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Mitzi Steiner, verh. Eisner

Geb. am: 30. Juni 1913
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende

Mitzi STEINER, geb. am 30. Juni 1913 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Emanuel Steiner (Bundesbeamter, 1875–1942) und Karoline/Kataline Steiner, geb. Hermann (1875–1942), wohnte in Wien 2, Nordbahnstraße 28/9 und war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 9. und vorletzten Studiensemester inskribiert und bezog ein Stipendium der Gemeinde Wien über 25,- Schilling (Wintersemester 1937/38 wurde ihr am 7. Februar 1938 als gültig angerechnet).

Sie wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen (Abgangszeugnis vom 13. Juli 1938).

Sie musste aus Wien fliehen und konnte mit Anna, einer ihrer sechs Schwestern, in die USA emigrieren. Ihre älteste Schwester Margarete Noethling (geb. 1904) war bereits in New York und auch Mitzi und Anna gelang es am 12. September 1938 in der US-Botschaft in Wien Visa für die USA zu erhalten und so konnten sie am 25. Dezember 1938 mit der SS Pennland von Vlissingen/Niederlande nach New York, NY, ausreisen, wo sie am 4. Jänner 1939 ankamen.
Mitzi Steiner konnte unter den Bedingungen der Emigration ihr Studium vorerst nicht fortsetzen. Bei der Volkszählung 1940 lebte sie mit ihrem Schwager Karl Muetz und ihrer Schwester Valerie Muetz (geb. 1906, sie hatten 1929 in Wien geheiratet und 1935 war dort auch ihr Sohn Harry geboren worden), und ihren Schwestern Franziska/Frances (geb. 1903), Anna (1909-1994, später verh. Popper) und Herta Steiner (geb. 1916) in der Bronx in New York in einem gemeinsamen Apartment in eher ärmlichen Verhältnissen - ihr Schwager arbeitete als Maschinist in einer Maschinenfabrik, sie und ihre drei unverheirateten Schwestern als Finisher in der Textilindustrie.

Ihre Eltern konnten nicht mehr rechtzeitig emigrieren und wurden in Wien in jüdische Sammelwohnungen umgesiedelt und am 5. Juni 1942 von Wien 2, Praterstraße 60/18, nach Izbica im deutsch besetzten Polen deportiert, dem "Warteraum" für das Vernichtungslager Belzec. Beide wurden in der Shoah ermordet.

Mitzi Steiner gelang es später in der Emigration in den USA das Studium fortzusetzen bzw. neu zu absolvieren und zur Dr.med./M.D. zu promovieren.
Sie heiratete den in Wien geborenen Friedrich Eisner (1914–1996), der schon 1933 nach New York ausgewandert war und der 1939 bis 1963 bei der U.S. Army/Air Force diente. Am 19. Oktober 1944 wurde in New York, NY, Tochter Susan Carol geboren (1969 verh. m. Lewis B. Schiff) und am 6. Dezember 1949 ihre Tochter Vivien Kay Eisner (1978 in Los Angeles verh. m. Charles A. Fiedler) in Bexar, TX, wo Friedrich Eisner damals stationiert war, nachdem er im Jahr davor in Deutschland stationiert war. Bis Anfang der 1960er Jahren lebte die Familie auf der Brookley Air Force Base in Mobile, Alabama/USA. Mitzi Eisners letzter Wohnsitz war in Palo Alto, California/USA.

Mitzi Eisner M.D., geb. Steiner, starb  am 13. August 1989 in San Mateo County, CA/USA und ist am Hills of Eternity Memorial Park in Colma, San Mateo County, CA/USA beigesetzt.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937-1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 483; www.genteam.at, www.ancestry.de, www.familysearch.org, www.myheritage.de; freundlicher Hinweis Mag.a Brigitte Kutalek-Mitschitczek, Wien 07/2022.


Herbert Posch


Nationale von Mitzi Steiner, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Mitzi Steiner, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien
Mitzi Steiner, verh. Eisner, 1962
Mitzi Steiner, verh. Eisner, 1962
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