Violette Wolfsohn (verh. Brandon)
Geb. am: |
26. Juli 1913 |
Fakultät: |
Philosophische Fakultät |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Violette WOLFSOHN (verh. BRANDON), geb. am 26. Juli 1913 in Bad Kissingen, Bayern/Deutschland (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Julius Wolfsohn (1880-1944, Musiker, Konzertpianist und Musikpädagoge) und Sophie Wolfsohn (geb. Plotzki, 1889-1952), wohnte in Wien 3, Pfarrhofgasse 16 und hatte 1932 am Mädchenrealgymnasium in Wien 2 ihre Matura/Reifeprüfung erfolgreich bestanden. Im Wintersemester 1932/33 begann sie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien zu studieren und belegte vorerst Lehrveranstaltungen aus Anglistik. Nach einem Semester Unterbrechung studierte sie ab Wintersemester 1933/34 Musikwissenschaft. Nach einer weiteren Unterbrechung vom Februar 1935 bis September 1936 (und Umzug an die Wohnadresse des Vaters in Wien 1, Goldschmidgasse 10) setzte sie ihr Musikwissenschaftsstudium fort und war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Philosophischen Fakultät im 7. Und vorletzten Studiensemester inskribiert.
Sie wurde 1938 nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen ihr Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.
Ihr Vater Julius(z) Wolfsohn, berühmter Chopin-Interpret, Komponist jüdischer Musik ("Jüdische Rhapsodie" für Klavier 1912, "
12 Paraphrasen über altjüdische Volksweisen" 1920, "
Hebräische Suite", 1926), Protagonist des Wiener
Vereins zur Förderung jüdischer Musik und Musikkritiker u.a. von "
Die Stimme" und "
Die neue Welt" musste nach dem sogenannten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1939 aus Österreich fliehen und konnte über Großbritannien mit seiner Frau in die USA fliehen. Sie konnten am 14. Mai 1940 in London/England ein US-Visum erhalten und über Liverpool/England am 21. Juni 1940 in die USA (New York, NY) emigrieren und lebten anfangs bei ihrer Tochter Violette in New York. Julius Wolfsohn starb am 12. Februar 1944 in New York/USA, seine Frau Sophie wurde 1946 in die USA eingebürgert und starb am 8. August 1952 in San Francisco/USA.
Violette Glika Wolfsohn hatte bereits am 9. September 1938 in Wien ein Visum für die USA erhalten und reiste am 30. September 1938 von Le Havre/Frankreich in die USA aus, wo sie mit der
SS Washington am 8. Oktober 1938 in New York ankam. Am 6. Dezember stellte sie den Antrag auf US-Staatsbürgerschaft – sie lebte damals bei einem Freund, David Pinky, in 222 W 77th Str. in Manhattan, New York City, NY und heiratete am 29. September 1939 in Manhattan den Wiener Juwelier Hans Hermann Bogyansky (1911-1988).
Er wurde am 16. Juli 1911 in Tullnerbach-Preßbaum bei Wien geboren, lebte dann in Wien 6., Schmalzhofgasse 8/11, bevor er am 3. Juni 1938 in das KZ Dachau deportiert wurde, von wo er am 22. September nach Belgien überstellt wurde. Es gelang ihm, über Italien aus dem Dritten Reich in die USA zu flüchten und er konnte am 23. September 1939 auf der
SS Conti Savoia in New York City, NY einreisen - eine Woche vor seiner Heirat mit Violette Wolfsohn. Das Paar anglisierte kurz nach der Heirat die Namen amtlich in
John H. Brandon und
Violet G. Brandon. John H. Brandon wurde am 16. Oktober 1940 für die US-Army gemustert. Am 10. April 1941 erkannte ihm das Deutsche Reich aufgrund der erfolgreichen Emigration seine Deutsche Staatszugehörigkeit ab und er wurde staatenlos (ab 18. Dezember 1943 US-Staatsbürger). Violet G. Brandon wurde am 11. April 1945 als US-Staatsbürgerin eingebürgert und lebte mit ihrem Mann und ihren Kindern in Kalifornien, den größten Teil ihres Lebens in Los Angeles.
Violet G. Brandson, geb. Violette Glika Wolfsohn, starb am 6. September 1993 in 91316, Encino, Los Angeles, Kalifornien/USA und ist im Mount Sinai Memorial Park, Los Angeles, bestattet.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1932-1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 502; Jascha Nemtsov in: LexM; Statue of Liberty-Ellis Island Foundation; www.ancestry.de; www.genteam.at.
Herbert Posch