Geb. am: | 16. Februar 1893 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene WissenschafterInnen |
Grete SICHER, geb. am 16. Februar 1893 in Wien/Österreich (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich) war 1938 als wissenschaftliche Hilfskraft an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien/Univ.-Klinik für Syphilidologie und Dermatologie (Leitung: Prof. Wilhelm Kerl) angestellt.
Grete Sicher, wurde 1893 in Wien geboren als Tochter von Isak/Ignatz Sicher (Händler) und Johanna Sicher, geb. Frommer (1863-?). Sie studierte nach der Bürgerschule anfangs Musik, legte dann aber 1919 am Mädchengymnasium in Wien 3 die Reifeprüfung ("Matura") ab und studierte anschließend an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien Chemie. Sie promovierte am 22. Dezember 1925 mit ihrer Dissertation: "Beiträge zur Kenntnis der Beziehungen zwischen Atomgruppierung und spezifischer Affinität. Über die Kupfer-affine Wirksamkeit der NOH-Gruppe" (Betreuer: Späth und Wegscheider) zur "Dr.phil.".
1928 wurde sie als wissenschaftliche Hilfskraft an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien/Univ.-Klinik für Syphilidologie und Dermatologie (Leitung: Prof. Wilhelm Kerl) wo sie u.a. gemeinsam mit dem Dermatologen Erich Urbach publizierte (u.a. "Beiträge zu einer physiologischen und pathologischen Chemie der Haut. III. Mitteilung. Der Zuckergehalt der Haut unter physiologischen und pathologischen Bedingungen", in: Archiv für Dermatologie (1928) 157: 160-182 und "Zum Problem des isolierten hohen Hautzuckers bzw. Hautdiabetes", in: Klinische Wochenschrift (1937) 16: 452-456).
Im Nationalsozialismus wird sie 1938 aus rassistischen Gründen von der Universität Wien entlassen.
Auch ihr älterer Bruder, der Zahnmediziner tit.ao.Prof. Dr.med. Harry Sicher (1889-1974) wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen entlassen und verlor seine venia legendi.
Sie konnte mit ihrem Bruder und seiner Frau im Juli 1938 nach London/Großbritannien emigrieren, und emigrierte von dort weiter in die USA, wo sie am 23. November 1938 mit der SS American Shipper in New York, NY, ankam und stellte 1939 den Antrag aus die US-Staatsbürgerschaft (die sie am 11. April 1944 erhielt). Sie lebte bei der US-Volkszählung im April 1940 als Untermieterin in E. 115th str. 142, Ecke Riverside Drive (Heathcote Hall Apartments) in Manhattan, New York, NY und gab an, in einem Spital als Chemikerin zu arbeiten.
1941 publizierte sie gem. m. Rudolf Leuchtenberger "Eingeweideschäden nach einer einmaligen subcutanen Injektion von Benzpyren bei Mäusen", in: Archive of Pathology 31. 189—203 und war Mitglied der American Chemical Society.
Dr. Grete Sicher starb am 6. Mai 1956 in NY/USA und ist in Hartsdale, Greenburgh, Westchester, NY bestattet.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Dissertationsverzeichnis 1872-1933, Nr. 1799, Rigorosenprotokoll PHIL Nr. 9025, Promotionsprotokoll PHIL (1922-1931), Rektorat GZ 730 ex 1937/38 ONr. 4, 10, 11, GZ 677 ex 1937/38 ONr. 62; DÖW: 6802b; Timo SCHUNCK u. Dominik GROSS, From Nazi victim to honored scientist: The two lives of Jewish anatomist Harry Sicher (1889–1974), in: Annals of Anatomy, 235 (2021) 151667; Rudolf Werner SOUKUP u. Sarah Julia ZACHL, "Fräulein Doktor". Lebenswege von Chemikerinnen, die zwischen 1902 und 1933 an der Universität Wien dissertierten Biografische und bibliografische Daten sowie eine kollektiv-biographische Analyse, Version 1. 7. 2021, 210; Brigitte BISCHOF, Chemikerinnen an der Universität Wien, in: Susanne Blumesberger, Christine Kanzler u. Karin Nusko (Hg.), Mehr als nur Lebensgeschichten. 15 Jahre biografiA. Eine Festschrift für Ilse Korotin, Praesens Verl. Wien 2014. 27-58; www.geni.com; www.myheritage.at; www.familysearch.org.
Herbert Posch