Universität Wien - Startseite

Bruno Bettelheim

Geb. am: 28. August 1903
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Doktorgradaberkennung

Bruno BETTELHEIM, geb. am 28. August 1903 in Wien, gest. am 13. März 1990 in Silver Spring, ML/USA, hatte am 2. Februar 1938 an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Dr. phil. in Philosophie erworben (Dissertation: 'Das Problem des Naturschönen und die moderne Ästhetik').

Am 8. Mai 1941 wurde ihm der akademische Grad aus rassistischen Gründen aberkannt, da er im Nationalsozialismus 'als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig' galt.

Erst 62 Jahre nach der Aberkennung und sehr lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm der Doktorgrad am 10. April 2003 feierlich wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung posthum für 'von Anfang an nichtig' erklärt.
 

Bruno Bettelheim wird 1903 in Wien als Sohn des Angestellten Anton Bettelheim und der Pauline Bettelheim (geb. Seidler) geboren. Noch seiner Reifeprüfung 1921 studiert er vier Semester als ausserordentlicher Hörer und sechs Semester als ordentlicher Hörer an der Universität Wien. Er besucht Vorlesungen über Philosophie, Kunstgeschichte und Germanistik. 1927 stirbt sein Vater und Bruno Bettelheim muss für den Lebensunterhalt seiner Familie sorgen. Er wird öffentlicher Gesellschafter der Holzhandelsfirma Bettelheim & Schnitzer im 7. Wiener Gemeindebezirk. Am 30. März 1930 heiratet er in Wien Regina Altstadt aus Lemberg [Lwiw/Ukraine].
1936 inskribiert er neuerlich philosophische Fächer an der Universität Wien und befasst sich vor allem mit Psychologie und Psychoanalyse. Bruno Bettelheim dissertiert über Das Problem des Naturschönen und die moderne Ästhetik und promoviert am 2. Februar 1938 zum Doktor der Philosophie.

Nach dem ,,Anschluß" wird er verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau und später nach Buchenwald deportiert. Nach seiner Entlassung (auf Intervention u.a. von Eleonor Roosevelt) kann er 1939 in die USA emigrieren und publiziert dort die auf seinen KZ-Erfahrungen basierende, Aufsehen erregende Studie Individual and Mass Behavior in Extreme Situations. Von 1939 bis 1941 nimmt er am Forschungs-Projekt der Progressive Education Associaton an der University of Chicago teil.
Am 8. Mai l94l wird ihm durch die Universität Wien, als Folge der Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit aus "rassischen" Gründen durch den NS-Staat, der Doktortitel aberkannt.
1941 heiratet Bruno Bettelheim Trude Weinfeld. lhre drei Kinder werden 1942, 1945 und 1952 geboren. Von 1942 bis 1944 unterrichtet Bruno Bettelheim Psychologie am Rockford College Illinois und pädagogische Psychologie an der University of Chicago.
1944 erhält Bettelheim die US-amerikonische Staatsbürgerschaft.
Er übernimmt die Leitung der Orthogenic School, einer Schule für schwer erziehbare Kinder. Gleichzeitig wird er Assisienzprofessor für Kinder- und Jugendpsychologie, -psychiatrie und -pädogogik, dann ausserordentlicher Professor und ist von 1952 an bis zu seiner Emeritierung 1973 ordentlicher Professor dieses Fachgebietes.

Kurz nach seiner Promotion wurde er in das Konzentrationslager Dachau und später nach Buchenwald deportiert. 1939 emigrierte er in die USA. Er wurde Psychoanalytiker, Kinderpsychologe und Gründungsmitglied der US-National Academy of Education. 1944 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft und wurde Assistenzprofessor für Kinder- und Jugendpsychologie, -psychiatrie und -pädagogik. Ab 1952 bis zu seiner Emeritierung 1973 war er ordentlicher Professor. Er starb 1990.

Zu seinen Werken gehören u.a. Das Problem des Naturschönen und die moderne Ästhetik (phil. Diss. Univ. Wien 1938) und Themen meines Lebens. Essays über psychoanalyse, Kindererziehung und das jüdische Schicksal (Stuttgart 1990).

Am 13. März 1990 setzt Bruno Bettelheim in einem Altenheim in Silver Spring (US-Bundesstaat Maryland) seinem Leben selbst ein Ende, nochdem er einen Schlaganfall erlitten hatte.
Wenige Monate vor seinem Tod hatte er die autobiografisch getönte Essaysammlung Themen meines Lebens zusammengestellt, welche 1990 veröffentlicht wird.


Lit.: GEUTER 1986, 255; POSCH/STADLER 2005, 77-78, ; POSCH 2009, 11-14, 274, 361, 398; KAUFHOLD, haGalil 2010; Archiv der Universität Wien/Rigorosenakt und -protokoll PHIL 13576, Promotionsprotokoll Philosophische Fakultät 1931–1941 Nr. 2507, Rektorat GZ 1309, 1500, 1501 ex 1939/40, GZ 140 ex 2002/03, PHIL GZ 24 ex 1941/42; Deutscher Reichsanzeiger Nr. 293 vom 13. Dezember 1940.


Bruno Bettelheim, Promotionseintrag mit Aberkennung, Promotionsprotokoll Philosophische Fakultät 1931-1941, Foto: Herbert Posch, © Archiv Universität Wien

Bruno Bettelheim, Wiederverleihung vom 10. April 2003, Promotionsprotokoll Philosophische Fakultät 1931-1941, Foto: Herbert Posch, © Archiv Universität Wien
Für Fragen oder Kommentare zu dieser Person benützen Sie bitte unser: » Feedback-Formular.