Philipp Rezek
Geb. am: |
23. August 1894 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Doktorgradaberkennung |
Philipp REZEK, geb. am 23. August 1894 in Wien/Österreich-Ungarn, war der Sohn des aus Prag, Böhmen/Österreich-Ungarn [Tschechische Republik] stammenden Kaufmanns Adolf Rezek (1857-1928, Fleischexporteur) und dessen Frau Gisella, geb. Goldstein (1867-1948). Während des Ersten Weltkriegs diente er in der österreichisch-ungarischen Armee, zunächst an der Front, später in einem Krankenhaus für Seuchenkrankheiten in Albanien.
Im Wintersemester 1917/18 begann er - zunächst als außerordentlicher Hörer - an der Universität Wien Medizin zu studieren. Er erwarb bereits am 26. Juli 1921 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines "Dr. med." - am selben Tag wie Dr.
Anna Bunzl (1895-1974). Ein Monat später heirateten sie am 15. August 1921 und zogen in die Wohnung ihrer Eltern in Wien 1., Grillparzerstraße 14, später in die 1932 von Hans Glas errichtete Villa in Wien 18., Wilbrandtgasse 37. Philipp Rezek arbeitete nach der Promotion als Hilfsarzt an der I. Medizinischen Universitätsklinik und unterrichtete später Neuropathologie an der Universität Wien und forschte ab 1932 länger über Leberkrankheiten in der damaligen britischen Kronkolonie Indien.
Philipp Rezek und seine Familie wurden nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen verfolgt und mußten aus Wien fliehen. Schon länger hatte Philipp Rezek eine Forschungs- und Vortragsreise durch die USA vorbereitet und so konnte er mit einem Vortragsvisum vom 19. März 1938 bereits am 27. Mai 1938 mit der
SS Britannic von LeHavre/Frankreich aus in die USA emigrieren, wo er am 5. Juni 1938 in New York, NY/USA ankam. Auch seine Frau Anna und ihre beiden Töchter mussten aus Wien fliehen und konnten später in die USA emigrieren: die spätere Kunsthistorikerin Esther Mendelsohn Bunzl (geb. 1923) und die spätere medizinische Technikerin Susanne Lindau (geb. 1926).
Bereits 1941 wurde ihm und seiner Frau aus rassistischen Gründen die Deutsche Staatszugehörigkeit aberkannt und am 14. Juli 1942 wurde beiden der 1921 an der Universität Wien erworbene Doktorgrad aus rassistischen Gründen aberkannt, da beide im Nationalsozialismus '
als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig' galten.
Erst 13 Jahre nach der Aberkennung und lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihnen ihr Doktorgrad am 15. Mai 1955 wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für '
von Anfang an nichtig' erklärt.
Philipp Rezek war von 1938 bis zu seinem Tod 1963 Mitarbeiter des
Jackson Memorial Hospital in Miami, leitete dort bis 1953 die Laboratorien und anschließend die Abteilung für pathologische Anatomie. Er war 1943 US-amerikanischer Staatsbürger geworden. Er führte Lehr- und Ausbildungsprogramme für Pathologie und Klinische Pathologie ein sowie 1947 einen Lehrgang für medizinische Techniker. Ab 1954 war er Leiter der neugegründeten Abteilung für Pathologische Anatomie und Professor für Pathologie an der Medical School der University of Miami sowie gleichzeitig Pathologie am
Kendall Hospital in South Miami sowie am
Victoria Hospital in Miami.
Außerdem arbeitete er auch als Berater für die
Lago Oil and Transportation Company in Aruba [bis 1986 Teil der Niederländischen Antillen] und als Gastdozent für Pathologie an der
Hebrew University in Jerusalem/Israel.
Philipp Rezek starb am 23. Juni 1963 in Miami, Florida/USA.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Promotionsprotokoll MED XI (1919–1923) Nr. 740, Rektorat GZ 118 ex 1941/42, ONr. 110, GZ 561 ex 1944/45 ONr. 15; Deutscher Reichsanzeiger Nr. 242 vom 16. Oktober 1941; RÖDER 1983, 565; BLUMESBERGER 2002, 1118f.; POSCH 2009, 464; GAUGUSCH 2011, 367; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2022; www.genteam.at; Passagierlisten-Datenbank Ellis Island; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 05/2020.
Katharina Kniefacz, Herbert Posch