Geb. am: | 01. Jänner 1893 |
Fakultät: | Philosophische Fakultät |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Melitta POHORILLE (geb. KOHN), geb. am 1. Jänner 1893 in Wolica, Galizien/Österreich-Ungarn [Wolica/Polen] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Julius Kohn (Kaufmann aus Lemberg [Lwów/Lwiw|Львів]). Sie hatte 1914 am Gymnasium Radautz, Bukowina/Österreich-Ungarn [Rădăuți/Rumänien] die Reifeprüfung (Matura) abgelegt und 1915 in Wien den angehenden Rechtsanwalt Dr. Emanuel Pohorille (1890–1982) geheiratet, der im Juni 1914 an der Universität Lemberg zum "Dr.iur." promoviert hatte. Kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges kam im Mai 1918 ihr Sohn Eryk Jerzy (1918–1933) zur Welt. Ihr Mann eröffnete 1927 in Wien eine eigene Kanzlei in Wien 1, Postgasse 11, später in Wien 1, Fischhof 3, und sie wohnten in Wien 9, Rossauerlände 21/III/10. Melitta Pohorille hatte 1932 an der Frauenakademie studiert und begann ab dem Wintersemester 1934/35 als außerordentliche Hörerin an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien Geschichte zu studieren und war zuletzt im Sommersemester 1938 im 8. Studiensemester inskribiert.
Sie wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.
Ihr Ehemann erhielt als Rechtsanwalt im Mai 1938 in Wien ein Vertretungsverbot und wurde aus der Rechtsanwaltsliste gestrichen. Melitta Pohorille emigrierte mit ihm noch im Juni 1938 nach Palästina [Israel] wo sie in Jerusalem lebten und er als Rechtsanwalt arbeitete. Sie konnte unter den Bedingungen der Emigration ihr bisheriges Leben und ihre Studien nicht weiter fortführen, arbeitete in den 1940ern als Kunststickerin und unterrichtete Stickerei und Spitzenklöppeln und erkrankte ab 1952 zunehmend psychisch schwer und verbrachte mehrere Jahre in Psychiatrischen Kliniken, ehe sie Ende der 1960er Jahre starb, lange Jahre vor ihrem Mann, der am 5. Juni 1982 in Jerusalem starb.
An sie wird an der Universität Wien im "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" (2009) erinnert und auch auf dem "Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien | Wenn Namen leuchten" (2022).
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1934-1938; OeStA/AdR/E-uReang/FLD 10182, /FLD 21340, /AHF Pohorille Emanuel 1890, Hilfsfonds/Abgeltungsfonds 1245; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 449; SAUER/REITER-ZATLOUKAL 2010, 268; POSCH/FUCHS 2022, 135–136; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 07/2021.
Herbert Posch