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Isak Birnbaum recte Händler [Isaac Birnbaum]

Geb. am: 21. Jänner 1912
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende

Isak BIRNBAUM, recte HÄNDLER, geb. am 21. Januar 1912 in Stanislau, Galizien/Österreich-Ungarn [später Stanisławów/Polen, heute Iwano-Frankiwsk|Івано-Франківськ/Ukraine] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), war der Sohn von Josef (Abraham) Birnbaum, recte Händler (1876-1939, abgebauter Staatsbeamter, Handelsvertreter) und Fanny (Franziska) (1887-1939), die 1914 nach Wien übersiedelte. Die Familie wohnte in Wien 17, Hernalser Hauptstraße 196/7.

Isak Birnbaum besuchte das Bundesrealgymnasium in Wien 2., Zirkusgasse 48, wo er am 5. Juli 1933 auch maturierte. Danach begann er sein Medizinstudium an der Universität Wien 1933/34 und war nach einer eineinhalbjährigen Studienunterbrechung (1935/36) zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 5. Studiensemester inskribiert (Wintersemester 1937/38 wurde ihm am 8. Februar 1938 als gültig angerechnet).

Er konnte nach dem "Anschluss" im März 1938 aus rassistischen Gründen sein Studium an der Universität nicht mehr fortsetzen und musste aus Wien fliehen.

Isak Birnbaum konnte emigrieren, musste aber sein Eltern und seine vier Geschwister zurücklassen (eine Schwester, die in die Niederlande emigrierte, überlebte als einzige, alle anderen kamen in der Shoah um). Isak hatte mit einigen Pionier-Freunden geplant Finnland zu erreichen, hatte bereits sein Ticket nach Helsingfors via Stettin und verließ Wien am 16. August 1938. Aber die Route wurde geschlossen an dem Tag, an dem er sich in Stettin einschiffen wollte, doch die Gruppe erreichte Schweden über Dänemark. Er konnte sein Medizin-Studium nie wieder aufnehmen aber es gab eine Vereinbarung mit der Schwedischen Regierung, dass Flüchtlinge, die planten als Pioniere nach Israel weiter zu emigrieren in der schwedischen Landwirtschaft zu arbeiten.

Er und seine Freunde wurden auf verschiedenen Farmen eingesetzt. 1941 entschied sich die Gruppe nach Palästina / Israel zu gehen über Russland und Persien. Aber Isak Händler blieb in Schweden, und heiratete Martha, eine Schwedin. Er arbeitete weiter in der Landwirtschaft und die beiden hatten zwei Kinder: Lars Henrik (Lasse) und Kerstin Anna Lena (1943). Nach ein paar Jahren entschied er sich dann doch für die Aliyah, die Auswanderung nach Israel. Er übersiedelte mit der Familie nach Uppsala, Martha wurde Sozialarbeiterin und Isak begann an der Schwedischen Universität für Bodenkultur (Sveriges lantbruksuniversitet, SLU) in Ultuna Landwirtschaft zu studieren.

1962 entschied er sich, das Studium abzubrechen und nach Israel zu übersiedeln, absolvierte dort eine Ulpan (intensiven Hebräisch- und Integrationskurs) und suchte nach Möglichkeiten, seine Familie in Schweden zu erhalten. Nachdem er den Ulpan in Beersheba erfolgreich absolviert hatte zog er in einen Kibbutz im Jordantal. Doch schien ihm das Leben dort für seine Frau, die nachkommen sollte, nicht geeignet und zog zurück nach Beersheba wo er eine Arbeit im Baugewerbe bzw. Hausvermittlung fand. 1964 folgte seine – nichtjüdische – Frau Martha nach und sie lebten weiter in Beersheba. Die erwachsenen Kinder blieben in Schweden, studierten und arbeiteten und gründeten eigene Familien.

Isaac Händler wurde Labormitarbeiter in einem großen Industrieunternehmen wo er von 1964 bis zu seiner Pensionierung 1977 arbeitete. Sein Sohn war 1971 bei einem Unfall gestorben, seine Tochter wurde Lehrerin für Betriebswirtschaft und ihr Schwiegersohn war Agronom. Nach der Pensionierung kamen Martha und Isaac Birnbaum um 1980 herum wieder zurück nach Schweden zu ihrer Familie.

Isaac Händler starb 1992 in Uppsala/Schweden, sein Frau Martha 2006.


Lit.: POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 363, 400; freundlicher Hinweis seiner Tochter Lena Hallsenius und seines Enkels Petter Berselius, Schweden 2017 und 2018; Puah Menczel-Ben-Tovim (Hg.), Leben und Wirken. Unser erzieherisches Werk. In memoriam Dr. Josef Schlomo Menczel 1903-1953, Jerusalem 1983 (J. S. Menczel Memorial Foundation), 208-209; Martha Birnbaum, Minnet av Isak Birnbaum, April 2000 (ungedrucktes Memoirenmanuskript in Schwedisch).

Herbert Posch


Nationale von Isak Birnbaum, recte Händler, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Isak Birnbaum, recte Händler, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Isak Birnbaum mit seiner Frau Martha und den Kindern Lena und in Schweden, Juli 1943, © Lena Halssenius

Isak Birnbaum als Landarbeiter in Schweden, 1946, © Lena Halssenius

Isak Birnbaum vor der Universität Wien, 1952, © Lena Halssenius

Isak Birnbaum an der Agrarhochschule Ultuna in Schweden, 1957, © Lena Halssenius

Isak und Martha Birnbaum mit den Kindern Lena und in Schweden, 1959, © Lena Halssenius

Isak Birnbaum am Familiengrab in Wien, Zentralfriedhof, 1960er, © Lena Halssenius

Isak und Martha Birnbaum in Ber Sheba, Israel, 1973, © Lena Halssenius

Isak und Martha Birnbaum, Schweden, 1992, © Lena Halssenius
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