Ludwig Schajowicz
Geb. am: |
07. November 1910 |
Fakultät: |
Juridische Fakultät |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Dr. Ludwig SCHAJOWICZ, geb. am 7. November 1910 in Czernowitz/Rumänien [Tscherniwzi/Ukraine] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Dr. Salomon Schajowicz (Kaufmann) und dessen Ehefrau Dora, geb. Berger, wohnte in Wien 2, Robertgasse 1. Nach der Reifeprüfung am Akademischen Gymnasium in Wien begann er ein Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien. Während seines Studiums gründete er die Theatergruppe 'Théâtre Bleu', studierte am Max Reinhardt-Seminar Bühnenregie und inszenierte mehrere Stücke im Schönbrunn Theater. 1933 besuchte er eine Kursreihe für Theaterwissenschaft an der Nationalbibliothek, gehalten vom Theaterhistoriker und Librettisten Joseph Gregor. 1935 erwarb er den Grad eines Dr. phil. in Philosophie (Dissertation: 'Mimik als Kunstwissenschaft. Die Probleme des modernen Theaters im Lichte der Ausdruckstheorie', Begutachter:
Karl Bühler, Moritz Schlick).
Danach studierte er Jus an der Universität Wien und war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Juridischen Fakultät im 2. Studiensemester inskribiert.
Ludwig Schajowicz konnte im Juni 1938 in die Schweiz emigrieren und erhielt einige Monate später ein Einreisevisum für Kuba sowie eine Unterstützung des 'International Committee for the Placing of Refugee Intellectuals' für die Reisekosten von Bordeaux nach Santiago de Cuba, wo er am 31. Dezember 1938 ankam.
Er ließ sich in Havanna/Kuba nieder, wo er zunächst die Landessprache lernte, als Bibliothekar für eine nordamerikanische Quäker-Organisation arbeitete und häufig bei deutschsprachigen Exilorganisationen in Havanna (u.a. als Kulturdelegierter der Austrian League) mitwirkte. Bereits ab 1939 lehrte er Deutsch an der Escuela Libre de La Habana und gab Theaterunterricht an der Escuela Libre sowie an der Academia de Artes Dramáticas. 1941 wurde er von der Universität Havanna eingeladen, 'Antigone' zu inszenieren, das ihm einen Ruf als herausragender Regisseur sicherte. Kurz darauf gründete er das Teatro Universitario de La Habana sowie das Seminario de Artes Dramáticas, um die Studierenden auf the universitäre Theatergruppe vorzubereiten. Daneben lehrte er auch Psychologie und Techniken des Dramas, Geschichte des Theaters und der dramatischen Literatur sowie moderne darstellende Kunst an der Universität Havanna.
1942 heiratete Schajowicz die Schauspielerin Luisa Caballero, die die Hauptrolle in 'Antigone' gespielt hatte.
1947 erhielt er von Dr. Jaime Benitez, Rektor der University of Puerto Rico, die Einladung, eine Vortragsreihe zu halten und arbeitete hier als Gastprofessor, bis er 1950 zum Professor in Fine Arts und Direktor des dortigen Universitätstheaters ernannt wurde. Er inszenierte zunächst die griechischen Tragödien 'Iphigenie in Aulis' (1949) und 'Hecuba' (1950) und bildete die führenden Schauspieler und Regisseure Puerto Ricos aus.
1952 konnte Ludwig Schajowicz während seines sabbaticals erstmals wieder nach Europa reisen und verbrachte den Großteil der Zeit in Paris, wo er vor allem sein philosophisches Wissen wieder auffrischte.
Zurück in Puerto Rico wurde er 1954 interimistisch auf den Lehrstuhl für Fine Art berufen, 1956 auf jenen für Philosophie.
Während eines weiteren Aufenthalts in Europa 1963 erlitt er einen Schlaganfall und konnte erst im Folgejahr nach seiner Genesung wieder nach Puerto Rico zurückkehren, wo er seine Karriere als Lehrender sowie als Schriftsteller fortsetzte. Noch 1964 gründete er noch die philosophische Zeitschrift 'Diálogos'. 1977 ging er in den Ruhestand, wurde 1979 zum Emeritus Professor ernannt, während er seine Arbeit unermüdlich bis zu seinem Tod fortsetzte.
Ludwig Schajowicz starb am 19. April 2003 in San Juan/Puerto Rico/USA.
Lit.: freundlicher Hinweis von Mag. Sabine Koch, Wien, 2013; Cuban Theater Digital Archive.
Katharina Kniefacz und Herbert Posch