Universität Wien - Startseite

Erich Urbach

Geb. am: 29. Juli 1893
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen

Erich URBACH, geb. am 29. Juli 1893 in Prag, Böhmen/Österreich-Ungarn [Praha/Tschechische Republik] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), war 1938 Privatdozent für Haut- und Geschlechtskrankheiten an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.

Er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt und am 22. April 1938 seines Amtes enthoben, seine venia legendi wurde widerrufen und er wurde von der Universität Wien vertrieben.

Er hatte am 28 November 1919 an der Universität Wien zum "Dr.med.univ." promoviert und heiratete am 29. Juli 1921 die Ärztin Dr. Josefa Kronstein (1895-1981) und sie hatten zwei Söhne: Friedrich/Frederick (1922-2004) und Hans/John Urbach (1924-?). Erich Urbach arbeitete an der Inter­nen Abt. und an der Hautabteilung des Wiener All­gemeinen Krankenhauses und an der Hautklinik in Breslau, war Assistent an der Hautabteilung des Rothschild­spitales in Wien und habilitierte sich 1929 für Dermatologie und war neben seiner Dozentur Assistent an der II. Universitätsklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten der Universität Wien sowie auch Primararzt am Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft. Mit seiner Frau Dr. Josefa Urbach hatte er auch eine gemeinsame Privatpraxis eröffnet, er als Facharzt für Dermatologie und Allergien, sie als Fachärztin für Röntgenologie, Diagnostik und Therapie - anfangs in Wien 1., Gonzagagasse 12, ab 1937 in Wien 1., Schottenring 7. Seit 1932 war er auch Mitglied der Freimaurerloge "B´nai Brith" in Wien.
Er publizierte u.a. Klinik u. Therapie d. allergischen Erkrankungen (1935), Das Heufieber und seine Behandlung (1937) und Hautkrankheiten u. Ernährung.

Nach dem "Anschluss" musste er aus Wien fliehen und reist umgehend nach London/Großbritannien, wo er am 28. März ein Touristenvisum für die USA erhielt und am 30. März 1938 von Southampton mit der SS Queen Mary in die USA reiste, wo er am 4. April 1938 in New York City, NY, ankam. Er reiste aber nicht wie ursprünglich angegeben zurück nach England, sondern weiter nach Kuba, wo er abwartete, bis er in Havanna ein "non-quota visa" erhalten konnte und reiste dann per Flugzeug am 31. Mai 1938 von Havanna/Kuba nach Miami, FL/USA nunmehr mit dem offiziellen Wunsch, sich permanent in den USA niederzulassen. Seiner Frau und seinen Kindern gelang es am 1. August 1938 in der amerikanischen Botschaft in Wien Affidavits und Visa zu erhalten und sie reisten am 5. August 1938 von LeHavre/Frankreich mit der SS Georgic in die USA, wo sie am 14. August 1938 in New York City, NY, ankamen.
Erich Urbach ließ sich mit seiner Familie schließlich in Elkins Park, Philadelphia, PA, nieder, wo er Leiter des Allergie-Departments des Jewish Hospital und Associate Professor für Dermatologie an der University of Pennsylvania wurde und wo er mit seiner Frau wieder gemeinsam eine eigene Praxis für Dermatologie und Radiologie aufbaute. 1943 erhielten sie die U.S. Staatsbürgerschaft.
Seine beiden Söhne wurden ebenfalls Mediziner - Friedrich/Frederick (1922-2004), wurde Arzt und später Direktor des Science Center Skin and Cancer Hospital der Temple University und auch John H. Urbach (1924-?), wurde Arzt und später Professor für Dermatologie am Medical College of the University of Pennsylvania.

Dr. Erich Urbach starb nach kurzer schwerer Krankheit erst 53-jährig am 17. Dezember 1946 in Philadelphia, PA/USA und wurde am dortigen Chelten Hills Cemetery bestattet.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Promotionsprotokoll MED 1919–1923 M33.11, Senat S 304.1308, Rektorat GZ 677 ex 1937/38, GZ 680/I+II ex 1937/38, Personalstand 1937/38, 45; Österreichisches Staatsarchiv OeStA/AdR E-uReang/VVSt/VA 41108, OeStA AdR E-uReang Hilfsfonds Abgeltungsfonds 8645, OeStA AdR E-uReang FLD 11894; Wiener Stadt- und Landesarchiv WStLA 1.3.2.119.A41 244 N, 111, Bezirk 1  Vermögensentziehungsanmeldung; MERINSKY 1980, 271-272; STADLER II 2004 [1988], 766-793, 776; MÜHLBERGER 1993, 34; BLUMESBERGER 2002, 1400; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2023; UB MedUni Wien/van Swieten Blog; www.genteam.at; www.ancestry.de; www.myheritage.at; www.findbuch.at.


Herbert Posch


Dr. Erich Urbach, um 1940
Für Fragen oder Kommentare zu dieser Person benützen Sie bitte unser: » Feedback-Formular.