Universität Wien - Startseite

Ludwig (Louis) Adler

Geb. am: 07. November 1876
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen

Ludwig (Louis) ADLER, geb. am 7. November 1876 in Wien, gest. am 8. August 1958, war 1938 Privatdozent (tit. ao. Prof.) für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.

Er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt und am 22. April 1938 seines Amtes enthoben, seine Venia legendi wurde widerrufen und er von der Universität Wien vertrieben.

Louis Adler war der Sohn von Adolf Adler (Bäckermeister) und Josefine Adler, geb. Wolf, und absolvierte in Wien seine Gymnasialstudien und studierte 1894–1900 an der Universität Wien Medizin, wo er auch am 22. Dezember 1900 als Ludwig Adler an der Medizinischen Fakultät zum "Dr.med.univ." promovierte.
Er arbeitete dann am Allgemeinen Krankenhaus Wien in der I. Medizinischen Univ.-Klinik und der Univ.-Hautklinik sowie am Pathologisch-anatomischen Institut der Universität Wien und ab 1904 an der I. Universitäts-Frauenklinik (Leitung: Friedrich Schauta) war dort ab 1906 Assistent und veröffentlichte 1908 gemeinsam mit Fritz Hitschmann sein grundlegendes Werk "Der Bau der Uterusschleimhaut des geschlechtsreifen Weibes mit besonders Berücksichtigung der Menstruation" (Berlin 1908) wo sie erstmals die zyklischen Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut beschrieben, die im Zusammenhang mit der Menstruationsblutung nachgewiesen werden konnten - die Basis aller weiteren Forschungen Adlers zu den Bereichen Menstruation, Ovulation und pathologische Blutungen.

Er habilitierte sich 1912 für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Universität Wien und hatte am 18. Dezember 1912 in Salzburg auch die konfessionslose Berlinerin Hedwig Joanna Bertha Quant (1884-?) geheiratet.
1913 übernahm er die Leitung der Radiumstation der ersten Universitäts-Frauenklinik, forschte zur Strahlentherapie des Gebärmutterkarzinoms und erarbeitete sich einen hervorragenden Ruf als Operateur (vaginale radikale Hysterektomie). Er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten (u.a. "Wöchnerinnenpflege", 1917; "Die Radiumbehandlung maligner Tumoren in der Gynäkologie", 1919; "Die Pflege der Frau in der Schwangerschaft, im Wochenbett und bei Frauenkrankheiten", 1921; "Physiologie des Ovarium", 1929 u.a.).

1919 wurde ihm der Titel – aber nicht die Funktion – eines außerordentlichen Professors ("tit.ao.Prof.") an der Universität Wien verliehen.
1921-1933 war er Primarius der gynäkologischen Abteilung im Wilhelminenspital, 1933-1934 Primarius am Krankenhaus Rudolfstiftung, 1934-1938 Primarius und Vorstand am Bettina-Stiftungs-Pavillon des Kaiserin-Elisabeth-Spitals, Wien, ab 1936 auch mit dem Titel "Hofrat".

Als er nach dem "Anschluss" mit seiner Frau und seiner 1925 geborenen Tochter Dorothea (Dorle Nichols) aus Wien fliehen musste, konnte er rechtzeitig in die USA emigrieren. Sie reisten über LeHavre/Frankreich mit der SS Ile de France nach New York City, NY, wo sie am 19. April 1938 ankamen. Sie lebten anfangs in Yonkers, NY, später 60 Fanshaw Avenue, Yonker, Westchester, NY, später in 24 5th Avenue, Manhattan, New York City, NY.

Dort arbeitete er fortan am Beth Israel Hospital und am St. Claire's Hospital, beide in New York und wurde am 4. November 1943 U.S.-Staatsbürger. Er ging erst 80-jährig 1956 in den Ruhestand.
Er war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften, war Obmann der Geburtshilflich-Gynäkologischen Gesellschaft Wien gewesen, war Mitglied der American Association of Obstetricians and Gynecologists, der New York County Medical Society, der Medical Society of the State of New York, der American Medical Association und u.a. auch Ehrenmitglied des British Congress of Obstetrics and Gynecology (1934), der Geburtshilflich-gynäkologischen Gesellschaft in Edinburgh (1934), der Sociedad de Obstetricia y Gynecologia de Buenos Aires (1935), der British Association of Obstetrics and Gynecology, der Wiener Gesellschaft der Ärzte (1947), der Schwedischen Medizinischen Gesellschaft (Svenska Läkaresällskapets) und der American Association of Gynecologists and Abdominal Surgeons.

Prof. Dr. Lous Ludwig Adler starb am 8. August 1958 in New Milford, Litchfield County, CT/USA.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale 1894-1900, Promotionsprotokoll MED VIII (1898-1904), Personalakt MED PA 949, Personalblatt S 304, Rektorat GZ 680/I+II ex 1937/38, 677 ex 1937/38; FISCHER 1932/1933, 300; MERINSKY 1980, 3-4; RÖDER 1983, 13; STADLER I 2004 [1987], 370; MÜHLBERGER 1993, 18; UB MedUni Wien/van Swieten Blog; New York State Journal of Medicine 1958, 3013; www.genteam.at, www.familysearch.org; www.ancestry.de; wikipedia;  freundlicher Hinweis von Helga Henriette Zeinler-Kareis, Wien 06/2022.

Herbert Posch

Für Fragen oder Kommentare zu dieser Person benützen Sie bitte unser: » Feedback-Formular.