Rudolf Franz Josef Popper
Geb. am: |
05. Oktober 1914 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Rudolf Franz Josef POPPER, geb. am 5. Oktober 1914 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Dr. Richard Popper (geb. 1877, Rechtsanwalt) und Gerda, geb. Heymann (geb. 1889), wohnte in Wien 19, Gregor Mendlstrasse 35, war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 10. und letzten Studiensemester inskribiert. Er hatte auch bereits einen Arbeitsvertrag als Demonstrator am Histologisch-Embryologischen Institut (Leitung: Prof. Patzelt).
Er war evangelischer Konfession (AB), wurde jedoch im Nationalsozialismus nach den Nürnberger Rassegesetzen als Jude verfolgt und nach dem "Anschluss" aus rassistischen wie auch aus politischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen und wurde auch von seiner Demonstratorenstelle entlassen.
Sein Vater Dr. Richard Popper (geb. 12. Mai 1877 in Wien, gest. 6. Jänner 1948 in White Plains, NY/USA) hatte am 25. Mai 1900 zum Dr. Jur. promoviert und war im März 1908 in der Wiener Advokatenliste eingetragen worden und betrieb eine Rechtsanwaltskanzlei ein Wien 1, Herrengasse 6 (gem. m. Dr. Adolf Hamburger). Er musste am 15. November 1938 auf die Kanzlei verzichten und reist noch im November in Richtung Schweiz aus und lebte dann – teilweise versteckt – in Frankreich, zuletzt in Allevard les Bains. Er konnte erst nach Kriegsende über Marseille in die USA emigrieren und kam am 7. September 1946 in New York, NY an.
Rudolf Poppers beiden Brüder Felix Georg Gottlieb Popper (geb. 8. Februar 1913 in Wien, gest. 28. Februar 1991 in New York, NY/USA) und Berthold Popper (geb. 6. Juli 1918 in Wien, gest. 20. Mai 2011 Nashua, New Hampshire/USA) konnten noch rechtzeitig aus Wien flüchten und in die USA emigrieren.
Rudolf Franz Josef Popper wurde in der sogenannten "Reichskristallnacht" am 8. November 1938 verhaftet und illegaler politischer Aktionen angeklagt (er war seit 1936 Mitglied bei den damals schon illegalisierten Sozialistischen Mittelschülern und war bei den
Roten Studenten aktiv). Obwohl er im fast zwei Jahre später stattfindenden ersten Wiener Studentenprozess im Dezember 1940 freigesprochen wurde, nahm ihn die Gestapo unmittelbar nach dem Freispruch in "Sicherheitsverwahrung" und er wurde am 22. Februar 1941 von Wien 7., Schottenfeldgasse 46 in das Konzentrationslager Dachau deportiert, am 5. Juli 1941 weiter in das Konzentrationslager Buchenwald.
Er starb am 4. April 1942 im Konzentrationslager Buchenwald.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937-1938; ÖStA/AdR/BMF/VA 2436; ÖStA/AdR/BMF/AHF 13200 und AbgF 1186 (Witwe Gerda); TIDL 1976; SAUER/REITER-ZATLOUKAL 2010, 271; freundlicher Hinweis seines Bruders Felix Popper, USA 07/2009 und von Dr.in Barbara Sauer, Wien 05/2021; www.genteam.at; www.geni.com 1; www.geni.com 2.
Herbert Posch