Geb. am: | 27. Oktober 1902 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Gusta SLOPKOWITZER (geb. KLARMANN), geb. am 27. Oktober 1902 in Krakau, Galizien/Österreich-Ungarn [Kraków/Polen] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Tochter von Josef Klarmann (1880-1939, Kaufmann, Besitzer der Realitäten- und Hypothekenvermittlung und Hausverwaltung Klarmann & Co, Wien 16., Hasnerstraße 17) und Rachel Lea Klarmann (1876-?). Sie hatte im 1927 im Tempel in der Pazmanitengasse den 1896 in Kolomea [Kolomyja|Коломия] geborenen Physikstudenten Michael Slopkowitzer geheiratet (promoviert 1930 zum "Dr. phil."), der 1930 mit ihrem Vater u. a. die Firma Klarmann & Co gründete. Gusta und Michael Slopkowitzer wohnten in Wien 2, Schönngasse 19/1. Gusta Slopkowitzer war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 5. Studiensemester inskribiert (das Wintersemester 1937/38 wurde ihr am 25. Februar 1938 aber mangels ausreichender Frequenz nicht mehr auf den Studienerfolg angerechnet).
Sie wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.
Gusta Slopkowitzer hatte schon neben ihrem Medizinstudium fallweise auch pflegerisch gearbeitet und ließ sich 1942 in Wien als "jüdische Krankenpflegerin" registrieren. Mit dem Transport 43 wurde sie am 1. Oktober 1942 von Wien in das Ghetto Theresienstadt [Terezín/Tschechische Republik] deportiert, zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Rosalia Amalia Klarmann (geb. 1907, Pflegerin). Am 9. Oktober 1944 werden beide von dort in das Konzentrationslager Auschwitz [Oświęcim/Polen] weiter deportiert. Gusta Slopkowitzer überlebte und kam nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Oktober 1945 wieder nach Wien zurück. Ihre Schwester und ihr Mann überlebten nicht und wurden auf ihren Antrag nach 1945 für tot erklärt.
In Wien setzte sie das Medizinstudium an der Universität Wien fort und promovierte am 7. April 1949 zur "Dr.med.univ.".
Sie arbeitete ab 1949 als Ärztin in Wien, und lebte auch wieder in Wien 16., Hasnerstraße 57/II/21, dem Haus, dass ihr und ihrer Schwester nach dem Tod des Vaters 1939 gehört hatte und das nach der Deportation enteignet ("arisiert") wurde und um das sie ab 1948 ein Restitutionsverfahren anstrengen musste (u.a. wurde 1950 auch der in der NS-Zeit eingesetzte Verwalter angeklagt, der 1942 ihr und ihrer Schwester mit Deportation drohte, falls sie sich weiter weigern, auf ihre Hausanteile zu verzichten). Sie absolvierte ihre Facharztausbildung in Zahnheilkunde und wurde ab 1952 als Zahnärztin zugelassen und betrieb eine Praxis in Wien 10., Absbergergasse 41, bis sie 1964 krankheitshalber ihre ärztliche Tätigkeit beenden musste.
Dr. Gusta Slopkowitzer, geb. Klarmann, starb am 14. Jänner 1977 im Wilhelminenspital in Wien 16 und ist am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937–1938, Promotionsprotokoll MED 1941-1949 Nr. 2263; Österreichisches Staatsarchiv OeStA/ AdR/ E-uReang/ FLD 16226 und 29976, OeStA/ AdR/ E-uReang/ VVSt/ VA 32795 und VA 32796; Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)/Ärztekammer Wien, K2/1 - Kartei: Ärztinnen und Ärzte, WStLA/ 1.3.2.119.A41 510, Bezirk: 16, WStLA/ 2.3.3 A22, 99a; Landesarchiv Berlin, B Rep. 025-03 Nr. 4853/51; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 477; SCHNEIDER 1995, 178; freundliche Hinweise von Dr.in Ilsemarie Walter, Wien 2018, und von Dr.in Barbara Sauer, Wien 07/2024; www.myheritage.at; collections.arolsen-archives.org; www.anno.onb.ac.at; www.doew.at.
Herbert Posch