Martin Schönhorn
Geb. am: |
07. Dezember 1912 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Martin SCHÖNHORN, geb. am 6. Dezember 1912 in Berhometh, Bukowina/Österreich-Ungarn [Berhomete pe Siret/Rumänien], gest. am 4. Dezember 2010 in Tel Aviv/Israel. Er war 1938 heimatberechtigt in Salzburg/Österreich und hatte die österreichische Staatsbürgerschaft. Er war das einzige Kind von Josef Schönhorn (Kaufmann in Salzburg) und Ernestine Schönhorn (geborene Schärf). Bis zum seinem 5. Lebensjahr lebten die Familie in Wien und übersiedelten dann nach Salzburg, wo er 1931 am Bundesgymnasium (Humanistisches Gymnasium) maturierte. Aufgrund einer schweren Erkrankung (Lymphadenitis gravis), entschied er sich mit 16 Jahren, später Medizin zu studieren und inskribierte im Herbst 1931 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, wo er bis zum Sommersemester 1938 studierte. Er war im 10. Studiensemester, als ihm das weitere Studium an der Universität Wien untersagt wurde.
Am 10. November 1938 ("Reichskristallnacht"), wurde er am Westbahnhof festgenommen. Zwei Tage später wurde er mit ca. 30.000 anderen Personen in das KZ Dachau deportiert, wo er bis zum 21. Jänner 1939 inhaftiert war.
Durch seine Tante, die schon in Palästina lebte, konnte er eine Einreisebewilligung bekommen und wurde aus Dachau entlassen. Mit Unterstützung und in Begleitung von Margarethe Greulinger (geb. Balog) konnte er Ende Februar 1939 zunächst nach Italien flüchten und emigrierte alleine weiter nach Palästina, wo er am 2. März 1939 ankam. Er arbeitete zunächst in einer Orangenplantage und trat in Mai 1940 in die Britische Armee (British Army) ein. Während des Krieges diente er in Ägypten, Libyen, Griechenland, Zypern und Palästina. Mitte Dezember 1946 wurde er von der Armee entlassen und arbeitete dann in Privatlaboratorien in Tel-Aviv.
Seinen Eltern gelang es, nach Bolivien zu flüchten und erst 1947 konnten sie ebenfalls nach Israel übersiedeln.
Im Oktober 1943 heiratete er Rivka (geborene Braun, gest. 1994) und im Juni 1947 wurde seine einzige Tochter Irit geboren.
Im Juni 1959 begann er als Toxikologe im neu eröffneten Institut für Gerichtsmedizin in Tel-Aviv zu arbeiten und leitete später das dortige toxikologische Laboratorium.
Im Jahre 1978 wurde er pensioniert, setzte aber als Freiwilliger seine Arbeit fort und leitete die Institutsbibliothek, bis er 2005 nach einem Unfall endgültig in Pension ging - mit 92 Jahren.
Martin Schönhorn ist am 4. Dezember 2010, nach kurzer Erkrankung 98-jährig in Tel-Aviv gestorben.
Lit.: freundlicher Hinweis seiner Tochter Irit Schönhorn, 2011, sowie von Christine Wielander, geb. Merker (Großnichte von Margarethe Greulinger), 2015.
Herbert Posch