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Ernestine Rosner (verh. Rosenberg)

Geb. am: 01. Mai 1912
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende
Ernestine ROSNER (verh. ROSENBERG), geb. am 1. Mai 1912 in Radautz, Bukowina/Österreich-Ungarn [Rădăuți/Rumänien] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Herman Michael Tzvi Rosner (1883–1971, Kaufmann) und Rachel Rosner, geb. Goldschläger (1886–1973), wohnte in Wien 8, Josefsgasse 7/4, war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 10. und letzten Studiensemester inskribiert ("Absolutorium" wurde am 3. November 1938 ausgestellt). Nach dem "Anschluss" 1938 war sie aus rassistischen Gründen gezwungen ihr Studium im Stadium der Abschlussprüfungen abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen, konnte aber nach längerer Unsicherheit, doch noch am 31. Oktober 1938 unter zahlreichen symbolischen Diskriminierungen im Rahmen einer "Nichtarierpromotion" promovieren, bei gleichzeitig ausgesprochenem Berufsverbot im gesamten Deutschen Reich. Zwischen ihrer letzten Inskription und ihrer Promotion hatte Ernestine Rosner am 20. September 1938 im Rahmen einer Ziviltrauung am Standesamt in Wien-Leopoldstadt ihren Studienkollegen Dr.med. Hans (August) Rosenberg geheiratet (1908-1982), der ein Jahr zuvor 1937 an der Universität Wien promoviert hatte. Ihre Schwester Pauline (Paula) ROSNER, verh. BIZBERG (1918-2011), konnte ihr geplantes Anglistik- und Geschichte Studium 1937/38 nicht mehr aufnehmen, konnte mit einem Affidavit einer Studienkollegin nach England fliehen und kehrte nach 1945 wieder nach Wien zurück, studierte Anglistik an der Universität Wien und beendete das Studium mit der Lehramtsprüfung, ohne Doktorat, arbeitete in Wien als Lehrerin und ging später in die USA, heiratete 1961 Mietek/Moises Bizberg in Bridgeport, Connecticut/USA und ging mit ihm und seinem Sohn nach Mexico City, Mexiko, lebte im Alter abwechselnd in Wien und Mexiko und arbeitete in einem Patentanwaltsbüro.
Ihr jüngerer Bruder Robert "Bobby" ROSNER (geb. 1924 in Wien) musste noch vor der Reifeprüfung / Matura aus Österreich fliehen und konnte mit einem Kindertransport nach England ausreisen, kehrte aber 1946 nach Österreich zurück, studierte 1947-1950 an der Universität Wien Chemie und arbeite später als Chemiker bei der LOBA Chemie. In der Pension studierte er Politikwissenschaften und Geschichte und arbeitet bis heute intensiv als Wissenschaftshistoriker im Bereich Naturwissenschaften in Wien. Ernestine Rosenberg mussten aus Österreich flüchten und es gelang ihnen im Dezember 1938 nach Manchester, England/Großbritannien zu emigrieren und bald darauf von Liverpool/England weiter mit der SS Samaria in die USA wo sie am 8. August 1939 in New York, NY/USA ankamen. Sie lebten anfangs in New York, wo auch am 27. Juli 1943 ihre Tochter Sandra Geraldine Rosenberg (1943–2010) geboren wurde. Sie absolvierte in New York ein internship am Memorial Hospital, New London, und am Green's Point Hospital, Brooklyn, NY und hatte später eine Anstellung am New York Infirmary for Women and Children und an der Krebsabteilung des Memorial Hospital, New York und arbeitete außerdem an der Margaret Strang Clinic in New York und hatte eine Assistentinnenstelle am Harlem Hospital, New York. Später übersiedelte sie mit ihrer Familie nach Connecticut. Am 22. Jänner 1944 erhielt sie die US-Staatsbürgerschaft. Sie lebte und arbeitete als Ärztin in Bridgeport, Connecticut, USA, wo auch ihre Tochter Barbara Rosenberg (1946) und ihr Sohn Henry W. Rosenberg (1951) geboren wurden. Sie arbeitete u.a. am Park City Hospital und am St. Vincent's Hospital und betrieb daneben eine gutgehende eigene Arztpraxis, als eine von nur wenigen Frauen unter den niedergelassenen Ärzt*innnen in Connecticut. Sie war Mitglied der American Medical Association und der Connecticut Medical Association und war in der Krebsforschung aktiv (u.a. Vizepräsidentin der Bridgeport Cancer Society) Dr. Ernestine Rosenberg, geb. Rosner, starb am 13. September 1962 im Alter von 50 Jahren in Connecticut/USA, Connecticut, USA und ist am dortigen Friedhof Congregation Rodeph Sholem in Fairfield bestattet.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937-1938, Promotionsprotokoll MED 1938 Nr. 4163; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 461; POSCH 2009, 371; www.genteam.at; www.ancestry.de; Nachruf in The Bridgeport Telegram (Bridgeport, Connecticut) vom 14. September 1962; Interview mit Bruder Robert Rosner in Wien am 1. August 2001 (Interviewer Herbert Posch und Werner Lausecker), Interviews mit Schwester Paula Bizberg in Wien am 5., 8., 9. Oktober 2002 (Interviewer: Werner Lausecker); freundliche Hinweise ihres Sohnes Henry W. Rosenberg, M.D., Northampton, 05/2021, und ihrer Tochter Barbara Loss, 05/2021.


Herbert Posch


Nationale von Ernestine Rosner [ Rosenberg], Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Ernestine Rosner [ Rosenberg], Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Ernestine Rosenberg, geb. Rosner, "Nichtarierpromotion" 31. Oktober 1938, Promotionsprotokoll Medizinische Fakultät 1929-1942, Nr. 4163, Foto: Herbert Posch, © Archiv der Universität Wien

Rosenberg Ernestine mit Tochter Sandra, Oktober 1944, © Henry Rosenberg

Rosenberg Ernestine mit Töchtern Sandra und Barbara, 1950er, Foto: Trude Fleischmann, © Henry Rosenberg

Rosenberg Ernestine mit Kindern Sandra, Barbara und Henry, 1950er, © Henry Rosenberg

Rosenberg Ernestine mit Sohn Henry Rosenberg, 1951, © Henry Rosenberg
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