Geb. am: | 12. Juni 1897 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Doktorgradaberkennung |
Karl Stanislaus STERNBACH, geb. am 12. Juni 1897 in Krakau, Galizien/Österreich-Ungarn [Kraków/Polen] als Sohn des Dr.med. Karl Ed. Sternbach (k.k. Oberstabsarzt, gest. 1934 in Wien) und der Karoline Sternbach (gest. 1931 in Wien), hatte im Ersten Weltkrieg ab Wintersemester 1915/16 an der Universität Wien Medizin studiert und hatte am 28. Februar 1921 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Dr. med. erworben.
Er war im Dezember 1918 aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten und hat nach Erwerb des Doktorgrades (1921) auch die österreichische Staatsbürgerschaft erworben (Dezember 1923) und wurde ab 1923 als Arzt in Wien approbiert und wohnte in Wien 15., Neubaugürtel 23a wo er auch seine urologische Praxis hatte. 1936 war er Assistent an der urologischen Station des Sophienspitals (Vorstand: Prof. V. Blum).
Er musste aus Wien fliehen und konnte noch rechtzeitig nach Kanada emigrieren, wo er 1939 ankam und am Department of Hygiene and Preventive Medicine der University of Toronto arbeitete. Seine Frau und seine Tochter konnten nicht mit ihm nach Kanada emigrieren, blieben in England zurück, wo seine Frau als Dienstmädchen in Dorking arbeitete, was nach einem Unfall 1941 aber nicht mehr weiter möglich war. Kriegsbedingt konnte ihr Karl Sternbach, obwohl hinreichend finanziell abgesichert, aber aus Kanada kein Geld nach England überweisen, weshalb versucht wurde, dies über englische und kanadische Bekannte zu ermöglichen.
Am 22. Juli 1943 wurde ihm an der Universität Wien der akademische Grad aus rassistischen Gründen aberkannt, da er im Nationalsozialismus "als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig" galt.
Erst 12 Jahre nach der Aberkennung und lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm der Doktorgrad am 15. Mai 1955 wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für "von Anfang an nichtig" erklärt, ohne ihn aber darüber zu informieren.
Dr. Karl Sternbach war nach 1945 nach Wien zurückgekehrt, hatte die Restitution des ihm 1938 enteigneten Hauses in Wien 13/14, Hadikgasse 46 erreichen können und lebte dort nach Angaben des Wiener Adressverzeichnisses mindestens bis 1965 und praktizierte als Arzt.
Wann und wo Dr. Karl Sternbach gestorben ist, konnte bislang noch nicht ermittelt werden.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1915-1920, Promotionsprotokoll MED 1919–1923 Nr. 509, Rektorat GZ 118 ex 1941/42 ONr. 125, GZ 561 ex 1944/45 ONr. 15; Österreichisches Staatsarchiv OeStA/AdR/E-uReang/FLD 10952 u. 10943, OeStA/AdR/E-uReang/VVSt/VA 6775; Wiener Stadt- und Landesarchiv WStLA/1.3.2.119.A41 235, Bezirk: 14; POSCH 2009, 481; Science, New Series, Vol. 93, No. 2411 (14. März 1941), 258f.; Vaughan Williams Foundation, Letter No. VWL1671, Wiener Adressbuch Herold (vormals Lehmann) 1955 und 1965; www.genteam.at, www.ancestry.de.
Herbert Posch