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Margot Schidloff

Geb. am: 02. Dezember 1911
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende

Margot (Alice) SCHIDLOFF, geb. am 2. Dezember 1911 in Wien, (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich) Tochter von Arthur Schidloff (1878-1950, Kaufmann) und seiner Frau Johanna (geb. Saxl, 1882-1942) und wohnte in Wien 2., Zirkusgasse 38/14. Sie hatte 1930 die Reifeprüfung (Matura) an der Handelsakademie abgelegt und am 21. März 1933 am Reformrealgymnasium in Wien die Realgymnasiums-Ergänzungsreifeprüfung (Matura) und begann im Sommersemester 1933 an der Philosophischen Fakultät Psychologie in Verbindung mit Philosophie und als Nebenfach Germanistik zu studieren und war zuletzt im Wintersemester 1936/37 inskribiert und war seither in der Abschlussphase ihres Studiums und arbeitete an ihrer Dissertation bei den Prof. Karl Bühler und Charlotte Bühler und führte intensive Testungen von Mädchen an zahlreichen Schulen durch.

Nach dem "Anschluss" durfte sie aus rassistischen Gründen aber nicht mehr ihre bereits abgeschlossene Dissertation zur Approbation einreichen und vorerst auch nicht mehr zu den Abschlussprüfungen ("Rigorosen") antreten.

Nach Gesuchen an die Fakultät (14. April 1938), das Rektorat (24. April) und das Unterrichtsministerium (25. Mai 1938) wurde ihr noch erlaubt, sich am 2. Juli 1938 zu den Abschlussprüfungen ("Rigorosen") in Psychologie anzumelden. Ihre Dissertation "Die Entwicklung der Materialbehandlung bei Mädchen vom 8.-15. Lebensjahr mit besonderer Berücksichtigung des 11.-15. Lebensjahres" wurde erst vom Nachfolger der bereits vertriebenen Bühlers, dem neuberufenen Otto Tumlirz am 27. September begutachtet und dazu genutzt, die Arbeitweisen und -inhalte seiner Vorgänger, die die Dissertation betreut hatten, zu diskreditieren: "Da Fragestellung, Ueberschätzung der Tests und der Statistiken nicht die Verfasserin, sondern die frühere Institutsleitung kennzeichnen, so bleibt hier nur die Feststellung, dass sich die Verfasserin die grösste Mühe gegeben hat, die spröde Materie zu bewältigen und es so vielseitig wie möglich statistisch auszuwerten." Am 12. Oktober 1938 stimmte Zweitgutachter Robert Reiniger dem zu und die Dissertation wurde approbiert. Am 26. Oktober 1938 bestand sie das zweistündige Rigoroum bei ihren Dissertationsgutachtern, am 31. Oktober 1938 auch das einstündige Rigorosum in Germanistik bei Prof. Josef Nadler und Prof. Emil Kralik. Sie konnte somit, nach längerer Unsicherheit, doch noch ihr Studium abschließen und am 31. Oktober 1938 unter zahlreichen symbolischen Diskriminierungen im Rahmen einer "Nichtarierpromotion" promovieren, bei gleichzeitig ausgesprochenem Berufsverbot im gesamten Deutschen Reich.

Margot Schidloffs Vater konnte, nicht zuletzt dank seiner Geschäftsbeziehungen als Vertreter Englischer Firmen in Österreich, nach England emigrieren, wurde dort aber als "enemy alien" 1939 bis Mai 1941 interniert. Margot Schidloff und ihrer Mutter gelingt es nicht mehr rechtzeitig aus Wien zu flüchten und sie wurden am 6. Mai 1942 von ihrer Wohnung in Wien 2, Krafftgasse 3/12 nach Maly Trostinec deportiert, wo sie nach der Ankunft am 11. Mai 1942 ermordet wurden.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1933-1938, Rigorosenakt und -protokoll PHIL Nr. 14546, Promotionsprotokoll PHIL 1931-1941 Nr. 2873, PHIL GZ 8 ex 1937/38, ONr. 94, Dissertationsvereichnis 1937-1944, Nr. 827; GEUTER 1986, 277; WEITZEL 2000, 93; POSCH 2009, 367; www.genteam.at; www.ancestry.de; www.doew.at.


Katharina Kniefacz und Herbert Posch


Margot Schidloff, Eintrag 2873 'Nichtarierpromotion' 31. Oktober 1938, Promotionsprotokoll Philosophische Fakultät 1931-1941, Foto: Herbert Posch, (c) Archiv Universität Wien

Margot Schidloff, Drittes Ansuchen an das Ministerium um Zulassung zur Approbation der abgeschlossenen Dissertation und Zulassung zu den Rigorosen 1938, Foto: Herbert Posch, © Archiv Universität Wien
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