokoll IUR 1915–1919 Nr. 227, Rektorat GZ 118 ex 1941/42, GZ 561 ex 1944/45 ONr. 15; Deutscher Reichsanzeiger Nr. 119 vom 24. Mai 1941; Österreichisches Staatsarchiv OeStA/AdR/E-uReang/FLD 13777 & FLD 13896, /Hilfsfonds/ Abgeltungsfonds 9848, /Hilfsfonds Sammelstellen A und B Negativ-Akten Handel und Gewerbe N 128, /VVSt VA 66534 & /VVSt Gew. 1767; Wiener Stadt- und Landesarchiv WStLA 1.3.2.119.A41 1619 Bezirk 6; POSCH 2009, 498; www.ancestry.de.


Herbert Posch

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