Leopold Plaschkes
Geb. am: |
13. März 1884 |
Fakultät: |
Juridische Fakultät |
Kategorie: |
Doktorgradaberkennung |
Leopold PLASCHKES, geb. am 13. März 1884 in St. Pölten/Niederösterreich, gest. am 4. Mai 1942 in Tel Aviv/Palästina [Israel], Sohn von Hermann Plaschkes (Lederhändler in der Kremsergasse 14 in St. Pölten/NÖ) und Rosa, geb. Toch, hatte von 1903 bis 1907 an der Universität Wien Rechtswissenschaften und internationales Finanzwesen studiert und am 24. März 1908 an der Juridischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Dr. iur. erworben.
Im Nationalsozialismus wurde ihm am 17. November 1942 der akademische Grad aus rassistischen Gründen (posthum) aberkannt, da er im Nationalsozialismus 'als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig' galt, was am 27. November 1942 im Reichsanzeiger Nr. 279 verlautbart wurde. Erst 66 Jahre nach der Aberkennung und sehr lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm der Doktorgrad 2008 wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für 'von Anfang an nichtig' erklärt.
Er wurde Anwalt (Eintrag in die Wiener Advokatenliste am 4. Februar 1915, Kanzlei Wien 1., Schottenring 31) war gleichzeitig aktiv in der Unterstützung jüdischer galizischer Kiregsflüchtlinge und Vorsitzender der Lese- und Redehalle jüdischer Studenten in Wien. Ab 1918 gehörte er dem Vorstand der jüdischen Stadtschutzwache an, war 1919 Mitbegründer der zionistischen "Wiener Morgenzeitung" und war ab 1919 Mitglied des Wiener Gemeinderat, erst für die Jüdische Volkspartei, dann für Jüdische Wahlgemeinschaft (bis 1927). Er gehörte 1919-1928 dem Vorstand der IKG an, und neben seinem Engagement im jüdischen Gemeindeleben – auch im Bereich der Rechtshilfe für jüdische Gemeindemitglieder – war Plaschkes auch im öffentlichen Bereich aktiv, etwa als Herausgeber diverser deutsch-jüdischer Zeitungen und versah verschiedene Funktionen in zionistischen Vereinigungen.
Plaschkes war einer der prominentesten Zionisten der Wiener jüdischen Gemeinde und fungierte als Präsident des Zionistischen Landesverbands und Vorstandsmitglied des Verbandes radikaler Zionisten. Seine Ehefrau Lea Charlotte, geb. Trautmannn (1888-1959) war ebenfalls in zahlreichen zionistischen Gremien in Wien tätig. Gemeinsam hatten sie zwei Söhne: Michael (1924) und Robert (geb. 1926).
Leopold Plaschkes, der im Frühjahr 1938 im Rothschildspital lag, konnte trotz Krankheit seine Emigration relativ rasch organisieren. Die neuen nationalsozialistischen Machthaber setzten ihn 1938 noch als eines von acht Mitgliedern eines Beirats ein, der dem Leiter der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Josef Löwenherz, zur Seite gestellt wurde.
Von seinen Geschwistern Angela, Jakob, Samuel und Siegfried gelang nur letzteren beiden 1938 die Emigration. Er konnte noch 1938 gemeinsam mit seiner Ehefrau und den beiden Söhnen nach Palästina emigrieren, wohin er bereits 1919 und 1933 erste Reisen unternommen hatte. Dort wurde er Präsident der Union der Alten Zionisten, gründete die deutsch-jüdischer Zeitung "Jüdischer Weg", verfasste Artikel und Kommentare zu jüdschen Themen, gehörte dem Präsidium der Hitachduth Olej Germania ve Austria (HOGOA) an und nahm 1939 am 21. Zionistenkongress in Genf/Schweiz teil. Auch seine Frau gehörte dem Vorstand der HOGOA und der Allgemeinen Zionisten an.
Leopold Plaschkes starb am 4. Mai 1942 in Tel Aviv nach langer Krankheit. (Seine Witwe überlebte ihn um 17 Jahre und starb 1959).
Lit.: Archiv der Universität Wien: Rektorat GZ 118 ex 1941/42 ONr. 88, IUR Promotionsprotokoll 1903–1908 Nr. 1482, Ausbürgerungsliste im Dt. Reichsanzeiger Nr. 203 vom 1. September 1941; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Finanzen/VA 29212; Evelyn ADUNKA, Exil in der Heimat. Über die Österreicher in Israel, Innsbruck, Wien u.a. 2002, 175-180; ÖBL 1980, 117; POSCH 2009, 275, 457; SAUER/REITER-ZATLOUKAL 2010, 267f.; freundlicher Hinweis von Dr. Benjamin Gril, INJÖSt 04/2019.
Katharina Kniefacz, Herbert Posch