Geb. am: | 14. Oktober 1876 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene WissenschafterInnen |
Richard VOLK, geb. am 14. Oktober 1876 in Lundenburg/Mähren [Břeclav/Tschechische Republik] als Sohn von Alois (1847-1927) und Rosa Volk, gest. am 14. September 1943 in Mexico City, war 1938 Dozent für Dermatologie und Syphilidologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.
Er hatte an der Universität Wien Medizin studiert und hier auch 1900 zum Dr.med.univ. promoviert. Anschließend war er an den I. Medizinischen Univ.-Klinik (Prof. Hermann Nothnagel), an der II. Univ.-Frauenklinik (Prof. Friedrich Schauta), sowie bei den Professoren Wagner und Lang tätig. Er forschte in der Schweiz (Bern) und Frankreich (Paris) zu Fragen der Dermatologie und wurde, zurück in Wien, Univ.-Ass. an der II. Abt. für Haut- u. Geschlechtskrankheiten des Wiener Allgemeinen Krankenhauses. Ab 1908 leitete er bereits diese Abteilung.
1912 habilitierte er sich und wurde Privatdozent für Dermatologie und Syphilidologie und 1921 wurde ihm der Titel eines a.o.Professors zuerkannt. Ab 1918 war er bereits Primararzt der Lungenheilstätte im Wilhelminenspital (er wohnte in Wien 8., Langegasse 63). Er war Träger zahlreicher Kriegsauszeichnungen wie auch von Verdienstorden, war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, Mitglied der Wiener Dermatologischen Gesellschaft und der Wiener Gesellschaft der Tuberkulose-Ärzte. Er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Beiträge (u.a. zu Immunitätslehre und Hauttuberkulose) und verfasste das Handbuch der Lichttherapie (1927).
Er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt und am 22. April 1938 seines Amtes enthoben, seine Venia legendi wurde widerrufen und er wurde von der Universität Wien vertrieben.
Es musste mit seiner Familie aus Wien fliehen und es gelang ihnen 1939 nach Mexico City/Mexiko zu emigrieren, wo er gemeinsam mit seiner Frau - er war seit 1908 verheiratet mit der Ärztin Dr. Else Friedland (1880-1953) - eine Privatpraxis betrieb. Er wurde Mitglied der Dermatologischen Gesellschaft Mexiko, und erhielt Ehrendoktorate der mexikanischen Universitäten von San Luis Potosi und Guadalajara.
Seine Frau, Dr. Else Volk-Friedland, war am 21. März 1880 in Wien geboren, hatte dort das Mädchengymnasium des Vereins für erweiterte Frauenbildung besucht und 1899 maturiert. Sie hatte Medizin studiert - eine der ersten Frauen denen dies erlaubt wurde - und 1905 zur Dr. med.univ. promoviert. Sie hatte bis 1907 bei Prof. Heinrich Obersteiner am Neurologischen Institut in Wien gearbeitet. Trotz ihres offensichtlichen Interesses für Psychiatrie und Neurologie - sie war das einzige weibliche Mitglied der Wiener Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie und nahm an einschlägigen Veranstaltungen teil - hatte sie sich 1907 als praktische Ärztin etabliert und in Wien 1., Kärntnerstraße 28 eine Ordination für Männer- und Frauenkrankheiten eröffnet. Außerdem hatte sie ab den Schuljahr 1905/06 das Fach Hygiene an der Schwarzwald-Schule unterrichtet und war 1912 vom Verein zur Förderung der höheren kommerziellen Frauenbildung zur Schulärztin in seinen Instituten ernannt worden. Sie blieb auch nach ihrer Eheschließung 1908 und der Geburt ihres Sohnes Georg Heinrich 1910 und ihrer Tochter Eva Franziska 1912 als Ärztin tätig und war ab 1919 Leiterin eines Kinder-Ambulatoriums. Sie war auch publizistisch tätig und veröffentlichte u.a. zahlreiche Artikel zur Frauengesundheit für die Zeitschrift "Die Frau und Mutter".
Nach der Flucht der Familie nach Mexiko 1939 und dem Tod ihres Mannes 1943 führte sie die bis dahin gemeinsame Praxis alleine weiter und engagerte sich für die deutschsprachige Exilliteratur in Lateinamerika. gründete mit der ebenfalls aus Wien nach Mexiko emigrierten Medizinerin und Sexualreformerin Marie Frischauf-Pappenheim, Bruno Frei, Leo Katz und Egon Erwin Kisch den Exilverlag "El Libro Libre (Das freie Buch)" und war auch als Schriftstellerin, Übersetzerin und Malerin in Mexiko aktiv. Sie gestaltete auch zahlreiche Radiosendungen in Mexiko, u. a. im Oktober 1943 "Das Wiener Burgtheater", im April 1944 "Die österr. Literatur", im September 1944 "Österreichische Literatur", im Juli 1945 "Warum lieben wir Mexico", im September 1945 "Theaterkultur in Österreich" und verfasste mehrere Artikel in den Exilperiodika "Freies Deutschland" und "Demokratische Post" und war Vizepräsidentin der "Accion Republicana Austriaca" in Mexico (ARAM). Im mexikanischen Verlag Prometeo erschien 1946 ihr Roman "Cristo y el Judia", in dem sie sich mit dem katholischen Antisemitismus auseinandersetzt. Sie starb am 27. Februar 1953.
Dr. Richard Volk starb am 14. September 1943 in Mexico City an einem Schlaganfall.
Am 9. September 1953 wurde zum Andenken an Richard Volk eine Büste beim Lupuspavillon im Wilhelminenspital in Wien 16 errichtet, den er ab 1918 20 Jahre geleitet hatte. 2008 wurde an der Medizinischen Universität sein Name in dem "Brunnen der Erinnerung" und in den VanSwietenBlog über die 1938 vertriebenen MedizinerInnen aufgenommen, sowie an der Universität Wien in das "Gedenkbuch der Opfer des Nationalsozialismus an der Universität 1938".
Lit.: Archiv der Universität Wien/Personalbogen S 304.1324, Foto 106.I.1591; Niedergelassene Ärztinnen 1910; FISCHER 1933, 1626; MERINSKY 1980, 273-274; Christian KLOYBER, Österreichische Intellektuelle in Mexiko, in: STADLER II.1 1988 [2004], 1004-1011; MÜHLBERGER 1993, 34; FEIKES 1999; Dietrich von ENGELHARDT (Hg.), Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner 2, München 2002, 656; BLUMESBERGER 2002, 1414f.; Ariadne|ÖNB, Frauen in Bewegung; BOLBECHER/KAISER 2002, 663f.; UB MedUni Wien/van Swieten Blog; KOROTIN 2016, 3410f.; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2023.
Herbert Posch