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Maria Salpeter (Eichenberger)

Geb. am: 06. November 1917
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende

Maria (Marya Jadwiga Krystyna) SALPETER (verh. EICHENBERGER), geb. am 6. November 1917 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), war die Tochter von Dr. Ing. Jakob Leib Salpeter (1886–1965, Physiker, Wien 19, Hartäckerstraße 9 bzw. ab 1936 Wien 18, Leopold-Steiner-Weg 45) und Hermine Salpeter, geb. Smelhous (1892–1978, Bademeisterin). Der Vater hatte 1923 erneut geheiratet und sie wohnte mit ihrer Mutter in Wien 10., Leibnitzgasse 49, Stg.2 und später in Wien 9, Sobieskigasse 22.
Sie hatte am 1. Juni 1935 erfolgreich die Reifeprüfung (Matura) am humanistischen Mädchengymnasium Wien 6, Rahlgasse 4, abgelegt und begann anschließend im Wintersemester 1935/36 an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien Romanistik, Klassische Philologie und Philosophie zu studieren.

Sie war am 30. Mai 1918 in St. Pölten, NÖ, römisch-katholisch getauft worden (ihre Eltern hatten erst kurz vor ihrer Geburt in der evangelischen Garnisonskirche in Wien geheiratet – ihre Mutter war römisch-katholisch, ihr Vater war zuvor vom Judentum zu evangelisch A.B. konvertiert und hatte 1923 in der Synagoge in Wien Währing in zweiter Ehe die Physikerin Dr. Friederike Horn geheiratet): Maria Salpeter galt im Nationalsozialismus als "Mischling 1. Grades" und konnte ihr Studium auch nach dem "Anschluss" – bei jederzeitigem Widerruf – vorläufig noch fortsetzen. Sie war zuletzt im Sommersemester 1939 an der Philosophischen Fakultät im 8. und letzten Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Romanistik und Klassischer Philologie (Absolutorium ausgestellt am 17. Juli 1939).

Sie hatte sich bereits im Oktober 1938 einmal zu den Rigorosen angemeldet, doch blieb das Prüfungsverfahren stecken und sie arbeitete unter Hochdruck an ihrer romanistischen Dissertation mit dem Titel "Berg und Gebirge in den Versdichtungen Victor Hugos", die ursprünglich von Prof. Moldenhauer, dann von W. Mullert und Huber betreut wurde. Sie legte die fertige Arbeit im März 1940 vor und sie wurde von beiden Begutachtern mit "gut" bewertet und Mitte April approbiert.  Ab diesem Zeitpunkt, dem 1. Trimester 1940, mussten aber "Mischlinge" ein Gesuch an das Reichserziehungsministerium Berlin um Studienzulassung oder Zulassung zum Studienabschluss und der Promotion stellen, weshalb Maria Salpeter im Juli 1940 ein entsprechendes Ansuchen zur Zulassung zum Promotionsverfahren einreichte.
Doch nach mehreren Monaten entschied das Reichserziehungsministerium Berlin, sie nicht zur Promotion und damit zum Abschluss ihres Studiums zuzulassen und im Mai 1941 wurde ihr die bereits bezahlte Promotionsgebühr wieder teilweise rückerstattet.
Sie war damals bereits seit eineinhalb Jahren neben der Dissertation in einem wehrwissenschaftlichen Betrieb angestellt.

Ihr Vater, der berühmte Physiker Dr. Jakob L. Salpeter, musste mit seiner zweiten Frau Friederike (1899–1991) und ihrem gemeinsamen Sohn, ihrem Halbbruder, Edwin E. Salpeter (1924–2008) flüchten und sie konnten gemeinsam nach London/England emigrieren und von dort im Mai 1939 weiter nach Australien. Ihr Vater, 1909 an der Universität Wien promoviert ("Zur elektrischen Meßmethode radioaktiver Substanzen"), ein enger Freund Erwin Schrödingers, wurde später Prof. in Adelaide, Australien. Ihr Halbbruder Edwin wurde später ein berühmter Astrophysiker und Professor an der Cornell University in den USA.

Maria Salpeter konnte ihr Studium erst nach dem Ende des Nationalsozialismus am 20. Dezember 1946 an der Universität Wien abschließen auf Grundlage der 1940 approbierten Dissertation.

Sie verlagerte ihren Lebensmittelpunkt von Wien nach Vorarlberg und lebte, spätestens ab 1950, mit ihrer Mutter Hermine in Feldkirch, Liechtensteiner Straße 38, 1957 in Berggasse 14 und gab als Beruf "Exportleiterin" an. Sie heiratete am 7. Dezember 1957 in Feldkirch, Franz Max Eichenberger.

Dr. Marya Eichenberger, geb. Salpeter, starb am 6. Februar 2003 in Feldkirch Vorarlberg.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1935-1939, Meldungsbuch S.187.1062, Rigorosenakt und -protokoll PHIL Nr. 14646 und Nr. 15389, Promotionsprotokoll PHIL 1941-1956 Nr. 644, Rektorat GZ 944 ex 1939/40/41, PHIL GZ 743 ex 1939/40; Österreichisches Staatsarchiv ÖStA/AdR/E-uReang/ VVSt/VA/26935, ÖStA/AdR/E-uReang/Hilfsfonds/Abgeltungsfonds 2198, ÖStA/AdR/E-uReang/FLD 24892, ÖStA/AdR/E-uReang/FLD 1700; Wiener Stadt- und Landesarchiv WStLA/1.3.2.119.A41 815, Bezirk: 19, WStLA/1.3.2.119.A41 662; 664; 665, Bezirk: 1; Pfarre St. Pölten-Dom, Taufbuch 1913-1921, fol. 149, 1917/Nr. 93; Pfarre Wien 10, St. Anton von Padua, Taufbuch 1917/2, fol. 678, Nr. 2041; Einwohnerverzeichnis Feldkirch 1950 und 1958; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 463; Wiener Adressanzeiger (Lehmann) 1935, 1936, 1938; www.ancestry.de; www.genteam.at; www.myheritage.com.  


Katharina Kniefacz und Herbert Posch


Nationale von Maria Salpeter, Wintersemester 1937/38 (Vorderseite), Foto: Herbert Posch © Archiv der Universität Wien

Nationale von Maria Salpeter, Wintersemester 1937/38 (Rückseite), Foto: Herbert Posch © Archiv der Universität Wien

Nationale von Maria Salpeter, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: Herbert Posch © Archiv der Universität Wien

Nationale von Maria Salpeter, Sommersemester 1938 (1. Formular Rückseite), Foto: Herbert Posch © Archiv der Universität Wien

Nationale von Maria Salpeter, Sommersemester 1938 (2. Formular Vorderseite), Foto: Herbert Posch © Archiv der Universität Wien

Nationale von Maria Salpeter, Sommersemester 1938 (2. Formular Rückseite), Foto: Herbert Posch © Archiv der Universität Wien

Nationale von Maria Salpeter, Wintersemester 1938/39 (Vorderseite), Foto: Herbert Posch © Archiv der Universität Wien

Nationale von Maria Salpeter, Wintersemester 1938/39 (Rückseite), Foto: Herbert Posch © Archiv der Universität Wien

Meldungsbuch von Maria Salpeter 1935-1939, Foto: Herbert Posch © Archiv der Universität Wien
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