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Walter Sokel

Geb. am: 17. Dezember 1917
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende
Walter SOKEL, geb. am 17. Dezember 1917 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Robert Sokel (Bankier), wohnte in Wien 7, Zollergasse 37, war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Philosophischen Fakultät im 3. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Romanistik und Philosophie.
Er emigrierte 1938 in die USA, konnte dort ein Studium in Germanistik und Vergleichender Literaturwissenschaft an der Columbia University in New York aufnehmen und promovierte 1953. Er arbeitete als Literaturwissenschaftler und Univ.-Professor in den USA. 2008 war er Ehrengast der Universität Wien und hielt am 70 Jahrestag des "Anschlusses" eine vielbeachtete Rede zu seinen Erfahrungen als vertriebener Student der Universität Wien. >>> Bericht | >>> Vortrag von Prof. Sokel als Audiofile mp3. Er starb am 21. Februar 2014 in San Francisco.

>>> Video: Interview mit Walter Sokel (Doris Ingrisch, 13. Juni 2006) 

Lit.: INGRISCH 2004, 472-481; SOKEL 2000, 23-69; Nachruf in New York Times 2014; Ausstellung "Bedrohte Intelligenz – Von der Polarisierung und Einschüchterung zur Vertreibung und Vernichtung im NS-Regime", Wien 2015KNIEFACZ/POSCH 2017b; Porträtskizze Walter H. SOKEL, in POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 345f.:


Portätskizze Walter SOKEL Als Sohn eines Bankiers in Wien im Jahr 1917 geboren, maturierte er 1936 in einem humanistischen Gymnasium. Bis zum März 1938 studierte er an der Universität Wien Romanistik und Kunstgeschichte. Am 12. März 1938 wurde dem sich des Antisemitismus schon lange Zeit sehr bewussten Studenten klar: "Ich kann nicht bleiben!" Es gelang ihm, über Italien und die Schweiz in die USA zu fliehen. Nachdem er als Laufbursche an der Wall Street gearbeitet hatte, bekam er dank eines Empfehlungsschreibens von Thomas Mann innerhalb kurzer Zeit vom Office of International Education an der Rutgers University ein Stipendium. Er studierte zuerst Philosophie und Geschichte und setzte seine Studien dann an der Columbia University in Germanistik und Vergleichender Literaturwissenschaften fort und schloss 1953 mit einer Dissertation über den literarischen Expressionismus und einem Ph.D. ab. Seit 1946 hatte er bereits an diversen Universitäten gelehrt. Als Ordinarius war er ab 1964 an der Stanford University tätig. Schließlich fungierte er bis zu seiner Emeritierung 1994 als Commonwealth Professor für Germanistik und Anglistik an der University of Virginia. Aus seiner Ehe mit Jacqueline P. Printz, mit der er eine Reihe von expressionistischen Texten übersetzte, die in der "Anthology of German Expressionist Drama. A Prelude to the Absurd" der Öffentlichkeit vorliegen, ging auch ihre Tochter Shari hervor. Mit ihr, so erinnerte er sich, habe er, als sie Kind war, alle Themen der Weltliteratur durchgespielt. Walter Sokel hatte Gastprofessuren an der Universität Hamburg, der Universität Freiburg, der Harvard University und der Universität Graz inne. Er forschte und lehrte zur Literatur des 20. Jahrhunderts, zur deutschen Geistesgeschichte, dem modernen Roman, wurde mit seinen Arbeiten über Franz Kafka und Friedrich Nietzsche sehr bekannt und besaß, wie er selbst sagt, eine Art Brückenfunktion zwischen den Kulturen. Neben einer Reihe von Ehrungen in den USA erhielt er das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst der Republik Österreich und das Ehrendoktorat der Universität Graz.

Doris Ingrisch | Herbert Posch


Nationale von Walter Sokel, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Walter Sokel, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Walter Sokel 2006, Foto: Herbert Posch, (c) Herbert Posch

Walter Sokel 2006, Foto: Herbert Posch, (c) Herbert Posch

Walter Sokel 2006, Foto: Herbert Posch, (c) Herbert Posch
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