Geb. am: | 05. August 1918 |
Fakultät: | Philosophische Fakultät |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Elisabeth SGALITZER, verh. Elizabeth S(GALITZER).-ETTINGHAUSEN, geb. am 5. August 1918 in Wien/Österreich-Ungarn (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Tochter von Privatdozent (tit. ao. Prof.) Dr. med. Max Sgalitzer (1884–1973, Radiologe) und Helene Sgalitzer, geb. Adler (1890–1972), wohnte in Wien 9., Porzellangasse 37. Sie trat im Herbst 1936 aus der Israelitischen Kultusgemeinde Wien aus und begann an der Universität Wien zu studieren. Sie war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 4. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Kunstgeschichte und Geschichte.
Nach dem "Anschluss" im März 1938 durfte sie im Sommersemester 1938 vorerst zumindest noch zwei Monate im Rahmen des 2%-numerus clausus für jüdische Studierende weiterstudieren, war aber dann aus rassistischen Gründen gezwungen ihr Studium endgültig abzubrechen und musste die Universität Wien verlassen. Ihre ältere Schwester Gerda Sgalitzer (1913–1961), die seit Wintersemester 1932/33 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien studierte, konnte am 21. Juli 1938 noch im Rahmen einer "Nichtarierpromotion" promovieren; ihr Cousin Kurt Sgalitzer (1915–1941) wurde im 10. Semester seiner Medizinstudien von der Universität Wien vertrieben. Beide nahmen sich später in der Emigration das Leben.
Im September 1938 flüchtete die Familie über Prag nach Istanbul/Türkei, wo Elisabeth Sgalitzer an der İstanbul Üniversitesi (Universität Istanbul) 1943 ihr Kunstgeschichtestudium abschließen konnte. Im selben Jahr wanderte sie in die USA aus. Sie lebte in Washington, D. C., und arbeitete am Institut für Byzantinistik von Dumbarton Oaks. 1945 heiratete sie den deutschen Kunsthistoriker Richard Ettinghausen (1906–1979), später Professor an der New York University und Leiter der Abteilung Islamische Kunst des Metropolitan Museum. 1967 übersiedelte die Familie nach Princeton, NJ, wo Elizabeth S.-Ettinghausen Islamische und Byzantinische Kunst lehrte.
Ende Mai 2009 kam sie auf Einladung des Kunsthistorischen Instituts an die Universität Wien und referierte über ihr Fachgebiet Islamische Kunst, über ihre Erfahrungen an der Universität Wien 1938 sowie über ihren weiteren Bildungs- und Lebensweg.
Die Ausstellung "Ausgegrenzt, Vertrieben, Ermordet" am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien erinnerte 2010 an Elisabeth Sgalitzer.
Elisabeth Sgalitzer-Ettinghausen starb am 12. Juni 2016 in Princeton, NJ/USA.
Seit 2022 wird sie am "Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Studierenden und Lehrenden der Geschichte an der Universität Wien 1938-1945" geehrt und erinnert.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1936–1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 474; Ausstellung "Ausgegrenzt, Vertrieben, Ermordet" 2010; Oral History Interview mit Elizabeth Sgalitzer Ettinghausen, Dumbarton Oaks (2009), Nachruf der Gesellschaft der Freunde Islamischer Kunst und Kultur e.V., München (2016).
Katharina Kniefacz, Herbert Posch