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(Siegfried) Leo Spitzer

Geb. am: 07. Februar 1887
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Doktorgradaberkennung
(Siegfried) Leo SPITZER, geb. am 7. Februar 1887 in Wien, war der Sohn von Wilhelm Spitzer (Fabrikant) und dessen Frau Adele geb. Wolf. Nach der Reifeprüfung am Franz Josephs-Gymnasium in Wien 1906 studierte er in Wien, Paris/Frankreich, Leipzig/Deutschland sowie Rom und Neapel/Italien und erwarb am 20. Mai 1910 an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Dr. phil. in Romanistik (Dissertation: 'Die Wortbildung als stilistisches Mittel, exemplifiziert an Rabelais, nebst einem Anhang über die Wortbildung bei Balzac in seinen Contes Drolatiques'). 1913 wurde er an der Universität Wien für romanische Sprachen und Literatur habilitiert und arbeitete hier als Privatdozent. 1915/16 leistete er im Ersten Weltkrieg Dienst bei der österreichisch-ungarischen Armee, währenddessen er in der österreichischen Zensurbehörde für die Briefe italienischer Kriegsgefangener zuständig war.
Leo Spitzer wechselte 1918 als Privatdozent an die Universität Bonn, wo er zunächst 1920 einen Lehrauftrag für Literatur und Sprache der Iberischen Halbinsel erhielt und 1922 ao. Professor wurde.
1919 heiratete er Emma geb. Kandziora, 1922 wurde der gemeinsame Sohn Wolfgang geboren.
1925 wurde Spitzer ordentlicher Professor an der Universität Marburg und Direktor des romanischen Seminars, 1930 Professor für Romanistik an der Universität Köln, wo er 1932 auch an der Gründung des Portugiesisch-Brasilianischen Instituts beteiligt war.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland wurde er zwangspensioniert und emigrierte noch 1933 nach Istanbul/Türkei, wo er ordentlicher Professor für "europäische Philologie" wurde.
1936 wurde Spitzer professor of Romance and Comparative Philology an der Johns Hopkins University in Baltimore/USA.
Am 6. Juni 1939 wurde ihm der Grad aus rassistischen Gründen aberkannt, da er im Nationalsozialismus 'als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig' galt.

1955 erhielt er den Antonio-Feltrinelli-Preis der Accademia Nazionale dei Lincei. 1956 wurde er emeritiert.
Leo Spitzer starb am 16. September 1960 in Forte dei Marmi bei Viareggio/Italien.

Erst 69 Jahre nach der Aberkennung und sehr lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm der Doktorgrad 2008 (posthum) wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für 'von Anfang an nichtig' erklärt.


Lit.: Hans Helmut CHRISTMANN/Frank Rutger HAUSMANN, Hg., Deutsche und österreichische Romanisten als Verfolgte des Nationalsozialismus, Tübingen 1989; EMÖDI/TEICHL 1937; RÖDER 1983; Ingeborg SCHNACK, Hg., Gelehrte Marburger. Marburger Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Marburg 1977.


Katharina Kniefacz

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