Herta Sprinzeles, verh. Spencer-Laszlo
Geb. am: |
05. September 1910 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Herta SPRINZELES (später verh. SPENCER-LASZLO), geb. am 5. September 1910 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Heinrich Abraham Sprinzeles (pensionierter Religionslehrer, geb. 1868) und Regina (geb. Rifke Hirsch, 1877-1942) wohnte in Wien 2, Herminengasse 15. Sie war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 10. und letzten Studiensemester inskribiert (Absolutorium ausgestellt am 25. Januar 1938).
Nach dem "Anschluss" im März 1938 wurde sie von der Universität Wien vertrieben und konnte ihre Studien nicht mehr beenden.
Ihre jüngere Schwester
Martha Sprinzeles (später: Marta Schon. geb. 1914), die auch an der Medizinischen Fakultät studierte, wurde ebenfalls von der Universität Wien vertrieben.
Die Geschwister Herta, Martha und Emil Sprinzeles konnten nach London flüchten. Ihr Bruder Emil Sprinzeles (Später: Dr. Emil Lehmann, 1907-1999) diente in der US-Army im Kampf gegen den Nationalsozialismus während sich Herta und Martha als Krankenschwestern ("nurses") in London während der deutschen Luftschlacht um England 1940/41 ("Blitz") engagierten.
1942 emigrierte Herta weiter in die USA. Sie mußte ihr gesamtes Medizinstudium in den USA wiederholen. Das Studium an der
Western Reserve University finanzierte sie sich durch studienbegleitende Autopsien am Pathologie-Department. 1948 graduierte sie schließlich zum "M.D." und begann ihre wissenschaftliche Karriere am
Montefiori Hospital in Bronx/NY, USA, wo sie zusammen mit ihrem Ehemann Dr. Daniel Laszlo arbeitete. Gemeinsam gründeten sie dort eines der ersten Stoffwechsel-Labore. Ihr Ehemann, er war nach der Machtergreifung Hitlers 1933 aus Köln/Deutschland nach Wien und später in die USA emigriert, starb aber bereits fünf Jahre nach ihrer Heirat. Die Ehe war kinderlos geblieben doch kümmerte sich Herta Spencer-Laszlo weiter um ihren Stiefsohn, Dr. med. John Laszlo (Atlanta).
Herta Spencer-Laszlo war eine der führenden Ernährungs- und Stoffwechsel-Pionierinnen der medizinischen Forschung und publizierte über 250 wissenschaftliche Artikel, u.a. auch über die Wirkung des radioaktiven Strontium-90, eines der Nebenprodukte der Atomwaffentest der 1940er und 1950er Jahre, auf den menschlichen Stoffwechsel. Nach dem Atomreaktor-Unfall in Three Miles Islands kamen ihren Arbeiten lebensrettende Dimensionen zu.
Sie wechselte später an das
Veterans Hospital in Hines, IL, übernahm dort die Leitung der Stoffwechselabteilung und wurde auch Professorin an der
Loyola University Medical School in Chicago, IL. Sie wurde zu einer international anerkannte Expertin für Knochenerkrankungen wie Osteoporose und Morbus Paget und forschte über die Bedeutung von Mineralien im menschlichen Körper (sie half u.a. mit bei der Etablierung der RDAs (Recommended Daily Allowence) für Kalzium, Zink und Fluoride). Sie war immer wieder auch als Referentin und Beraterin in Gesundheitsfragen für die US-Regierung tätig.
Erst 1996 ging sie 85jährig in Pension und starb 2007 in Riverdale, NY.
Lit: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1933–1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 480; freundlicher Hinweis von Mag. Barbara Sauer (Projekt "Ärzte und Ärztinnen in Österreich 1938-1945. Entrechtung, Vertreibung, Ermordung") 2017; Erinnerung ihrer Enkelin Jennifer Laszlo Mizrahi 2010 in Jewish Women's Archive. "Herta Spencer-Laszlo, 1911 - 2007" https://jwa.org/weremember/spencer-laszlo-herta; www.geni.com.
Herbert Posch