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Wilhelm Schlesinger

Geb. am: 15. Februar 1910
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende

Wilhelm SCHLESINGER, geb. am 15. Februar 1910 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von Dr. Adolf Schlesinger (1872-1929, ÖBB Beamter) und Sofie Schlesinger, geb. Bernfeld (1871-1942), wohnte 1938 in Wien 2, Zirkusgasse 47/ 33. Er legte am 26. Juni 1930 in Wien die Reifeprüfung (Matura) ab und begann an der Universität Wien Medizin zu studieren. Er war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 7. Studiensemester inskribiert.

Der konfessionslose Student wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen als Jude verfolgt und gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.

Er musste aus Wien flüchten und konnte noch rechtzeitig über die Schweiz nach Frankreich emigrieren, wurde dort aber in Chalabre, Dept. Aude, von der französischen Polizei verhaftet und am 31. August 1942 vom Lager Drancy/Frankreich nach Auschwitz im deutsch besetzten Polen deportiert. Er überlebte die Konzentrationslager Auschwitz [Oświęcim], Groß-Rosen und zuletzt ab März 1945 Buchenwald. Aus dem KZ Buchenwald wurde er befreit und am 5. Mai 1945 entlassen und war dann eineinhalb Jahre als "displaced person" unterwegs. Erst 1947 konnte er wieder nach Wien zurückkehren, schloss an der Universität Wien sein Medizinstudium am 22. Dezember 1949 mit der Promotion zum "Dr. med. univ." ab und lebte und arbeitete als Arzt in Wien: Zuerst in Wien 6., Gumpendorferstraße 35/8, dann in Wien 2., Untere Augartenstraße 35 und zuletzt Wien 2., Novaragasse 27. Er war verheiratet mit Marika Helga Staxx und später mit Allaine Bodansky. Er hatte von 1955 bis 1970 eine Praxis als Allgemeinmediziner, war daneben aber auch Spitalsarzt der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, später ärztlicher Leiter des IKG-Spitals (1971) zuletzt Sekundararzt an der Heilstätte in Laab am Walde (1972). Im März 1978 ging er in Pension.

Dr. Wilhelm Schlesinger starb am 9. Februar 1992 in Wien und wurde am 18. Februar in der Feuerhalle Simmering am Wiener Zentralfriedhof kremiert und bestattet.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937–1938; Wiener Stadt- und Landesarchiv WStLA/Ärztekammer Wien/Ärztekartei; Arolsen Archives/Unterlagen KZ Buchenwald; DÖW Bd. 3 1992, 144f. [online unter doew.at]; Yad Vashem – Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer, dort zitierte Quelle: Le Memorial de la deportation des juifs de France, Beate et Serge Klarsfeld, Paris 1978; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 467; KNIEFACZ/POSCH 2017c; freundlicher Hinweis Dr.in Barbara Sauer, Wien 04/2024; www.myheritage.at; www.ancestry.de.


Herbert Posch


Nationale von Wilhelm Schlesinger, Wintersemester 1937/38 (Vorderseite), Foto: Herbert Posch © Archiv der Universität Wien

Nationale von Wilhelm Schlesinger, Wintersemester 1937/38 (Rückseite), Foto: Herbert Posch © Archiv der Universität Wien

Nationale von Wilhelm Schlesinger, Sommersemester 1938 (Vorderseite), Foto: Herbert Posch © Archiv der Universität Wien

Nationale von Wilhelm Schlesinger, Sommersemester 1938 (Rückseite), Foto: Herbert Posch © Archiv der Universität Wien

Promotion von Wilhelm Schlesinger 22. Dezember 1949, Foto: Herbert Posch © Archiv der Universität Wien
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