Geb. am: | 03. Februar 1916 |
Fakultät: | Juridische Fakultät |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Edith RABL, geb. am 3. Februar 1916 in Wien/Österreich-Ungarn (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Tochter von Dr.iur. Felix Rabl (1875–1958, Hofrat bei den Österreichischen Bundesbahnen|ÖBB) und Josefine Rabl (1893–1970), wohnte in Wien 9, Latschkagasse 9. Sie hatte nach Besuch der Realschule 1934 die Reifeprüfung (Matura) am Realgymnasium in Wien 9 abgelegt und zwei Semester an der philosophischen Fakultät inskribiert um die Lateinergänzungsprüfung ablegen zu können, bevor sie ab dem Sommersemester 1935 das Rechtswissenschaftliche Studium aufnehmen konnte und war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Juridischen Fakultät im 7. Studiensemester inskribiert
Sie wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen - sie hatte im Sommersemester 1938 im Rahmen des Numerus clausus für jüdische Studierende noch zum Weiterstudium bis zum Semesterende zugelassen, musste aber nach wenigen Wochen definitiv die Universität Wien verlassen. In einer
Sie konnte noch rechtzeitig aus Österreich fliehen und emigrierte 1938 nach Großbritannien, wo sie bei der Volkszählung im September 1939 gemeinsam mit ihren Eltern im Haushalt von Robert G. Routh in Harpenden, Hertfordshire, England lebte, wobei ihre Mutter als Köchin arbeitete. Nach Kriegsausbruch war Edith Rabl von November 1939 bis 1941 als Krankenschwester am Battersea General Hospital von der Internierung deutscher Flüchtlinge als potenzielle enemy aliens ausgenommen ("present occupation: Nurse; normal occupation: Student of Law"). Später arbeitete sie als wissenschaftliche Assistentin (Agricultural Research Worker) an der Rothamsted Experimental Station, Harpenden, Herts, und 1942-1944 an der University London, Biology Department.
Sie kam nach Ende des Nationalsozialismus mit ihren Eltern aus Großbritannien wieder nach Wien zurück und schloss ihr Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien am 20. Dezember 1947 mit der Promotion zur "Dr. iur." ab. Parallel arbeitete sie von Juni 1947 bis Juni 1948 in der Rechtsabteilung der amerikanischen Militärverwaltung in Wien und wohnte mit den Eltern in Wien 18, Weimarer Straße 7.
Sie wurde Beamtin und Diplomatin im österreichischen Aussenminsterium. Die "Gesandte Dr. Edith Rabl" war u.a. im Winter 1966 für Österreich Delegierte bei der 21. UNO-Generalversammlung in New York (neben Außenminister Lujo Tončić-Sorinj, NR-Abg. Hertha Firnberg und dem österr. Botschafter Kurt Waldheim) und bildete zusammen mit Univ.-Prof. Dr. iur. Stephan Verosta und Attaché Dr. Helmut Türk den Arbeitsausschuss der Kommission für Völkerrechtliche Fragen der österr. Delegation. Verhandelt wurden damals sowohl die Südtirol-Frage, aber auch Korea, die Palästinaflüchtlinge, die Apartheidpolitik Südafrikas, die Atomfrage und die Verlegung des Sitzes der UNIDO nach Wien. 1971–1978 war sie Botschafterin in Irland.
Dr. Edith Rabl starb am 11. August 1994 und wurde im Grab ihrer Eltern auf dem Friedhof in Wien-Neustift am Walde begraben.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale IUR 1935–1938, Promotionsprotokoll IUR 1939–1959, Nr. 1033; BRANDSTETTER 2007, 140; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 453; Rudolf AGSTNER, Gertrude ENDERLE-BURCEL u. Michaela FOLLNER, Österreichs Spitzendiplomaten zwischen Kaiser und Kreisky, Wien 2009, 618; Friedhöfe Wien/Verstorbenensuche; www.ancestry.de; www.genteam.at; www.myheritage.com; freundliche Hinweise von Charlotte Lugmayr-Frantz, 2014 und Dr.in Barbara Sauer, Wien 07/2024.
Herbert Posch