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Fritz (Frederick Mark) Reis

Geb. am: 01. Juni 1914
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende

Fritz (Frederick Mark) REIS, geb. am 1. Juni 1914 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von Martin Reis (?-1940, Kaufmann) und Henriette Reis, geb. Stark (1873-?), wohnte in Wien 2, Leopoldsgasse 26/12, war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 8. Studiensemester inskribiert.

Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen, nachdem er im Sommersemester 1938 als einer von wenigen im Rahmen des Numerus clausus für jüdische Studierende noch rund drei Monate zum Weiterstudium bis zum Semesterende zugelassen worden war.
Er war trotzdem gezwungen, die Universität Wien ohne Abschluss zu verlassen (Abgangszeugnis vom 26. September 1938), denn er wurde noch im laufenden Sommersemester von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau/Bayern deportiert, wo er am 3. Juni 1938 mit der Häftlingsnummer 15375 registriert wurde und am 22. September in das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar/Deutschland überstellt. Dort wurde er am 7. Februar 1939 entlassen mit der Auflage umgehend das Land zu verlassen und es gelang ihm, noch rechtzeitig in die USA emigrieren, wo er von Rotterdam/Niederlande aus mit dem Dampfer SS Zaandam am 10. April 1939 in New York, NY, ankam.

Er lebte und arbeite ab 1940 in Chicago, IL, zunächst am Michael Reese Hospital, wurde dort am 16. Oktober 1939 gemustert für die US-Army (er trat dann am 24. September 1943 in die US-Army ein) und konnte am Medical College der University of Illinois sein Medizinstudium im Rahmen der Armee bis Kriegsende abschließen. Er heiratete am 17. Mai 1941 in Chicago die in Berlin geborene Carola Kupfer (1917-1988) mit der er drei Kinder hatte: Sohn Mark L. Reis, geb. 1946 (Spring, TX) und die Töchter Janet (St. Louis) und Deborah Brusbeen (Champaign). Bei der Einbürgerung am 10. November 1943 änderte er seinen Namen in Frederick Mark Reis.

Bei der Volkszählung im April 1950 lebte er in Bismark, North Dakota, und arbeitete als Arzt an der dortigen Klinik. Er lebte dann lange in Mattoon, wo er 1951 zum Leiter des Röntgenlabors am Memorial Hospital wurde, und ab 1972 in Effingham, IL/USA wo er Leiter der Radiologe am Sarah Bush Lincoln Health Center arbeitete. Er war Mitglied der American Medical Association und der Radiological Society.

Frederick Mark Reis M.D., geb. Fritz Reis, starb am 8. Mai 1992 in Carle Arbours in Savoy, Effingham, IL/USA.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937–1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 456; Arolsen Archives: KZ-Dachau Stubenkarte und Zugangsbuch, KZ Buchenwald individuelle Unterlagen Männer, Karteikarte Amt für Erfassung Kriegsopfer Berlin; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2025; www.ancestry.de.


Herbert Posch


Fritz REIS, www.ancestry.de

Fritz Reis, Inskriptionsschein/Zulassungsschein ("Nationale") Medizinische Fakultät, Wintersemester 1937/38, Vorderseite, Foto: Herbert Posch, © Archiv der Universität Wien

Fritz Reis, Inskriptionsschein/Zulassungsschein ("Nationale") Medizinische Fakultät, Wintersemester 1937/38, Rückseite, Foto: Herbert Posch, © Archiv der Universität Wien

Fritz Reis, Inskriptionsschein/Zulassungsschein ("Nationale") Medizinische Fakultät, Sommersemester 1938, Vorderseite, Foto: Herbert Posch, © Archiv der Universität Wien

Fritz Reis, Inskriptionsschein/Zulassungsschein ("Nationale") Medizinische Fakultät, Sommersemester 1938, Rückseite, Foto: Herbert Posch, © Archiv der Universität Wien

Fritz Reis, Artikel im JGTC|Journal Gazette and Times Courier vom 22. August 1951, S. 8
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