Geb. am: | 09. November 1917 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Erich SYGAL, geb. am 9. November 1917 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), war der Sohn von Feiwisch Sygal (Kaufmann, Inhaber einer Uhren- und Juwelenhandlung, geb. 4. Oktober 1888 in Kopyczynce/Polen, gest -1970) und Sara Mohr (geb. 21. Dezember 1889 aus Wien). Die Familie wohnte gemeinsam in Wien 14, Reindorfgasse 13/3/4/22. Nach der Reifeprüfung am Bundesrealgymnasium in Wien 14, studierte Erich Sygal ab Wintersemester 1935/36 Medizin an der Universität Wien. Er war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 5. Studiensemester inskribiert.
Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.
Erich Sygal bemühte sich umgehend um seine Auswanderung und füllte am 16. Mai die entsprechenden Anträge bei der Kultusgemeinde aus. Um seine Chancen in der Emigration zu verbessern erwarb er nach dem Hinauswurf aus der Universität in einer Wiener Fahrschule noch einen KfZ- Führerschein (damals noch eine seltene Qualifikation) und erklärte, über gute Englischkenntnisse und einen gültigen Reisepass zu verfügen, aber als Student über kein eigenes Einkommen. Gefragt nach dem Wunschziel der Emigration antwortete er nur: "In jedes Land wo ich eine Verdienstmöglichkeit haben kann. Ich bin zu jeder Arbeit bereit." Schließlich konnte er im Sommer 1938 – vorerst ohne seine Eltern – aus Österreich emigrieren. Er versuchte noch in der Schweiz sein Universitätsstudien weiterzutreiben, er konnte unter den Bedingungen der Emigration aber weder in der Schweiz noch später sein Studium beenden. Während seine Eltern nach zwei Wohnungswechseln Wien erst im Juli 1939 über Shanghai verlassen konnten, schaffte er es, sich in einer jüdischen Kolonie in Sosúa/Dominikanische Republik niederzulassen und eröffnete eine Apotheke und arbeitete auch mit einem Molkereibetrieb zusammen, der von den jüdischen Siedlern gegründet wurde. Seine Eltern kamen nach, wobei seine Mutter bald starb.
Erich Sygal starb am 30. Oktober 1976 in Sosúa.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1935–1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 486; freundlicher Hinweis seines Enkels Rosario Sygal, Dominican Republic, 2013; http://www.sosuamuseum.org/.
Katharina Kniefacz und Herbert Posch