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Elise Schorr (verh. Hollander)

Geb. am: 13. September 1919
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende
Elise SCHORR (verh. Hollander), geb. am 13. September 1919 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Emil Schorr (Invaliditätsrentner), wohnte in Wien 3, Weißgerberlände 12/6. Sie hatte im Juni 1937 am Mädchenrealgymnasium in Wien 2., Novarragasse 30 maturiert und war im Wintersemester 1937/38 an der Philosophischen Fakultät im 1. (und zugleich letzten) Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Germanistik und Anglistik. 1938 konnte sie aus rassistischen Gründen ihr Studium nicht weiter fortsetzen. 1998 beschreibt sie retrospektiv diese Zeit folgendermaßen:
"Before the Anschluss I attended the University of Vienna for my first semester. At the time there was a strong sentiment among students against the present Vaterlaendische Regime of Austria and students of the Right and Left made common cause. However, the large student body showed strong feelings for Nationalsocialism. Especially, the lectures of one Professor Nadler were used as quasi protests, students appeared in white kneesocks, a symbol, and applauded and hooted at any and all anti-Semitic remarks made by Prof. Nadler. About 6 of us Jewish students were huddled apart from the others. I was immediately expelled at the Anschluss."
Die Wohnung im 3. Bezirk wurde der Familie gekündigt, die Möbel wurden abgepresst, aber sie konnten bei einer Tante im 2. Bezirk unterkommen Elise Schorr konnte am 16. Februar  1939 aus Wien nach New York in die USA emigrieren. Sie landete in New York am 23. Februar 1939 und konnte vorerst bei der Familie des Bruders ihrer Mutter wohnen. Sie versuchte erfolgreich für ihre Eltern ein Affidavit zu erhalten, doch hätten sie bis zur Einreiseerlaubnis Kuba als Zwischenaufnahmeland benötigt und konnten trotz Tickets die Reise nach dem Kriegseintritt der USA nicht mehr antreten. Sie konnten Wien nicht mehr verlassen, wurden 1942 in das Transitlager Izbica deportiert und später in das Vernichtungslager Sobibor. Elise Schorr nahm 1946 die US-Staatsbürgerschaft an, konnte ihr Studium in den USA aber nicht wieder aufnehmen und arbeitete als Verkäuferin, Hausmädchen, in einer Spielzeugfabrik und schließlich als Lektorin bei einem Verlag (W.H Wilson Co.), später beim Vogue Magazin, später als Hausfrau und Mutter zweier Kinder und nahm später wieder eine Tätigkeit als Lektorin und Assistentin auf, diesmal in einem Anwaltsbüro (Kaye, Scholer, Fierman, Hays & Handler). Sie starb am 21. März 2007 in den USA.
2015 errichtete die Familie einen "Stein der Erinnerung" für ihre Eltern (Selma und Emil Schorr) vor ihrer ehemaligen Wohnung in Wien 3., Weißgerberlände, 12.

Lit.: Austrian Heritage Collection am Leo Baeck Institute New York, freundlicher Hinweis ihrer Tochter Vera Hollander, 2016.

Herbert Posch


Nationale von Elise Schorr, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Elise Schorr, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Elise Schorr, Wintersemester 1937/38 (2. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Elise Schorr, Wintersemester 1937/38 (2. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Elise Schorr, Wintersemester 1937/38 (3. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Elise Schorr, Wintersemester 1937/38 (3. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Elise Hollander (geb Schorr), Reisepass Wien 17. Jänner 1939, (c) Vera Hollander

Elise Hollander (geb Schorr), US-Einbürgerung 1946, (c) Vera Hollander
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