Geb. am: | 07. Dezember 1917 |
Fakultät: | Philosophische Fakultät |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Herbert Otto ROTH, geb. am 7. Dezember 1917 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von Ing. Emil Roth (Eisenbahntechniker) und Therese Roth, geb. Heilpern (1896-1986), wohnte in Wien 9, Servitengasse 5, war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 6. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Chemie.
Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus politischen und rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.
Er war in Wien in der Sozialistischen Jugendbewegung engagiert, die 1934 verboten wurde, seit 1935 bei den Roten Falken deren Leitung er im September 1937 für Österreich übernahm. Er musste nach dem "Anschluss" aus Wien flüchten und konnte noch rechtzeitig über Deutschland, Schweiz nach Grenoble/Frankreich emigrieren, wo er an der Universität Grenoble industrielle Chemie studieren konnte, bei Kriegsausbruch 1939 aber als "enemy alien" interniert wurde. Mit Unterstützung seiner Mutter, die 1939 nach England geflohen war, schließlich nach Neuseeland emigrieren, wo er im April 1940 in Wellington ankam.
Er engagierte sich auch dort wieder politisch in linken Kreisen, konnte als "enemy alien" aber keine offiziellen Funktionen übernehmen, weshalb er 1944 die Neuseeländische Staatsbürgerschaft beantragte, die er im März 1946 auch erhielt.
Er arbeitete in seinen ersten Jahren in den unterschiedlichsten Bereichen: als Fabrikarbeiter in einer Druckgusswerkstatt in Wellington, als Arbeiter auf einem Milchviehbetrieb in Wairarapa, als Holzlagerarbeiter bei C. & A. Odlin Timber and Hardware Company in Petone und als Zimmermannslehrling bei Fletcher Construction. 1944 trat er in die Royal New Zealand Air Force ein, wo er als Meteorologe eingesetzt wurde. Im August 1946 wechselte er zur zivilen meteorologischen Abteilung in Rongotai, Wellington, und er konnte 1946 am Victoria University College einen Bachelor of Arts erwerben. Nachdem er 1947 die New Zealand Library School besucht hatte, arbeitete er für den National Library Service in Wellington (und war später Präsident der New Zealand Library Association), wo er bis Ende 1961 mit seiner Frau und seinen Kindern lebte. Im Januar 1962 wechselte er als stellvertretender Leiter an die Bibliothek der Universität Auckland, wo er bis zu seiner Pensionierung 1983 blieb und ab 1968 auch als Universitätsarchivar tätig war.
Er hatte am 29. November 1946 die Journalistin Margaret (Margot) Frances Hogben geheiratet, Enkelin des Pädagogen George Hogben, über den Roth eine Biografie schrieb und mit der er zwei Söhne und eine Tochter hatte (die Ehe wurde 1984 geschieden).
Roth schrieb hauptsächlich über die Geschichte der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung, darunter sein wichtigstes Werk "Trade unions in New Zealand past and present" (1973). Seine bedeutende Sammlung von Gewerkschafts- und Arbeiterliteratur ist heute ein wichtiger Bestandteil der Alexander Turnbull Library. Er war 1974 Gründungsmitglied der Industrial Relations Society of New Zealand (1976 Präsident) und 1987 einer der Gründungsmitglieder des Trade Union History Projects und auch der erste Vorsitzende der Arbeitsgruppe für das Dictionary of New Zealand Biography.
Im Mai 2013 stiftete das Labour History Project den Bert Roth Award for Labour History, der alljährlich für die beste neue Arbeit auf dem Gebiet der Arbeitergeschichte verliehen wird.
Er starb am 27. Mai 1994 in Mount Eden/Neuseeland.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1935–1938; RÖDER I 1980, 620; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 462; https://natlib.govt.nz/records/22419808; https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Otto_Roth; https://en.wikipedia.org/wiki/Bert_Roth; https://natlib.govt.nz/records/35829485?search%5Bi%5D%5Bsubject_authority_id%5D=-7074&search%5Bpath%5D=items; Kerry TAYLOR, Herbert Otto Roth, in: DNZB|Dictionary of New Zealand Biography, Vol 5, 1941-1960, 453-455, R28, 2000; Mark DERBY, Bert Roth Award in labour history, in: Labour History Project, Bulletin (58), 2013, 10-12.
Herbert Posch