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Walter Quartner

Geb. am: 13. April 1917
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende
Walter QUARTNER, geb. am 13. April 1917 in Wien/Österreich-Ungarn (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von Amtsrat Wilhelm Quartner (1871–1942, Leiter der Betriebskrankenkassa der Österreichischen Staatsdruckerei) und Hermine Quartner, geb. Schneider (1876–1932), wohnte in Wien 16., Ottakringer Straße 25/III/21. Er hatte am 14. Juni 1935 am Bundesrealgymnasium XVII (Wien 17., Kalvarienberggasse 31) die Reifeprüfung (Matura) abgelegt und im Wintersemester 1935/36 begonnen, an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien Geschichte und Romanistik zu studieren. Er war im Sommersemester 1938 im 6. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Geschichte und Romanistik, Germanistik, Psychologie und Kunstgeschichte. Sein Vater war bereits Jahre vor seiner Geburt 1907 zum Christentum konvertiert, Walter Quartner war römisch-katholisch, wurde aber im Nationalsozialismus aus »rassischen« Gründen als sogenannter "Mischling 1. Grades" verfolgt. Anfangs konnte er nach dem "Anschluss" – bei jederzeitigem Widerruf – sein Studium noch fortsetzen, leistete im Herbst 1938 den dafür erforderlichen Erntehilfsdienst ab und trat der Deutschen Arbeitsfront und der NS-Volkswohlfahrt bei. Nach erfolgreicher Absolvierung der erforderlichen acht Studiensemester erhielt er im Juli 1939 das Absolutorium und begann bei Prof. Wilhelm Bauer (1877–1953) an seiner Dissertation über "Luegers Sozialpolitik" zu schreiben. Zeitgleich erfolgte auch seine Musterung für den Wehrdienst, er wurde wehrtauglich befunden, aber vorerst auf ein Jahr von der Militärdienstleistung in der Deutschen Wehrmacht zurückgestellt um das Studium abschließen zu können. Doch nach Beginn des Zweiten Weltkrieges im September 1939 wurde aber von März bis Mai 1940 zum aktiven Kriegsdienst nach Schlesien eingezogen. Als "Mischlinge" ab dem 1. Trimester 1940 vor jedem Studien- und Prüfungszulassungsschritt ein eigenes Genehmigungsansuchen an das Reichserziehungsministerium Berlin stellen mussten, reichte Walter Quartner am 9. Oktober 1940 sein Ansuchen auf Zulassung zu den Abschlussprüfungen (Rigorosen), auf Genehmigung der Vorlage der Dissertation und auf Zulassung zur Promotion zur Erlangung des Doktorats ein. Die dafür ebenfalls erforderliche Definition des Berufsziel nach der Promotion formulierte er realistisch: da sein ursprünglicher Plan, Lehrer für Geschichte und Französisch an einer Mittelschule werden zu wollen, zu diesem Zeitpunkt für "Mischlinge 1. Grades" schon nicht mehr möglich war, gab er an, nach der Promotion zumindest Privatunterricht in Geschichte, Deutsch, Englisch, Französisch und Deutscher Kurzschrift geben zu wollen und legte eine Bestätigung seines Dissertationsbetreuers über den Fortschritt seiner Arbeit vor.
Der Dekan der zuständigen Philosophischen Fakultät, Prof. Viktor Christian (1885–1963), legte dem Antrag am 12. Oktober 1940 das verpflichtende Gutachten über "Persönlichkeit und Aussehen des Gesuchstellers" bei, in dem gemäß Erlass "zu erwähnen [war], ob und inwieweit Merkmale der jüdischen Rasse beim Gesuchsteller äußerlich erkennbar sind" (Erlass des Reichserziehungsministeriums, 5. Jänner 1940). Dekan Christian bestätigte, von Wilhelm Quartner einen "durchaus günstigen persönlichen Eindruck" im Sinne der NS-Rassenvorstellungen zu haben und "wenig Jüdisches" feststellen zu können. Das Rektorat leitete das Ansuchen am 11. Oktober 1940 an das Reichserziehungsministerium in Berlin weiter. Am 4. November 1940 erfolgte die Ablehnung aller Gesuche von "Mischlingen 1. Grades" um Studien- bzw. Prüfungszulassungen, darunter auch jenes von Walter Quartner. Dies wurde ihm am 26. November 1940 mitgeteilt, womit er gezwungen war, die Universität Wien ohne Abschluss zu verlassen. Er lebte und arbeitete weiter in Wien, konnte sein Studium aber nie mehr abschließen. 1987 wurde er für seine fünfzigjährige Mitgliedschaft im Verein für die Geschichte der Stadt Wien geehrt. Walter Quartner starb am 20. Dezember 2001 in Wien und wurde am Friedhof Wien-Hernals bestattet.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1935–1940, Rektorat GZ 944 ex 1939/40/41 ONr. 193a, PHIL GZ 743 ex 1939/40 ONr. 88; Österreichisches Staatsarchiv OeStA/ AdR/ E-uReang/ VVSt/ VA/ 39005 ; Verstorbenensuche Friedhöfe Wien.


Herbert Posch


Nationale von Walter Quartner, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Walter Quartner, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Walter Quartner, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Walter Quartner, Sommersemester 1938 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Walter Quartner, Sommersemester 1938 (2. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Walter Quartner, Sommersemester 1938 (2. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Walter Quartner, Wintersemester 1938/39 Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Walter Quartner, Wintersemester 1938/39 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Walter Quartner, Wintersemester 1938/39 (2. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Walter Quartner, Wintersemester 1938/39 (2. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Walter Quartner, Wintersemester 1938/39 (3. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Walter Quartner, Wintersemester 1938/39 (3. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien
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