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Friedrich Wilhelm (Frederick William) Sternfeld

Geb. am: 25. September 1914
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende
Friedrich Wilhelm (Frederick William) STERNFELD, geb. am 25. September 1914 in Wien/Österreich-Ungarn (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von Arthur Sternfeld (1884-19??, Prokurist) und Dorothea Sternfeld-Rosenhauch, geb. Grünwald. Nach der Scheidung der Eltern lebte er mit seinem Vater in Wien 19, Osterleitengasse 8, 1936 in Wien 19., Hardtgasse 21 und 1937 in Wien 19, Reithlegasse 14 und hatte am 20. Juni 1933 am Bundesrealgymnasium in Wien 9 die Reifeprüfung (Matura) erfolgreich bestanden und begann im Wintersemester 1933/34 an der Philosophischen Fakultät Musikwissenschaft zu studieren. Nach einem Auslandssemester an der University of Cambridge/England 1934 war er in Wien zuletzt im Sommersemester 1937 inskribiert und befand sich danach im Prüfungsstadium. Er hatte sich am 21. Juni 1937 zu den Abschlussprüfungen ("Rigorosen") in Musikwissenschaft angemeldet und das einstündige Rigorosum bzw. "Philosophicum" am 2. Juli 1937 beim Philosophen Robert Reininger und dem Pädagogen Richard Meister mit Auszeichnung bestanden. Das Absolutorium, die Bestätigung, alle Studienerfordernisse zum Antritt zu den Abschlussprüfungen erfüllt zu haben, wurde am 29. September 1937 ausgestellt. Bevor er aber eine Dissertation einreichen und das zweistündige Fachrigorosum ablegen konnte, wurde das Prüfungsverfahren unterbrochen. Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus "rassischen" Gründen gezwungen das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen. Das Abgangszeugnis wurde am 6. Juni 1938 ausgestellt, sein geplanter Dissertationsbetreuer Egon Wellesz, der 1938 selbst vertrieben wurde, drückte in seinem Empfehlungsschreiben, dass er Friedrich Wilhelm Sternfeld mitgab, sein Bedauern für den Abbruch der Prüfung durch die politischen Ereignisse aus, und auch Robert Lach stelle ihm am 9. Mai 1938 eine Studienbestätigung bzw. ein Empfehlungsschreiben aus. Friedrich Wilhelm Sternfeld konnte noch rechtzeitig emigrieren - 1938 über England in die USA. Er absolvierte 1938/39 eine Bibliothekarsausbildung am NY College of Music und konnte 1940 sein Studium an der Yale University fortsetzen und mit einer Dissertation über "Goethe and Music" 1943 promovieren. Er änderte den Vorname in "Frederik William" und lehrte bereits ab 1940 an der Wesleyan University in Middletown, CT, sowie ab 1946 am Dartmouth College in Hanover, NH. 1954 erhielt er ein Guggenheim Fellowship, und 1954/55 war er Mitglied des Institute for Advanced Studies in Princeton, NJ. Er war verheiratet mit Sophia Young (1884-1993). Er kehrte 1956 nach England zurück, wo er als Nachfolger seines Wiener Lehrer Egon Wellesz Professor für Musikwissenschaft an der Oxford University und britischer Staatsbürger wurde. Sternfeld forschte und publizierte zur Musik des 16. bis 20. Jahrhunderts mit einem Schwerpunkt auf den Beziehungen zwischen Musik und Poesie, auf der Renaissance und auf der allgemeinen Kultur- und Geistesgeschichte und publizierte u. a. "Music From The Middle Ages To The Renaissance" und "Birth of the Opera" und war Mitarbeiter an der "New Oxford History of Music".
Er war Vorstandsmitglied der American Musicological Society und der Royal Musical Association. Er starb am 13. Jänner 1994 in Oxfordshire, England/Großbritannien.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1933-1938, Rigorosenakt und -protokoll PHIL 13672; RÖDER 1983, 1129; BLUMESBERGER 2002, 1327; Horst WEBER u. Stefan DREES, Hg., Quellen zur Geschichte emigrierter Musiker 1933–1950, Bd. 2, München 2005, 270; BRANDSTETTER 2007, 154; MGG Online, hg. von Laurenz LÜTTEKEN, Kassel, Stuttgart, New York 2016ff., zuerst veröffentlicht 2006, online veröffentlicht 2016; LexM.


Herbert Posch


Friedrich Wilhelm (Frederick William) Sternfeld, Rigorosenprotokoll, (c) Archiv der Universität Wien
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