Felicitas Roth (geb. Harnik)
Geb. am: |
28. Februar 1897 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Doktorgradaberkennung |
Felicitas Eleonore ROTH (geb. Feige Elke vel Fanni Eleonore HARNIK), geb. am 28. Februar 1897 in Radautz, Bukowina/Österreich-Ungarn [Rădăuți/Rumänien], Tochter von Nachmann Harnik (1864-?) und Beile-Bertha Harnik, geb. Jurgrau (1877-1940), hatte am 17. März 1922 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien den Grad einer Dr. med. erworben (die Änderung ihrer Vornamen von
Feige Elke vel Fanni Eleonore in
Felictas Eleonore wurde 1915 in Rădăuți amtlich vorgemerkt).
Sie hatte nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie nicht für die rumänische, sondern 1921 für die Deutsch-Österreichische Staatsbürgerschaft optiert, wollte also in Wien bleiben, und konnte daher auch nach ihrer Promotion 1922 eine Praxis als Allgemeinmedizinerin und Kinderfachärztin eröffnen, anfangs in Wien 18., Schulgasse 13, später dann in Wien 2., Ausstellungsstraße 71 (2-4). 1931 heiratete sie in der Synagoge Tempelgasse Maximilian Roth, wodurch sie tschechoslowakische Staatsbürgerin wurde und ihre Arbeit als Ärztin bald einstellte. Ihr gehörte auch das Mehrparteienhaus in Wien 9., Schubertgasse 18/4, in dem sie später dann auch wohnte.
Nach dem "Anschluss" 1938 konnte Felicitas Eleonore Roth-Harnik als tschechoslowakische Staatsbürgerin Österreich noch ungehindert verlassen und reist nach Italien aus, wo sie sich in Abbazzia [Opatija/Kroatien] niederließ. Das "Vermögensanmeldung von Juden"-Formular füllte sie am 28. Juni 1938 bereits in Abbazzia aus und lebte auch Mitte 1942 in der dortigen Villa Harnik, als das Deutsche Reich ihr die Staatszugehörigkeit aberkannte. Sie wurde dann als staatenlose in ein Lager deportiert, Ort unbekannt, wo sie auch starb.
Infolge der Aberkennung der Staatszugehörigkeit wurde ihr am 1. April 1943 von der Universität Wien - in Unkenntnis ihres vermutlich bereits erfolgten Ablebens (Todesdatum nicht exakt bekannt) - der Doktorgrad aus rassistischen Gründen aberkannt, da sie im Nationalsozialismus 'als Jüdin als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig' galt.
Erst 12 Jahre nach der Aberkennung und lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihr der Doktorgrad am 15. Mai 1955 posthum wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für 'von Anfang an nichtig' erklärt.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Promotionsprotokoll MED 1919–1923 Nr. 1031, Rektorat GZ 151 ex 1942/43, GZ 561 ex 1944/45 ONr. 15; Österreichisches Staatsarchiv ÖStA/ AdR/ E-uReang/ VVSt/ VA/ 12822, ÖStA/ AdR/ E-uReang/ FLD 15015; Wiener Stadt- und Landesarchiv WStLA/ 1.3.2.119.A41 159, Bezirk: 9 Dr.med. Roth-Harnik Felicitas Eleonore; POSCH 2009, 467; DÖW-Opferdatenbank; USHMM; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2022; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 12/2021 und von Yossi Yagur, Israel, 12/2021.
Herbert Posch