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Georg Schanzer

Geb. am: 26. Oktober 1914
Fakultät: Juridische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende
Georg Oswald SCHANZER, geb. am 26. Oktober 1914 in Wien als Sohn von Ing. Rudolf Schanzer (Oberbaurat der ÖBB|Österr. Bundesbahn) und Jenny, geb. Thewett, wohnte in Wien 13, Lautensackgasse 5 und war am 22. März 1937 aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten, wurde aber trotzdem im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen als Jude verfolgt. Er hatte an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät Jus studiert und arbeitete nebenbei seit 1936 auch journalistisch und war 1938 nicht mehr an der inskribiert, sondern befand sich bereits im Stadium der Abschlussprüfungen. Er konnte, nach längerer Unsicherheit, doch noch sein Jus-Studium abschließen und am 21. Juli 1938 unter zahlreichen symbolischen Diskriminierungen im Rahmen einer 'Nichtarierpromotion' zum "Dr. iur." promovieren, bei gleichzeitig ausgesprochenem Berufsverbot im gesamten Deutschen Reich. Georg Oswald Schanzer und sein Bruder Walter Ludwig (1908–1995) mussten aus Wien flüchten und es gelang ihnen von einem Jugoslawienbesuch am 2. September 1938 nach England zu emigrieren, wo Georg Oswald Moderne Sprachen studieren konnte und in 96 Southmoor Rd., Oxford lebte. Am 17. Oktober erhielt er in der US-Botschaft in London ein US-Visum und konnte am 15. November 1939 von Southampton, England mit dem Schiff SS President Harding gemeinsam mit seinem Bruder (der in England auf einer Hühnerfarm gearbeitete hatte und in Hook Norton NrBanbury, Oxon. gelebt hatte) in die USA emigrieren wo sie am 24. November 1939 in New York City, NY, ankamen, ursprünglich mit dem Ziel, zu ihrer Tante S. Baum in 1038, 2nd Street, Santa Monica, Kalifornien zu gehen. Ihre Eltern konnten nicht mehr rechtzeitig aus Wien flüchten: Ihre Mutter Jenny Schanzer (geb. Thewett, 1886-1943) und ihr Vater Rudolf Schanzer (1879-1943) wurden am 28. Oktober 1941 aus Wien in das Ghetto Łódź/Polen deportiert, wo ihr Vater Anfang 1942 und ihre Mutter 1943 ermordet wurden. Der Romanist und Hispanist Georg Oswald, der seinen Namen in den USA offiziell anglisierte in George O. Schanzer, studierte 1941-1946 Romanische
Sprachen an der University of Missouri, Columbia, und unterrichtete bis 1942 Latein und Griechisch in der Conception Abbey in Missouri, leistete dann Kriegsdienst in der US-amerikanischen Armee (in Nordafrika und Italien). 1946 erwarb den Mastergrad an der University of Missouri in Columbia (Missouri) in Romanischen Sprachen mit der Arbeit "The Raquel de Toledo matter as a controversial subject in European literature". Schanzer promovierte 1950 an der Iowa State University mit der Arbeit "Vida y obras de Ernesto Herrera (1889–1917). Primer bohemio y segundo dramaturgo del Uruguay" ("Leben und Werke Ernesto Herreras [1889–1917]. Erster Bohémien und zweiter Dramaturg Uruguays") und lehrte an verschiedenen Universitäten der Vereinigten Staaten, unter anderem 1945-46 als Teaching Assistant an der State University of Iowa, 1948-52 als Assistant Professor an der Universiy of Kansas, Lawrence, 1952-64 an der St. Johns University Jamaica, New York (1952 Associate Professor, 1957-64 full Professor). 1964 wurde er als Professor of Spanish-American Literature an die State University of New York at Buffalo berufen (bis Pensionierung 1985) Seine Forschungsschwerpunkte lagen im Bereiche lberoamerikanische Literatur, Spanisch-russische Beziehungen und Komparatistik - zu seinen Werken gehören u.a. "Russian literature in the Hispanic world. A bibliography. La literatura rusa en el mundo hispánico. Bibliografía (Toronto 1972) und "The persistence of human passions. Manuel Mujica Láinez's satirical neo-modernism" (London 1986).
Er war Mitglied der MLA, Association of Teachers of Spanish and Portuguese, der International lbero-American Literature, der International Association of Hispanists und der Latin American Studies Association. Er war seit 1944 verheiratet mit der Übersetzerin, Interviewerin Maria Montanari Schanzer (1923-1991) und sie hatten vier Kinder: Emily Jane "Jenny" Kracklauer, geb. Schanzer (1946), Louis Lakshyan Schanzer (1949), Monica Schanzer (1955) und Robert W. Schanzer (1958). Prof. Dr. George O. Schanzer, MA, PhD., starb am 23. Mai 2011 in Buffalo, New York/USA und ist am Mount Calvary Cemetery in Cheektowaga, Erie County, New York, USA beigesetzt.


Lit.: CHRISTMANN/HAUSMANN/BRIEGEL 1989, 319f.; POSCH 2009, 373; freundlicher Hinweis von Frank-Rutger Hausmann 2017; www.genteam.at; Nachruf; Wikipedia; Gedenksteine; www.ancestry.de.


Herbert Posch


Georg Schanzer, Eintrag 6529 'Nichtarierpromotion' 21. Juli 1938, Promotionsprotokoll Juridische Fakultät 1924-1939, Foto: Herbert Posch, (c) Archiv Universität Wien

Georg Schanzer
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