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Laura Ungar (geb. Margulies)

Geb. am: 28. September 1908
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende

Laura UNGAR (geb. MARGULIES), geb. am 28. September 1908 in Gołogóry, Galizien (Österreich-Ungarn) [später Polen, heute: Holohory|Гологори, Ukraine] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Oskar/Osias Margulies (Beamter, verstorben) und Antonie Margulies (geb. 1881), wohnte in Wien 20, Heinzelmanngasse 8/15. Die Eltern waren mit ihren drei Kindern im Ersten Weltkrieg 1914 von Galizien nach Wien emigriert, wo Laura Margulies ihre Schulzeit absolvierte. Am 12. Oktober 1932 legte sie am Bundesrealgymnasium Wien 14 die Reifeprüfung (Matura) ab und begann anschließend im Wintersemester 1932/33 an der Universität Wien zu studieren. Sie hatte am 18. Dezember 1934 im Wiener Stadttempel den in Wien geborenen Friedrich Ungar geheiratet, doch die Ehe wurde bereits am 11. August  1935 wieder geschieden - sie behielt jedoch den Nachnamen "Ungar". Sie war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Philosophischen Fakultät im 8. und letzten Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Germanistik und Anglistik (Absolutorium ausgestellt am 2. Februar 1938).
Sie hatte sich am 6. Dezember 1937 zu den Rigorosen angemeldet, das erste Rigorosum am 21. Jänner 1938 bestanden, doch dann bricht das Promotionsverfahren ab. Sie konnte ihr fast fertiges Studium aus rassistischen Gründen nicht mehr abschließen.

Sie hatte neben dem Studium als Kontoristin gearbeitet und wurde - obwohl sie nie in den spanischen Bürgerkrieg gegangen ist, sondern nur in der Transportorganisation mitgearbeitet hatte - am 12. März 1937 verhaftet, aber nach einiger Zeit wieder entlassen worden.

Sie musste 1938 aus Österreich fliehen und es gelang ihr, das Land noch rechtzeitig im Juni 1938 zu verlassen, mit unbekanntem Emigrationsland.
Ihr jüngerer Bruder Heinrich Margulies (1910-1972), der an der Technischen Hochschule Wien Architektur studiert hatte, konnte am 30. Mai 1938 noch die Zweite Staatsprüfung in Architektur erfolgreich ablegen, bevor er Wien verlassen musste und erst nach Prag und dann im November 1938 alleine nach England emigrieren konnte.
Ihrer älteren Schwester Bettina (1903-1942) und ihrer Mutter Antonie Margulies (1881-1942) gelang die Flucht nicht mehr rechtzeitig, und sie wurden im November 1941 von Wien in das Ghetto in Litzmannstadt/Lodz deportiert und von dort weiter in das Vernichtungslager Kulmhof/Chełmno, Polen, wo sie am 12. September 1942 ermordet wurden.

Laura Ungar überlebte und kehrte 1946 wieder nach Wien zurück, lebte noch zumindest bis Anfang der 1960er Jahre in Wien, und ab spätestens Mitte der 1970er Jahre in der DDR, in Ost-Berlin.

Laura Ungar, geb. Magulies, starb am 12. November 1987 in Berlin/Deutschland.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937-1938, Rigorosenakt und -protokoll PHIL Nr. 14027; Arolsen Archives; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 491; EBNER/MIKOLETZKY/WIESER 2017, 29; DÖW-Opferdatenbank; www.genteam.at.


Herbert Posch


Nationale von Laura Ungar (geb. Margulies, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Laura Ungar (geb. Margulies, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien
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