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Herbert Julius Pollak

Geb. am: 17. April 1917
Fakultät: Juridische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende
Herbert (Julius) POLLAK, geb. am 17. April 1917 in Wien (heimatberechtigt in Prag [Praha]/Tschechoslowakei [Tschechien], Staatsbürgerschaft: Tschechoslowakei), Sohn des Prokuristen Dr. Fritz Pollak (Beamter der Škodawerke, geb. 9. August 1890 in Prag, gest. 1942) und Ella (geb. Berger, geb. 23. Juli 1893 in Prag). Seine Eltern heirateten im März 1915 in Wien und die Familie wohnte in Wien 3, Dapontegasse 9/1/12.
Nach der Reifeprüfung im Juni 1935 am Akademischen Gymnasium in Wien 1 begann Herbert Pollak an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien Jus zu studieren. Er war zuletzt im Sommersemester 1938 im 6. Studiensemester inskribiert – das Weiterstudium wurde ihm als "Jude" im Nationalsozialismus aber untersagt. Seit Juli 1938 war sein Aufenthaltsort beim Wiener Melderegister "unbekannt" – die Abmeldung erfolgte rückwirkend erst im Jänner 1940.
Seine Eltern meldeten sich am 18. November 1938 nach Prag ab, wo sie beide geboren waren, sein Vater starb am 16. Juni 1942 im Ghetto Litzmannstadt [Łódź]/Polen. Herbert Pollak konnte in die Niederlande emigrieren. Er kam am 8. Oktober 1938 in Amsterdam an, arbeitete dort als Büroangestellter und lebte im Gästehaus Davidsohn, Vossiusstraat 50 bovenhuis. Nach der Okkupation der Niederlande durch die Deutsche Wehrmacht 1940 begannen im Februar 1941 die systematischen Verhaftungen von Juden und Jüdinnen in Amsterdam. Sie wurden zunächst in das Konzentrationslager Buchenwald, später in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert. Zur Vorbereitung von gezielten Razzien und Verhaftungsaktionen führte das deutsche Generalkommissariat für das Sicherheitswesen (Höhere SS- und Polizeiführer Nord-West) Namens- und Adresslisten von ansässigen Juden und Jüdinnen sowie politischen GegnerInnen, auf denen auch Herbert Pollak aufscheint.
Nach zwei politischen Widerstandsaktionen führte der Sicherheitsdienst (SD) am 11. Juni 1941 die zweite große Razzia in Amsterdam und Umgebung durch und verhaftete besonders im südlichen Teil Amsterdams – wo auch Pollak lebte – Juden auf der Straße, in ihren Häusern sowie in öffentlichen Gebäuden. Auch Herbert Pollak wurde am 11. Juni 1941 festgenommen und wie die anderen Verhafteten in das Hauptquartier des Sicherheitsdienstes in der Euterpestraat gebracht. Einige der Verhafteten wurden aus gesundheitlichen Gründen freigelassen, Herbert Pollak wurde jedoch gemeinsam mit 309 anderen Juden nach Kamp Schoorl, ein Polizeiliches Durchgangslager nahe Alkmaar in Nordholland, deportiert. Mit den anderen Inhaftierten wurde er am 25. und 26. Juni 1941 mit dem Zug in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert (Häftlingsnummer 1195), wo er wenige Monate später am 17. Oktober 1941 starb.

Lit.: Archiv der Universität Wien, Nationale der Juridischen Fakultät 1935--1938; Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Häftlingsdatenbank und Totenbuch (AMM/Y46, Nr. 4519); Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW): Datenbank Shoah-Opfer; Datenbank "Raum der Namen: Die Toten des KZ Mauthausen"; Joods Monument; Yad Vashem – Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer, dort zitierte Quelle: In Memoriam - Nederlandse oorlogsslachtoffers, Nederlandse Oorlogsgravenstichting (Dutch War Victims Authority), Den Haag; Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Auswandererkartei, Auskunft 2014; Wiener Stadt- und Landesarchiv, Historische Meldeunterlagen, Auskunft 2014; Roel HIJINK, Das Internierungs- und Durchgangslager Schoorl, in: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hg.), Terror im Westen. Nationalsozialistische Lager in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg 1940-1945, Berlin 2004, 101-113, bes. 105-107.


Katharina Kniefacz und Herbert Posch


Nationale von Herbert Pollak, Wintersemester 1937/38 (Vorderseite), Foto: Katharina Kniefacz (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Herbert Pollak, Wintersemester 1937/38 (Rückseite), Foto: Katharina Kniefacz (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Herbert Pollak, Sommersemester 1938 (Vorderseite), Foto: Katharina Kniefacz (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Herbert Pollak, Sommersemester 1938 (Rückseite), Foto: Katharina Kniefacz (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Herbert Pollak, Wintersemester 1935/36 (Vorderseite), Foto: Katharina Kniefacz (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Herbert Pollak, Wintersemester 1935/36 (Rückseite), Foto: Katharina Kniefacz (c) Archiv der Universität Wien
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