Friedrich Weiss (später Frederick Wyatt)
Geb. am: |
25. August 1911 |
Fakultät: |
Philosophische Fakultät |
Kategorie: |
Doktorgradaberkennung |
Friedrich WEISS (später Frederick WYATT), geb. am 25. August 1911 in Wien, begann 1930 ein Studium der Psychologie, Philosophie und Literatur an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien. 1934 begann er daneben eine analytische Ausbildung am Wiener Psychoanalytischen Institut und wurde im selben Jahr psychologischer Assistent an der Universitäts-Sprachklinik des Allgemeinen Krankenhauses. Er erwarb am 12. Juni 1936 an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Dr. phil. in Philosophie (Dissertation: 'Der Begriff des Unbewußten seit Kant. Geschichte und Kritik.').
Nach dem "Anschluss" emigrierte Weiss zunächst noch im März 1938 nach London/Großbritannien und Ende des Jahres weiter in die USA, wo er 1939 ankam und seinen Namen in Frederick Wyatt änderte.
Während des nächsten Jahrzehnts hatte er mehrere akademische Positionen inne: Er war 1939-1940 Research Associate am Department of Education der Ohio State University in Columbus, Ohio, 1940-1943 Research Associate an der Psychological Clinic der Harvard University in Cambridge, Massachusetts sowie am Simmons College in Boston und an der Boston University tätig. Seine in Wien begonnene psychoanalytische Ausbildung setzte er in Boston fort. Zwischen 1943 und 1949 arbeitete er als klinischer Psychologe am Massachusetts General Hospital sowie am MacLean Hospital der Harvard Medical School, und anderen Krankenhäusern.
Am 14. Juli 1942 wurde ihm der Grad aus rassistischen Gründen aberkannt, da er im Nationalsozialismus 'als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig' galt.
Erst 13 Jahre nach der Aberkennung und lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm der Doktorgrad am 15. Mai 1955 wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für 'von Anfang an nichtig' erklärt.
1952 wechselte Wyatt an die University of Michigan, wo er die Psychologische Klinik aufbaute und sich der Lehre und Praxis psychoanalytisch orientierter Therapie widmete. Er hatte mehrere Funktionen in einschlägigen Gremien inne, u.a. war er Präsident der Division 10 (Psychology and the Arts) der American Psychological Association, Präsident der Society for Projective Techniques und fungierte dreimal als Fulbright professor.
Nach seiner Pensionierung zog Frederick Wyatt 1974 nach Freiburg/Deuschland, wo er eine neue Karriere als Praktiker und Lehrer der Psychoanalyse begann.
Er starb am 3. September 1993 in Freiburg.
Lit.: Datenbank "Österreichische Soziologinnen und Soziologen im Exil 1933 bis 1945", Universität Graz; Nachruf von Joseph Adelson, in: American Psychologist, Vol. 50/4 (April 1995), 301; GEUTER 1986, 281; STADLER II 2004 [1988], 255, 257, 262; University of Michigan/Faculty History Project.
Katharina Kniefacz