Viktor Blum
Geb. am: |
10. Jänner 1877 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene WissenschafterInnen |
Viktor BLUM, geb. am 10. Jänner 1877 in Wien, gest. 3. März 1954 in Chicago, IL/USA, war 1938 Privatdozent und Titular-außerordentlicher Professor für Urologie ("Pd., tit. ao. Prof.") an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.
Er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt, 1938 wurde seine Venia legendi widerrufen und er wurde am 22. April 1938 seines Amtes enthoben und von der Universität Wien vertrieben.
Er war der Sohn von Alois Lazar Blum (1839-1904) und der Sophie Blum, geb. Pick (1846-1914), hatte 1894 am Piaristengymnasium in Wien 8 die Matura/Reifeprüfung abgelegt, begann anschließend an der Universität Wien Medizin zu studieren und trat während des Studiums im Oktober 1898 aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus. Er promovierte am 26. Mai 1900 zum "Dr.med.univ.". Anschließend arbeitete er als Sekundararzt und Assistent am Wiener Allgemeinen Krankenhaus und an der chirurgischen, ab 1902 an der urologischen Abteilung der Poliklinik in Wien. 1903 heiratete er Alice Hatschek (1884-1954), eine Cousine des Zoologen
Univ.-Prof. Berthold Hatschek (1854-1941). Viktor Blum habilitierte sich 1912 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien zum Privatdozenten für Urologie und war seit 1919 als Leiter der Urologischen Abteilung am Sophienspital tätig.
Er publizierte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Urologie (u.a.
Symptomatologie und Diagnostik urologischer Erkrankungen,
Nierenphysiologie und funktionelle Nierendiagnostik und
Urologische Operationslehre), und erhielt 1921 den Titel (aber nicht die Position) eines außerordentlichen Professors an der Universität Wien. 1919 wurde er Vorstand der Urologischen Station in der Krankenanstalt Sophienspital und 1920 Vize-Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und betrieb eine Facharztpraxis für Nieren- und Blasenleiden in Wien 8., Alser Straße 43.
Er war Mitglied zahlreicher österreichischer, deutscher und internationaler urologischer Gesellschaften, Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin und wurde ausgezeichnet mit zahlreichen Orden und Ehrenzeichen.
Er war nach dem "Anschluss" per 30. April 1938 auch im Sophienspital aus rassistischen Gründen fristlos entlassen worden, musste aus Österreich flüchten und es gelang ihm, mit seiner Frau Alice Blum nach Paris auszureisen. Dort konnten sie am 28. Juli 1939 US-Visa erhalten und über Le Verdon/Frankreich am 26. Oktober 1939 mit der
SS Washington in die USA emigrieren, wo sie am 1. November 1939 in New York City, NY, ankamen.
Viktor Gregor Blum wurde im Dezember 1944 US-Staatsbürger und lebte in Chicago Illinois, konnte in den USA trotz fortgeschrittenen Alters weiter medizinisch arbeiten, wurde Professor an der Loyola University Chicago und Mitglied des Ärztestabes diverser Spitäler in Chicago.
Prof. Viktor Gregor Blum starb am 3. März 1954 in Chicago/Illinois.
Er wurde von der Medizinischen Universität Wien geehrt indem sein Name auf dem am 30. November 2008 eröffneten "Brunnen des Vertriebenen 1938" vermerkt wurde (vor dem Rektorat in Wien 9., Spitalgasse 23), der das im März 2008 daneben eröffnete "Mahnmal für Opfer des Nationalsozialismus der Medizinischen Universität" ergänzt.
Lit.: Archiv der Universität Wien, Personalakt MED PA 48, Personalblatt S 304.88; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Finanzministerium/VVST/VA 27423; FISCHER 1932/1933, 133; MERINSKY 1980, 26-27; MÜHLBERGER 1993, 18; BLUMESBERGER 2002, 138; TRAGL 2007, 350; FIGDOR 2007, 44-47; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2022; UB MedUni Wien/van Swieten Blog, www.ancestry.de.
Herbert Posch