Hugo Schmiedl
Geb. am: |
25. April 1868 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Doktorgradaberkennung |
Hugo SCHMIEDL, geb. am 25. April 1868 in Brünn, Mähren/Österreich-Ungarn [Brno, Tschechische Republik] als Sohn von Alois Schmiedl (1831-1909) und Karoline Schmiedl, geb. Königer (1841-1919), hatte am 26. Juli 1892 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Dr. med. erworben.
Er war am 7. November 1929 aus der Israelitischen Kultusgemeinde Wien ausgetreten, lebte und arbeitete in Wien 13., Sankt Veit Gasse 67 und war verheiratet mit Hilda Schmiedl, geb. Tandler (1884-1943?), der Tochter des ehem. Vizepräsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde von Brünn Gustav Tandler (1852-1922).
Der bereits 70-jährige pensionierte Arzt Dr. Hugo Schmiedl und seine Frau Hilde wurden im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt, mussten aus Wien fliehen und konnten nach Frankreich emigrieren, wo sie in Nizza lebten.
Aufgrund der erfolgreichen Emigration wurde Hugo Schmiedl und seiner Frau die deutsche Staatszugehörigkeit (zum Reichsprotektorat Böhmen und Mähren) aberkannt und daraufhin wurde ihm von der Universität Wien am 26. März/1. April 1943 auch der akademische Grad aus rassistischen Gründen aberkannt, da er im Nationalsozialismus 'als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig' galt (Entziehungsbeschluss verlautbart im Deutschen Reichsanzeiger vom 13. April 1943).
Seine Frau Hilda war aber bereits 1942 aus Nizza, im unbesetzten Teil Frankreichs, verschleppt und am 7. September 1942 vom Sammellager Drancy bei Paris in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau [Oświęcim] ins deutsch besetzte Polen deportiert und vermutlich dort ermordet worden. Hugo Schmiedl wurde rund ein Jahr später am 9. Oktober 1943 von Drancy in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau [Oświęcim] deportiert und ermordet.
Erst 12 Jahre nach der Aberkennung, lange nach dem Ende des Nationalsozialismus und in Unkenntnis seiner Ermordung wurde ihm der Doktorgrad am 15. Mai 1955 posthum wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für 'von Anfang an nichtig' erklärt.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Promotionsprotokoll MED 1890–1894 Nr. 691, Rektorat GZ 118 ex 1941/42 ONr. 190, GZ 1636 ex 1941/42, GZ 151 ex 1942/43 (= S 127.9) ONr. 5, 8, 9, GZ 561 ex 1944/45 ONr. 15; OeStA/ AdR/ E-uReang/ VVSt/ VA/ 45280, OeStA/ AdR/ E-uReang/ FLD 16935, OeStA AdR E-uReang Hilfsfonds Sammelstellen A und B Negativ-Akten Liegenschaften N 1466; WStLA 1.3.2.119.A41 182; 53; 54, Bezirk 23; Deutscher Reichsanzeiger Nr. 86 vom 13. April 1943; Serge Klarsfeld, Le mémorial de la déportation des juifs de France, Paris 1978; POSCH 2009, 471; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2022; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien, 04/2022; www.doew.at; www.ushmm.org; https://yvng.yadvashem.org.
Herbert Posch