Geb. am: | 15. März 1918 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Franz SCHWAB, geb. am 15. März 1918 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Franz Schwab (Cafetier, 1886-?) und Karoline, geb. Reif (1863-?), wohnte in Wien 4, Schleifmühlgasse 19/7. Er hatte 1936 am Realgymnasium Wien 5, Rainergasse, die Reifeprüfung (Matura abgelegt) und hatte nach einem Semester an der Technischen Hochschule Wien begonnen an der Universität Wien Medizin zu studieren und war im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 3. Studiensemester inskribiert.
Er war römisch-katholisch, galt aber als "Mischling 2. Grades" und konnte sein Studium vorerst nur - bei jederzeitigem Widerruf - fortsetzen.
Als "Mischlinge" ab dem 1. Trimester 1940 ein Gesuch an das Reichserziehungsministerium Berlin um Studienzulassung stellen mussten, reichte auch Franz Schwab ein Ansuchen zur Fortsetzung seines Studiums ein, dem der Dekan der zuständigen Medizinischen Fakultät, Prof. Eduard Pernkopf, das verpflichtende Gutachten beilegte, das "insbesondere auf den persönlichen Eindruck über die Persönlichkeit und das Aussehen des Gesuchstellers einzugehen [hatte]. Dabei ist zu erwähnen, ob und inwieweit Merkmale der jüdischen Rasse beim Gesuchsteller äußerlich erkennbar sind." [Erlass des Reicherziehungsministeriums, 5. Jänner 1940]. Pernkopf hielt über Schwab am 26. April fest: "Am Exterieur ist kaum etwas Jüdisches zu sehen; nach seiner Vergangenheit scheint er deutsch erzogen worden zu sein".
Am 28. Mai und aufgrund eines Formfehlers nochmals am 19. Juni 1940 informierte das Reichserziehungsministerium Berlin (WF 2541) das Rektorat, das der Antrag von Franz Schwab wegen einer möglichen Zulassung zu den Prüfungen und Erteilung der Approbation an das dafür zuständige Reichsinnenministerium weitergeleitet wurde und Franz Schwab wurde, wie die meisten jüdischen "Mischlinge 2. Grades" vom Reichsinnenminister "unter dem Vorbehalt zu den ärztlichen Prüfungen zugelassen, daß sie hierdurch einen Anspruch auf die Erteilung der Bestallung als Arzt nicht erwerben. Sie erhalten die Bestallung als Arzt, sofern die späteren kurz vor der Entscheidung über die Bestallung vorzunehmenden Feststellungen ergeben, daß gegen die politische und sittliche Zuverlässigkeit der Kandidaten und ihrer Familie keine Einwendungen zu erheben sind. Hiernach können sie [...], insoweit sie tatsächlich nur von einem jüdischen Großelternteil abstammen, [...] ihre medizinische Ausbildung beenden."
Franz Schwab stellte nach erfolgreichem Abschluss aller Lehrveranstaltungen und Prüfungen daher erneut ein Ansuchen auf Zulassung zur Promotion, dass über das Dekanat (6. Juni), Rektorat (11. Juni), den Hochschulkurator Wien (11. Juni) an den Reichserziehungsminister (15. Juni 1942) erging, der am 26. Juni 1942 eine bedingte Genehmigung erteilte (WF 1901/42): „Gegen die Vollziehung der Promotion bestehen keine Bedenken, sobald er die Bestallung als Arzt für das Deutsche Reich erhalten hat.“
Er konnte am 13. November 1942 noch das Studium nach alter Studienordnung abschließen und wurde zum "Dr. med. univ." promoviert.
Er lebte und arbeitete als Arzt in Wien, wurde 1950 als Facharzt für Augenheilkunde zugelassen, arbeitete als Assistent an der I. Univ.-Augenklinik und eröffnete 1954 eine eigene Praxis (erst in Wien 8., Lenaugasse 17/9, später in Wien 4., Brahmsplatz 7/5). Er war verheiratet mit Elisabeth Schwab (1922-1988).
Dr. Franz Schwab starb am 11. Februar 1979 in Wien und ist am Neustifter Friedhof in Wien 18 bestattet.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937–1939; Promotionsprotokoll MED 1941-1949 Nr. 367, MED GZ 1115 ex 1930/40, MED S 51.1 ONr. 29, RA GZ 944 ex 1939/40/41, MED GZ 10 ex 1941, RA GZ 97/I ex 1942/43, ÖStA/AdR/02-Unterricht/Kurator d. wiss. Hochsch. Wien (K. 13)/GZ 5201 ex 1940-1943; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 417; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2025; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 06/2024; Verstorbenensuche Friedhöfe Wien.
Herbert Posch