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Margarete Weinberger (Spielberg, Holdheim)

Geb. am: 18. August 1899
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Doktorgradaberkennung

Margarete WEINBERGER (gesch. SPIELBERG, verh. HOLDHEIM), geb. am 18. August 1899 in Wien als Tochter Leopold Weinberger (1867–1924, Kaufmann) und Bertha Weinberger, geb. Tintner (1877–1956), wohnte in Wien 2 Tandelmarktgasse 11 und hat am Privat-Mädchen-Obergymnasium in Wien 6, Rahlgasse 4 im Sommer 1918 die Reifeprüfung (Matura) abgelegt hatte im Wintersemester 1918/19 begonnen an der Universität Wien Medizin zu studieren. Sie heiratete am 5. Mai 1921 im Stadttempel Max Spielberg und am 16. Jänner 1922 wurde ihre Tochter Rosemarie Spielberg geboren aber sie setzte das Studium fort und hat am 31. Oktober 1927 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Dr. med. erworben. Im Mai 1928 erfolgte die Scheidung, sie nahm ihren Mädchennamen wieder an. Sie arbeitete dann ab 1928 als Schulzahnärztin der Gemeinde Wien bis zum "Anschluss" 1938.

Nach dem "Anschluss" musste sie aus Österreich fliehen und versuchte nach Südamerika auszuwandern - ihr Bruder Stefan Weinberger Tintner (1901–1972) lebte damals bereits in Montevideo/Urugay und ihr Bruder Dr. Carl(os) Weinberger (1905–?) in Buenos Aires/Argentinien - und sie stellte im Juli 1938 einen Antrag bei der Auswanderungsabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde um Unterstützung, um mit ihrer 16jährigen Tochter nach Argentinien auswandern zu können. Mit dieser Unterstützung gelang die Überfahrt mit der SS Neptunia und sie kamen am 22. August 1938 in Buenos Aires an.
Ihre Schwester Friederike Schornstein, geb. Weinberger (1900–1944), konnte nicht mehr rechtzeitig ausreisen und wurde 1942 nach Theresienstadt [Terezín/Tschechische Republik] deportiert und von dort 1944 in das Konzentrationslager Auschwitz [Oswiecim/Polen], wo sie ermordet wurde.

Gegen Margarete Weinberger wurde nach gelungener Emigration vom Dritten Reich ein Verfahren auf Aberkennung der Deutschen Staatsangehörigkeit eingeleitet. Damit verbunden war auch die Beschlagnahmung jeglichen Vermögens zu Gunsten des Dritten Reichs wie auch die Aberkennung diverser bürgerlicher Rechte. Im Zuge dieses Verfahrens forderte das Reichsinnenministerium Berlin über das Reichserziehungsministerium Berlin die Leitung der Universität Wien am 3. Juni 1941 auf, Margarete Weinberger, früher Spielberg, auch den Doktorgrad abzuerkennen. Die Aberkennung der Staatszugehörigkeit per 9. Juli 1941 wurde am 14. Juli 1941 im Deutschen Reichsanzeiger verlautbart und damit rechtskräftig. Rund ein Jahr später beschloss auch die Universität Wien am 21. Mai 1942, ihr den akademischen Grad aus rassistischen Gründen aberzuerkennen, da sie im Nationalsozialismus "als Jüdin als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig" galt, rechtskräftig mit 14. Juli 1942 und Verlautbarung im Deutschen Reichsanzeiger am 21. Juli 1942 (dort irrtümlich "Max" statt "Margarete" und "Spiegelberg" statt "Spielberg").

Erst 13 Jahre nach der Aberkennung und lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihr der Doktorgrad am 15. Mai 1955 wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für "von Anfang an nichtig" erklärt.

Margarete Weinberger hatte in der Emigration nochmals geheiratet – über das weitere Leben von Dr. Margarete Holdheim, geb. Weinberger, gesch. Spielberg, in Argentinien ist bislang wenig bekannt.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale Med 1918–1927, Promotionsprotokoll MED 1923–1929 Nr. 2192, Rektorat GZ 118 ex 1941/42, GZ 561 ex 1944/45 ONr. 15; Deutscher Reichsanzeiger Nr. 161 vom 14. Juli 1941 und Nr. 168 vom 21. Juli 1942; POSCH 2009, 490f.; POSCH/STADLER 2005; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2023; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien, 11/2022.


Herbert Posch


Inskriptionsschein (Nationale) MED von Margarete Weinberger, Wintersemester 1918/19, © Archiv der Universität Wien

Aufforderung zu Doktorgradaberkennung von Margarete Weinberger, Reichserziehungsministerium Berlin an Rektorat Universität Wien, 3. Juni 1941, © Archiv der Universität Wien

Aufforderung zu Doktorgradaberkennung von Margarete Weinberger, Reichserziehungsministerium Berlin an Rektorat Universität Wien, 3. Juni 1941, © Archiv der Universität Wien

Beschluss der Doktorgradaberkennung von Margarete Weinberger, Universität Wien, 21. Mai 1942, © Archiv der Universität Wien

Verlautbarung der Doktorgradaberkennung von Margarete Weinberger im Deutschen Reichsanzeiger vom 21. Juli 1942, © Archiv der Universität Wien
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