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Kurt Adel

Geb. am: 21. Mai 1920
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende
Kurt ADEL, geb. am 21. Mai 1920 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Ing. Emil Adel (gest. 1963, Postbeamter) und Antonia Maria Adel (geb. Kühnl, gest. 1967), wohnte in Wien 4, Goldegggasse 20/III/8, hatte 1938 am Elisabethgymasium [Rainergymnasium] in Wien 5., Rainergasse 39, die Reifeprüfung (Matura) erfolgreich abgelegt und begann im Sommersemester 1939 an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien Germanistik, Anglistik und Romanistik zu studieren. Er war römisch-katholisch, galt aber nach NS-Kriterien als Enkel eines jüdischen Totengräbers als "Mischling 1. Grades" und konnte daher nur unter dem Vorbehalt des jederzeitigen Widerrufs anfangs im Nationalsozialismus noch studieren. Bereits im dritten Studiensemester war er 1. Trimester 1940 gezwungen, das Studium wieder abzubrechen, da das Berliner Reichserziehungsministerium am 11. April und nochmals am 21. Mai 1940 trotz der Befürwortung durch den Germanisten Prof. Josef Nadler (1884-1969) (er hatte ihm damals bereits ein Dissertationsthema zugeteilt), eine weitere Inskription aus rassistischen Gründen nicht mehr gestattete ("umsomehr als eine Übernahme in den Staatsdienst nicht gegeben ist"). Er musste Arbeits- und Erntedienste leisten und wurde als Lohnverrechner des Bauunternehmens Porr zwangsverpflichtet, verfolgte aber im Selbststudium anhand von Büchern sein Studienziel privat weiter und arbeitete an einer Dissertation "Die isländische Saga und die deutsche Dichtung der Gegenwart", die er sofort nach dem Ende des Nationalsozialismus vorlegte (er inskribierte im Sommersemester 1945 noch ein letztes Semester). Er trat binnen weniger Wochen erfolgreich zu den Abschlussrigorosen an und legte auch die Lehramtsprüfung für Deutsch und Englisch ab. Sein ursprünglicher Dissertationsbetreuer Nadler, NSDAP-Mitglied, durfte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr lehren, Kurt Adel promovierte daher bei Dietrich Kralik (1884-1959) und Nadlers Assistenten Hans Rupprich (1898-1972) am 15. September 1945 zum Dr. phil. in Germanistik. Er begann 1946 als Gymnasiallehrer für Deutsch und englisch an seiner ehemaligen Schule, dem Rainergymnasium zu arbeiten (bis zu seiner Pensionierung 1985), seine Versuche, sich mit einer Schrift über Johann Karl Wezel an der Universität Wien im Fach Germanistik zu habilitieren scheiterten aber ebenso wie sein Antrag, bei Wiedereinführung der "sup auspiciis Promotionen" 1952 eine solche rückwirkend zu erhalten wurde abgelehnt, da die verbale Beurteilung seiner Dissertation 1945 nachträglich nur als "Gut", und nicht wie erforderlich "Sehr Gut" eingestuft wurde. Trotz dieser schwierigen Ausgangssituation war er ein wichtiger  österreichischer Literatur- und Sprachwissenschaftler. Zu seinen Werken zählen u.a. Darstellungen der österreichischen Jesuiten- und Barockliteratur wie Das Wiener Jesuitentheater und die europäische Barockdramatik (Wien 1960), Enea Silvio Piccolimini (Wien 1962), Gesamtdarstellungen der österreichischen Literatur(-geschichte) wie Vom Wesen der österreichischen Dichtung. Österreichische Dichtung und deutsche Poesie (Wien 1964), Geist und Wirklichkeit. Vom Werden der österreichischen Dichtung (Wien 1967), Aufbruch und Tradition. Einführung in die österreichische Literatur seit 1945 (Wien 1982), Die Literatur Österreichs an der Jahrtausendwende (2001/2003 2. überarb. u. erg. Aufl., Frankfurt/M. 2003), aber auch Arbeiten zu einzelnen Schriftstellern wie Johann Karl Wezel. Ein Beitrag zur Geistesgeschichte der Goethezeit (Wien 1968) oder Franz Xaver Kappus (1883–1966). Österreichischer Offizier und deutscher Schriftsteller (Frankfurt/M. 2006), zu einzelnen Werken wie Die Faust-Dichtung in Österreich (Wien 1971), oder anderen deutschsprachigen Ländern wie Die Literatur der DDR. Ein Wintermärchen? (Wien 1992). Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1985 verliehen, 1987 aus Protest wegen Verleihung dieser Auszeichnung auch an einen Kriegsverbrecher zurückgegeben; 2003 erneut verliehen) und das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (2002). Dr. Kurt Adel starb am 19. Dezember 2009 in Wien und wurde am Wiener Zentralfriedhof bestattet.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1938-1946, Rigorosenakt und -protokoll 16049, Promotionsprotokoll PHIL 1941-1956 Nr. 506, Rektorat GZ 944 ex 1939/40/41, PHIL GZ 743 ex 1939/40 ONr. 1; Viktor SUCHY, Dem Künder von Österreichs Literatur. Kurt Adel zum 70. Geburtstag, in: Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft, Wien 1991, 211–224; Martin G. PETROWSKY, Abschied von Kurt Adel, in: Der Literarische Zaunkönig. Zeitschrift der Erika Mitterer Gesellschaft, Wien 2010, 47; Rathauskorrespondenz vom 23. Mai 2002; Wikipedia.


Herbert Posch


Kurt Adel, Nationale Philosophische Fakultät, Sommersemester 1939, 1. Formular, Vorderseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Kurt Adel, Nationale Philosophische Fakultät, Sommersemester 1939, 1. Formular, Rückseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Kurt Adel, Nationale Philosophische Fakultät, Sommersemester 1939, 2. Formular, Vorderseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Kurt Adel, Nationale Philosophische Fakultät, Sommersemester 1939, 2. Formular, Rückseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Kurt Adel, Nationale Philosophische Fakultät, Wintersemester 1939/40, 1. Formular, Vorderseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Kurt Adel, Nationale Philosophische Fakultät, Wintersemester 1939/40, 1. Formular, Rückseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Kurt Adel, Nationale Philosophische Fakultät, Wintersemester 1939/40, 2. Formular, Vorderseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Kurt Adel, Nationale Philosophische Fakultät, Wintersemester 1939/40, 2. Formular, Rückseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Kurt Adel, Nationale Philosophische Fakultät, 1. Trimester 1940, 1. Formular, Vorderseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Kurt Adel, Nationale Philosophische Fakultät, 1. Trimester 1940, 1. Formular, Rückseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Kurt Adel, Nationale Philosophische Fakultät, 1. Trimester 1940, 2. Formular, Vorderseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Kurt Adel, Nationale Philosophische Fakultät, 1. Trimester 1940, 2. Formular, Rückseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Kurt Adel, PHIL Promotionsprotokoll 1941-1956, Nr. 506 © Archiv der Universität Wien
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