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Berta Adler (Mandl)

Geb. am: 02. Juli 1909
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende
Berta ADLER, geb. 2. Juli 1909 in Krems/Niederösterreich (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich, Religion: mosaisch). Sie war die Tochter von Ing. Dr. Artur Adler, geb. 9. März 1877 in Wien und dort auch heimatberechtigt, der an der Technischen Hochschule Wien von 1896-1902 Bauingenieurwesen studiert hatte und im Oktober 1932 nach 30 Dienstjahren bei der ÖBB in Pension gegangen war und von Ottilie Adler, geb. Ziegler, geb. 2. Februar 1886 in Gratzen/Südböhmen [Nové Hrady/ Tschechische Republik] und bis zur Eheschließung dort auch heimatberechtigt (nach der Heirat in Wien).

Berta Adler wohnte 1938 mit ihren Eltern in Wien 13, Hadikgasse 150/3. Die Wohnung der Eltern wird später "arisiert", sie wohnen 1940 in Wien 1. Biberstraße 14 und werden schließlich am 9. Oktober 1942 von ihrem letzten Wiener Wohnsitz, Wien 2, Weintraubengasse 19/28 nach Theresienstadt deportiert von wo beide am 28. Oktober 1944 nach Auschwitz überstellt wurden - Todesdatum unbekannt.

Berta Adler belegte gleich nach Abschluss der Realschule 1927 den Realschulabsolventenkurs an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (1927/28), war daraufhin mehrere Semester als ao. Hörerin für das Lehramtsstudium in Mathematik und Darstellender Geometrie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien inskribiert (WS 1928/29 bis SS 1930) daraufhin als ordentliche Hörerin an der Technischen Hochschule Wien vom WS 1930/31 bis zum SS 1933, 1932/33 parallel auch wieder an der Universität Wien als ao. Hörerin, ebenso WS 1933/34.

Sie hatte somit die für das Hauptschullehramt erforderlichen Hochschulstudien 1934 beendet und am 13. Dezember 1934 die Lehramtsprüfung erfolgreich bestanden und die Approbation erworben (Darstellende Geometrie und Mathematik als Hauptfach). Sie war seit 7. Jänner 1935 als städtische Hauptschullehrerin definitiv gestellt (unkündbar) und arbeitete an der Mädchenhauptschule Wien 13, Feldmühlgasse 26, wo sie aber seit März 1938 wegen ihrer nichtarischen Abstammung "beurlaubt" war.

Als ehemalige Realschulabsolventin war ihr das phil. Doktorat erst nach Ablegung der vorgeschriebenen Ergänzungsprüfungen zugänglich, die sie am 1. Oktober 1937 mit "gut" bestand. Zu Beginn des Wintersemesters 1937/38 wurde ihr zugesagt, dass ihr nach der Inskription weiterer zwei Semester (sie hatte bereits 12 Hochschulsemester absolviert) und Vorlage einer Dissertation das Absolutorium ausgestellt werden könnte. Im Sommersemester 1938 waren diese beiden Semester absolviert und die Dissertation im Entwurf fertiggestellt. Sie ersuchte daher am 6. Mai 1938 um die Ausstellung des Absolutoriums, um sich zu den Rigorosen anmelden zu können und anschließend zu promovieren. Sie legte auch Geburts- und Heimatschein, Übersicht des Studienganges und die Geburtsscheine beider Eltern bei.

Am 21. Mai 1938 reichte sie ihre Promotionsunterlagen ein und ersuchte um Anrechnung der an der Technischen Universität als ordentliche Hörerin und an der Universität Wien als außerordentliche Hörerin verbrachten Semester einzurechnen.

Die zuständige Kommission, bestehend aus den Professoren Richard Meister, Heinrich von Srbik, Dietrich Kralik, Egon Schweidler, rechnete am 23. Mai die absolvierten Semester intern an, am 24. Juni wurde dies auch vom zuständigen Unterrichtsministerium bestätigt und sie wurde zu den Rigorosen zugelassen. Erst kurz zuvor hatte Staatskommissar Plattner mit Erlass vom 20. Juni 1938 entschieden, dass jene jüdischen Studierenden, die bereits das Absolutorium erhalten hatten, nun doch bis zum Ende des Studienjahres 1937/38 (d. h. 31. Oktober 1938, später verlängert bis 31. Dezember 1938) zu den Abschlussprüfungen zugelassen werden dürften, was vom Rektor am 22. Juni per Anschlag und über die Medien kundgemacht wurde.

Sie bestand am 27. Oktober 1938 das erste Rigorosum, ihre Dissertation 'Rechnerische und zeichnerische Bestimmung der Resonanz-Frequenzen und -Werte bei verschiedener Anordnung von Spule, Kondensator und Widerstand' wurde am 14. Jänner 1939 noch approbiert - sie konnte aber nicht mehr promovieren. (Dissertationsbetreuer: Ludwig Flamm, Egon Schweidler).

Sie wird in den gedruckten Promotionsverzeichnissen der Universität mit dem Titel ihrer Dissertation als Absolventin geführt, da hier alle approbierten Dissertationen aufgenommen wurden, was im Normalfall auch mit einer Promotion gleichzusetzen wäre, doch war ihr diese auf Grund ihres Zuschreibung als "Nichtarierin" zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gestattet und sie konnte nie in Wien promovieren. Berta Adler heiratete im Juli 1938 im Wiener Stadttempel Ing. Walter Mandl (geb. 8. Jänner 1909 in Wien als Sohn des Beamten Alfred Mandl, hat 1927-1932 ebenfalls an der Technischen Hochschule in Wien studiert, Maschinenbau, und am 28. März 1932 die II. Staatsprüfung bestanden), und konnte mit ihm Österreich noch verlassen und nach London/England emigrieren, wo sie eine Zeit lang wohnte, bevor sie zu ihrem Mann Walter in die Türkei zog, wo dieser als technischer Zeichner in der Zuckerindustrie arbeitete. 1948 gingen beide zusammen mit der Tochter Berta und einem jüngeren Sohn in die USA. Berta Mandl, geb. Adler, starb am 28. Oktober 1982 in den USA, zwei Jahre nach ihrem Mann.

Lit.: Archiv der Universität Wien, Nationale PHIL 1927-1938, Rigorosenakt und -protokoll PHIL 14567; Wiener Stadt- und Landesarchiv/Historisches Meldearchiv/Anfragebeantwortung MA 8 – B-MEW-3633/2012 vom 11. Juni 2012; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 354; DÖW 2001; www.yadvashem.org [März 2006]; freundlicher Hinweis von Tochter Berta Adler, USA 2012; freundliche Hinweise von Dr.in Juliane Mikoletzky, Archiv Technische Universität Wien, 2012.


Herbert Posch


Nationale von Berta Adler, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Berta Adler, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Berta Adler, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Berta Adler, Sommersemester 1938 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Berta Adler, Ansuchen um Semesteranrechnung 1938 und Zulassung zur Promotion, Foto: Herbert Posch, (c) Archiv Universität Wien
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