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Arthur Schüller (Schuller)

Geb. am: 28. Dezember 1874
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen
Arthur SCHÜLLER (SCHULLER), geb. am 28. Dezember 1874 in Brünn/Mähren [Brno/Tschechische Republik], gest. am 31. Oktober 1957 bei Melbourne/Australien, war 1938 Privatdozent mit dem Titel eines ausserordentlichen Professors ("Pd. (tit.ao.Prof.)")für Neurologie und Psychiatrie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.  Er studierte Medizin an der Universität Wien und promovierte 1899 "sub auspiciis imperatoris" zum Dr. der gesamten Heilkunde. Zu seinen Lehrern zählte u.a. Guido Holzknecht. Nach der Promotion war Schüller am Wiener Allgemeinen Krankenhaus tätig, ab 1901 als Aspirant an der II. Psychiatrischen Klinik unter Richard Krafft-Ebing und Julius Wagner-Jauregg. Ab 1905 war er Vorstand der Nervenabteilung des I. öffentlichen Kinder-Krankeninstituts in Wien.
Am 9. Dezember 1906 heiratete er Margarethe Stiaßni (1886-1972), ihre Söhne Franz und Hans wurden 1908 und 1909 geboren. Die Familie wohnte in Wien 9, Garnisongasse 7. An der Medizinischen Fakultät der Universität Wien wurde Artur Schüller 1907 für Neurologie und Psychiatrie habilitiert (Habilitationsschrift: "Röntgendiagnostik der Erkrankungen des Kopfes") und lehrte fortan als Privatdozent. 1914 wurde ihm der Titel eines ao. Prof. für Nerven- und Geisteskrankheiten verliehen und er erhielt einen Lehrauftrag für Röntgenologie des Schädels. Ab 1908 arbeitete er zudem als Vorstand der Nervenabteilung im Franz-Joseph-Ambulatorium in Wien und Mitarbeiter im Zentral-Röntgenlabor des Allgemeinen Krankenhauses (AKH) unter Guido Holzknecht.
Artur Schüller gilt als "Vater der Neuroradiologie". Er veröffentlichte zahlreiche Arbeiten über Röntgendiagnostik der Gehirnkrankheiten und Schädeldefekte. U.a. nach ihm ist die "Hand-Schüller-Christiansche Erkrankung" benannt. Schüller führte 1936 erstmals eine Zisternographie durch. Er war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der Gesellschaft der deutschen Nervenärzte. Er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt, seine venia legendi wiederrufen und er am 22. April 1938 seines Amtes enthoben und von der Universität Wien vertrieben. 
Gemeinsam mit seiner Ehefrau konnte Artur Schüller 1938 zunächst nach Oxford/England und 1939 über Vermittlung eines ehemaligen Schülers weiter nach Melbourne/Australien emigrieren. Die beiden Söhne Franz und Hans Schüller wurden in das Deutsche Konzentrationslager Auschwitz [Oświęcim/Polen] deportiert, wo sie 1943 ermordet wurden. In der Emigration in Australien arbeitete Schüller weiterhin als Radiologe, in seinen letzten Jahren am Radiology Department des St Vincent's Hospital Melbourne, Australien. Um genug Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen, musste seine Ehefrau Margarethe als Köchin in Privathaushalten arbeiten. Prof. Dr. Artur Schüller (Schuller) starb am 31. Oktober 1957 in Heidelberg bei Melbourne/Australien.


Lit.: freundliche Hinweise von seinem Neffen Dr. Andrew L. Schuller, Australien, und Dr. Karin Schindler, Wien, 2015/16; BLUMESBERGER Bd. 3 2002, 1232; DEGENER 1935; EMÖDI/TEICHL 1937; Dietrich von ENGELHARDT, Hg., Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner. Band 2. München 2002, 564; www.geni.com; KILLY/VIERHAUS Bd. 9 1998; Alma KREUTER, Deutschsprachige Neurologen und Psychiater, Bd. 3, 1996; Kürschners Gelehrtenkalender 1931MERINSKY 1980, 243; MÜHLBERGER 1993; PLANER 1929; Erwin SCHINDLER, Arthur Schüller: Pioneer of Neuroradiology, in: American journal of Neuroradiology 18:1997, 1297–1302 [pdf]UB MedUni Wien/van Swieten Blog; WININGER Bd. 7 1935; HENDERSON, J. K., & HENDERSON, M. A. (2021), Arthur Schüller: Founder of radiology. A life on two continents. Melbourne: Hybrid Publishers.


Katharina Kniefacz


Artur Schüller (Schuller), 1950, St. Vincents Hospital, (c) Keith Henderson

Arthur Schüller (Schuller), 1950er, (c) Keith Henderson

Arthur Schüller (Schuller), 1950er Jahre, mit seiner Frau Margarethe, geb. Stiassni, (c) Keith Henderson

Arthur Schüller (Schuller), 1910er, Passfoto, (c) Keith Henderson
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