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Otto Abeles

Geb. am: 01. Mai 1879
Fakultät: Juridische Fakultät
Kategorie: Doktorgradaberkennung
Otto ABELES, geb. am 1. Mai 1879 in Rohatetz bei Nikolsburg, Mähren/Österreich-Ungarn [Rohatec/Tschechische Republik], gest. am 25. Mai 1945 in Buchenwald/Kommando Tröglitz. Er hatte in Brünn, Mähren/Österreich-Ungarn [Brno/Tschechische Republik] 1898 maturiert und begann anschließend an der Universität Wien Rechtswissenschaften zu studieren und hatte am 22. Dezember 1905 an der Juridischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Dr. iur. erworben. Er war Jurist und Publizist, hatte 1908 in Krakau Mindel/Minna, geb. Dembitzer geheiratet und arbeite als Jurist der Kaiser Ferdinands-Nordbahn (ab 1918: Österreichische Bundesbahnen|ÖBB) bis Oktober 1928 ("Bahnrat"). Neben seiner juristischen tätigkeit war er publizistisch und politisch aktiv in der zionistischen Bewegung. Er war Mitbegründer der zionistischen Studentenverbindung Veritas und der zionistischen Bewegung in Mähren und von 1915-1921 Mitherausgeber des "Jüdischen Nationalkalenders" und ab 1919 Mitbegründer, Kulturredakteur und Theaterkritiker der ersten zionistischen Tageszeitung "Wiener Morgenzeitung" in den letzten beiden Jahren des Bestehens der Zeitung (bis 1927) auch Mitherausgeber und Chefredakteur. Otto Abeles publizierte in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften und verfasste auch mehrere Bücher mit Reportagen, Feuilletons und lyrischen Texten, u.a. Jüdische Flüchtlinge (Kriegsbericht, 1918), Die Genesung (Gedichtband, 1920), Besuch in Erez Israel (1926), Zehn Jüdinnen (Sagen und Geschichten, 1931) und Begegnung mit Juden (1936). Er war 1921 Mitglied des Komitees für die Unterstützung des jüdischen Nationalmuseums in Palästina und ab 1928 Delegierter des Keren Hajessod, des Spendenfonds für die jüdische Wiederaufnahme in Palästina und leitete ab 1933 dessen niederländische Büro in Amsterdam wohin er aus Österreich auch im September 1934 auswanderte. 1939 hielt er sich zu einem mehrwöchigen Besuch in Palästina [Isreal] auf, kehrte jedoch wiender in die Niederlande nach Amsterdam zurück. Im Dritten Reich wurden ihm 1940 die Deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt (verlautbart im Deutschen Reichsanzeiger am 9. Dezember 1940), womit er und seine Familie "staatenlos" wurden, und am 8. Mai 1941 wurde ihm aus rassistischen Gründen auch von der Universität Wien der akademische Grad aberkannt, da er im Nationalsozialismus "als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig" galt. In den Niederlanden wurde er im Mai 1944 verhaftet und über das Durchgangslager Westerbork am 19. Mai 1944 in das Konzentrationslagen Bergen-Belsen deportiert und sollte von dort im April 1945 weiter in das Lager Theresienstadt deportiert werden. Sein Zug wurde von der russischen Armee in der Nähe des Dorfes Troebitz, Luckau i. d. Niederlausitz (Frankfurt/Oder), Deutschland, angehalten, die Gefangenen befreit. Otto Abeles hatte zwar Lager und den Transport überlebt, starb aber geschwächt von den Folgen der Haft, zwei Tage nach der Befreiung am 25. Mai 1945 an Flecktyphus und wurde in Tröbitz in einem Gemeinschaftsgrab hinter der Verwaltungskaserne des Steinbruchs "Hansa" beigesetzt. Sein Sohn Benjamin Abeles (geb. 1909 in Wien) hatte am 5. Februar 1936 an der Universität Wien zum "Dr.med.univ." promoviert, war Arzt und emigrierte nach Palästina [Israel], wo er am 6. September 1940 eingebürgert wurde. Erst 62 Jahre nach der Aberkennung und sehr lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde Otto Abales der Doktorgrad am 10. April 2003 feierlich wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung posthum für 'von Anfang an nichtig' erklärt.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Promotionsprotokoll IUR 1922–1931 Nr. 757, Rektorat GZ 1309 ex 1939/40, GZ GZ 1416 ex 1939/40, GZ 140 ex 2002/03; Deutscher Reichsanzeiger Nr. 289 vom 9. Dezember 1940; BOLBECHER/KAISER 2000, 24; BLUMESBERGER 2002, 2; POSCH/STADLER 2005, 65f.; POSCH 2009, 206, 274, 385; ÖBL 2011 (E. Adunka); SILVERMAN 2012, 153; www.joodsmonument.nl; Yad Vashem | Shoah Victims' Names.


Herbert Posch


Otto Abeles, Wiederverleihung vom 10. April 2003, Promotionsprotokoll Juridische Fakultät 1903-1908, Foto: Herbert Posch, (c) Archiv Universität Wien

Otto Abeles, Promotionseintrag mit Aberkennung, Promotionsprotokoll Juridische Fakultät 1903-1908, Foto: Herbert Posch, (c) Archiv Universität Wien

Buchcover Otto Abeles, Besuch in Erez Israel

Buch-Cover Otto Abeles, Jüdische Flüchtlinge, 1918

Abeles Otto_aus RA 1416_3940 Nr 2, Archiv der Universität Wien

Abeles Otto_aus RA 1416_3940 Nr 6

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Abeles Otto_aus RA 1416_3940 Nr 9
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