Geb. am: | 08. Februar 1913 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Bernhard SIGAL (später: Bernard SHERIDAN), geb. am 8. Februar 1913 in Wien 16, Grundsteingasse, gest. 29. Juni 1999 in Wien, (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), war das mittlere Kind und der älteste Sohn des Kaufmanns Israel Sigal (1887–1941) und seiner Frau Jocheved Sigal, geb. Bauchmann Beutel (1881–1941). Die Familie übersiedelte später nach Wien 16., Weyprechtgasse 3/3, wo sein Vater auch ein Textilgeschäft betrieb. Bernhard Sigal besuchte das Gymnasium in Wien 16., Maroltingergasse und inskribierte 1932 an der Medizinischen Fakultät das Universität Wien – er wohnte dann in Wien 9, Strudlhofgasse 4/11. Er war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 6. Studiensemester inskribiert.
Er konnte nach den "Anschluss" aus rassistischen Gründen das Studium nicht mehr fortsetzen und musste die Universität Wien verlassen (Abgangszeugnis vom 11. Juli 1938).
Er hatte bereits am 23. Mai 1938 bei der Auswanderungsstelle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien um Unterstützung bei der Ausreiches noch "Nord- oder Südamerika oder englische Kolonien" angesucht, für sich, seine Eltern und seine Schwester Sara Sali (1920–2000), wurde aber von einem Kommilitonen in NS-Uniform vor seiner bevorstehenden Verhaftung gewarnt und emigrierte im Juli 1938 über die Schweiz nach Lens/Frankreich, wo er 1938 bis 1940 bei der Familie eines Cousins (Herscher) lebte, die aus Budapest nach Frankreich emigrieren konnten. Als Frankreich vom Deutschen Reich besetzt wurde, schloss sich Bernhard Sigal der französischen Armee an im Bereich der Medizinischen Versorgung (er wurde später in Dünnkirchen evakuiert).
In England wurde Bernhard Sigal als "enemy alien" im Pentonville Prison interniert, später mit dem Schiff "Ettrick" nach Kanada verbracht, wo er in verschiedenen Gefangenenlagern im Norden interniert wurde. Nach seiner Entlassung im Februar 1942 ging er zur Kanadischen Armee und besuchte die Queen's University in Kingston wo er auch sein Medizinstudium mit dem "Dr. med." (M.D.) abschließen konnte.
Bernhard Sigal verlor einen Großteil seiner Familie in der Shoah bzw. im Krieg: seine Eltern, seine ältere Schwester, ihren Mann und deren gemeinsame Tochter, die Familie Lemler (mütterlicherseits) mit Ausnahme einer Tochter und die gesamte Familie Herscher sowie etliche andere Verwandte.
Er heiratete am 26. Juli 1946 in Niagara Falls, NY/USA Liesel Zwienicki, die aus Deutschland emigriert war, nachdem ihre Mutter in der sogenannten "Reichskristallnacht" im November 1938 in Bremen ermordet worden war. Sie hatten gemeinsam sieben Kinder (Selma, Marilyn Eve Willard (1947–2009), Peter, Margaret, Michael, Frances und Robert Sheridan). Liesel Sheridan starb 1988 in Ottawa, Ontario/Kanada.
Bernhard Sigal war praktischer Arzt aber spezialisierte sich später auf Augen-, sowie auf Hals-, Nasen-, Ohren-Erkrankungen und schließlich ganz auf die Ophthalmologie .
Nach seiner Pensionierung 1977 kehrte er nach Wien zurück, wo am 29. Mai 1979 sein Medizinischer Doktorgrad aus Kanada von der Universität Wien nostrifiziert wurde und wo er 1999 den akademischen Grad eines Dr. phil. erwarb. Kurz darauf starb er am 29. Juni 1999 im Alter von 86 Jahren in Wien, wo er auch am Zentralfriedhof begraben ist.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937-1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 475; freundlicher Hinweis seiner Tochter Dr. med. Selma Sheridan, 07/2009 und 08/2019; KNIEFACZ/POSCH 2017c; https://www.ancestry.de, https://www.myheritage.at.
Herbert Posch